CIO des Jahres


CIO Thomas Reitz

So standardisiert die Norma Group ihre globale IT

300 Server, 700 TB Daten und 8.000 Mitarbeiter, alles das gilt es weltweit technisch unter einen Hut zu kriegen. Dafür braucht es ein offenes Ohr und einen wachen Verstand.
  • CIO des Jahres 2024 - Finalist in der Kategorie Mittelstand
  • Globales Service-Modell nach dem Follow-the-Sun-Ansatz
  • 1.600 Alt-Systeme auf 340 reduziert
Thomas Reitz ist CIO der NORMA Group.
Thomas Reitz ist CIO der NORMA Group.
Foto: Thomas Reitz

Unscheinbar, aber unverzichtbar: Verbindungselemente der Norma Group kommen überall dort zum Einsatz, wo Leitungen verbunden und Flüssigkeiten geleitet werden - zum Beispiel in Systemen zur Wasserversorgung und zur Bewässerung, in Fahrzeugen, Schiffen, Zügen und Flugzeugen sowie in Landmaschinen und Gebäuden. Weltweit beschäftigt das Unternehmen über 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen mehr als 600 ihren Arbeitsplatz in Deutschland haben.

Einer von ihnen ist Thomas ReitzThomas Reitz, Executive Vice President IT & BPM / Group CIO der Norma Group. Mit seinen knapp 200 IT-Mitarbeitenden sieht er sich vor allem als Treiber von InnovationInnovation und Transformation für sein Unternehmen sowie als Förderer des "echten" Digitalisierungsgedankens. Profil von Thomas Reitz im CIO-Netzwerk Alles zu Innovation auf CIO.de

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Dafür ist Präsenz gefragt - remote und lokal. Thomas Reitz hat ein globales Service-Modell aufgebaut, mit Hubs in drei Zeitzonen, die nach dem Follow-the-Sun-Ansatz funktionieren. Das bedeutet, dass rund um die Uhr lokale Experten aus allen IT-Disziplinen für den IT-User-Support zur Verfügung stehen. IT-Experten sitzen zudem in Innovation-Circle und begleiten Digitalisierungsprojekte vor Ort.

Damit ein solches transformatives Unterfangen international gelingen kann, ist vor allem die eigene Einstellung wichtig, betont der CIO: "Sei offen und mutig. Schaue über den Tellerrand hinaus. Höre aktiv zu, lerne verschiedene Branchen und Kulturen kennen." Auch die Auswirkungen von Technik auf die Menschen müsse man Reitz zufolge immer im Blick behalten. "Hinterfrage den Status Quo, lerne von den Besten, während du kritisch mit Hype-Themen, wie zum Beispiel AI, umgehst, um fundierte Entscheidungen zu treffen", lautet sein Credo.

3 Prinzipien die Digitalisierung umzusetzen

Für die DigitalisierungDigitalisierung bei Norma hat der CIO die IT des UnternehmensUnternehmens nach den drei Prinzipien Cloud First, Standardization First und Security First aufgebaut. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Top-Firmen der Branche Industrie

  • Cloud First: Norma setzt auf eine strategische Partnerschaft mit MicrosoftMicrosoft statt auf die SAP-Branchenlösung für die Automobilindustrie. Sie nutzen Microsoft 365, Dynamics 365 und Sicherheitslösungen wie Defender und Sentinel, um die digitale Transformation voranzutreiben. Alles zu Microsoft auf CIO.de

  • Standardization First: Globale, harmonisierte Geschäftsprozesse und eine schlankere IT-Landschaft werden durch StandardisierungStandardisierung und Ausrichtung an ITIL-Prinzipien erreicht. Das zentrale Projekt der letzten zwei Jahre ist das "NEMo365 Program", welches ein global gültiges Prozesstemplate und ERP-System umsetzt. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

  • Security First: Dank eines Automatisierungskonzepts und eines eigenen Security Operations Center (SOC) Teams gab es in den letzten zehn Jahren keine Security Incidents trotz täglicher CyberangriffeCyberangriffe. Alles zu Security auf CIO.de

BPM als Treiber des IT-Erfolgs

Ein wesentlicher Beitrag zu Normas digitaler Transformation leisten IT und das 2020 initiierte Business Process ManagementBusiness Process Management (BPM) Team gemeinsam. Die Business Process Excellence Manager unterstützen alle Unternehmensbereiche, um das Verständnis für Applikationen und Prozesse, sowie Prozess- und Datenqualität zu verbessern und zu harmonisieren. Alles zu Business Process Management auf CIO.de

"Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Fachbereichen wurden bedeutende IT- und Digitalisierungserfolge erzielt", berichtet Reitz. Während das BPM-Team 1.600 Alt-Systeme auf 340 reduzierte, schuf das IT-Team den neusten, technologischen Standard. Beispielhaft hierfür ist die Migration von 300 Servern mit über 700 TB Daten nach Microsoft Azure. Der Produktionsstandort Lithia Springs wurde auf eine serverlose Umgebung umgestellt, was Kosten senkte und die CO2-Bilanz verbesserte. .

Weiterhin hat die Einführung von Cloud-Software wie BIC Process Designer und Adobe Commerce die Prozesse global optimiert, zieht der CIO in Sachen Cloud First Bilanz.

Auch Normas IT-Sicherheitsbestreben und Transformationsprojekte zahlen sich aus, verzeichnet das Unternehmen doch seit zehn Jahren keine schadensverursachenden Sicherheitsvorfälle. Dies liegt Reitz zufolge vor allem am SOC-Team, das KI und Automatisierung nutzt und monatlich 10 TB an Sicherheitsdaten analysiert. Hierbei tragen Dashboards und eine "Zero Trust"-Strategie zur Steuerung der Sicherheitslage bei. Zudem wurde die IT-Security durch die Umstellung auf Single Sign-On (SSO) für alle relevanten Apps erhöht.

So gelingen Stabilität der IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit unter wirtschaftlichen Aspekten, resümiert Reitz.

Die menschliche Note

CIO Reitz legt als Führungskraft besonderen Wert auf soziale Fähigkeiten wie Offenheit, Ehrlichkeit, Respekt und Vertrauen. Neben seinem Fokus auf Digitalisierung und Transformation bleibt für ihn der menschliche Aspekt zentral. Er sieht es als seine Aufgabe, sein Team fachlich weiterzuentwickeln, zu motivieren und zur Eigenverantwortung zu führen.

Reitz betont die Herausforderung, Menschlichkeit und Motivation in einem globalen, kulturell vielfältigen Team zu bewahren, und setzt auf respektvollen Umgang auf Augenhöhe. Er hinterfragt kritisch, prüft Trends und sieht sich als Sparringspartner und Mentor, der seinen Führungsstil kontinuierlich reflektiert. Dieses Vorgehen scheint Früchte zu tragen, weist sein Team doch seit mittlerweile zehn Jahren nur minimale Fluktuation auf.

Die 3 Säulen des Erfolges

Neben der menschlichen Führung basiert die erfolgreiche Transformation bei der Norma Group auf drei Erfolgsfaktoren:

  1. Verantwortungs-Change: Die globale IT wurde durch die Gründung des Business Process Managements gestärkt. Das 21-köpfige BPM-Team analysierte global alle Prozesse und Anwendungen. Dadurch wurde die Notwendigkeit einer standardisierten globalen Steuerung ersichtlich. Das Resultat daraus war ein einheitliches ERP-Standardtemplate für die wichtigsten Prozess-Domänen.

  2. Technologie-Change: Norma setzte auf eine Cloud-basierte IT-Infrastruktur. Die Entscheidung zugunsten des ERP-Systems D365 (F&O) von Microsoft fiel, da es sich nahtlos in die bestehende M365 und IT-Sicherheitsinfrastruktur integriert lässt.

  3. NEMo365: Prozess- & ERP-Change: Seit 2022 läuft die "Rollout Factory", bei der 33 von 42 Standorten bereits erfolgreich auf das NEMo365-System umgestellt wurden. Trotz pandemiebedingter Herausforderungen verliefen die Rollouts größtenteils remote und ohne größere Störungen.

"Mit der Implementierung eines Cloud-basierten, global gültigen Prozess- und Applikationsmodells haben wir die Norma Group nachhaltig transformiert, profitabler gemacht und für moderne Technologien wie AI vorbereitet", zieht Reitz Bilanz und bleibt bei allen Erfolgen auf dem Boden.

Hypes betrachtet der CIO kritisch und hinterfragend:. "Ich wünsche mir mehr Abgrenzung zwischen Advanced Analytics, Machine Learning, Generativer AI und Artificial General Intelligence. Ich finde, wir brauchen dringend eine differenzierte Betrachtung, um Funktionen, Einsatzgebiete und Potenziale künstlicher Intelligenz besser zu verstehen beziehungsweise zu nutzen."

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