Ergebnisse der CIO-Matinee "Vision und Innovation"
So wird das Jahr 2014
Eine McAfee-Umfrage behauptet, dass neue IT-Projekte in fast der Hälfte der befragten Unternehmen nicht vom CIO angestoßen würden, sondern vom Vorstandschef oder Geschäftsführer. Dennoch halten Sie, Herr Praxmarer, den CIO für fähig, die Innovationsführerschaft zu übernehmen. Was bringt Sie dazu?
Es gibt zwei Gründe, warum der CIO dafür prädestiniert ist. Einmal sind IT und ICT heute die Ausgangsbasis für technologiegetriebene Innovation in allen Bereichen des geschäftlichen und privaten Lebens. Die Chancen und Risiken dieser Innovationen sollte der CIO besser verstehen als seine Vorstandskollegen und Geschäftsbereichsleiter. Dazu kommt: Fast alle Geschäftsprozesse sind heute IT-basiert oder von der IT unterstützt, aber nur wenige Personen im Unternehmen verstehen die gesamte Prozesskette über die einzelnen Unternehmensbereiche hinaus bis zu den Kunden und Lieferanten. Die IT-Organisation ist damit unweigerlich die Abteilung, die mit allen Prozessen zu tun hat und so zu Prozessinnovationen beitragen kann.
Herr Weinrauch: wer kümmert sich bei Premiere um Innovationen?
Innovationen zu neuen Produkten und Services kommen natürlich von den Fachbereichen; da steht die IT primär beratend zur Seite. Kernaufgabe der IT ist es jedoch, neue Marktrends und ProjekteProjekte so weit zu antizipieren, dass die IT-technische Abbildung dann so effizient wie möglich geleistet werden kann. Das beinhaltet zum einen die fortwährende Flexibilisierung und Optimierung der IT-Infrastruktur. Zum anderen müssen wir dafür das Ohr am Kunden, also am Fachbereich, haben, um frühzeitig in neue Trends eingebunden zu sein und Projekte zu sehen, bevor sie entstehen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass alle IT-Initiativen bei Premiere auch in fünf Jahren noch Bestand haben werden, gerade weil wir nicht jedem Hype hinterherhecheln, sondern auf langfristige Business Benefits setzen. Alles zu Projekte auf CIO.de
Herr Praxmarer, Ohr am Kunden - das klingt eher nach Reaktion als nach Aktion. Geht Ihnen das Innovationskonzept von Herrn Weinrauch weit genug oder würden Sie ihm mehr Initiative empfehlen?
In einem Unternehmen mit einem sehr hohen Reifegrad reicht es nicht mehr aus, reaktiv zu agieren. Manche Organisationen haben spezielle Teams ins Leben gerufen - Future Teams, Visions Teams oder was auch immer - und schaffen so innerhalb der IT Freiraum für Sandbox-Projekte, um sich mit neuen Technologien vertraut zu machen und sie auszuprobieren. Natürlich sollen solche Teams bereichsübergreifend aufgestellt sein, aber IT kann und soll hier eine starke proaktive Rolle übernehmen. Schauen wir uns aber die Realität an - etwa dass die Bedeutung von Innovation in Deutschland bei CIOs gerade einmal den 20. Platz einnimmt -, dann ist Herr Weinrauch schon sehr gut aufgestellt, und Premiere hat sich durch das Outsourcen der operativen IT schon den notwendigen Freiraum geschaffen.
Grundsätzlich sollte man aber differenzieren zwischen kontinuierlicher Verbesserung und Innovation. Zu oft betrachtet die IT eine neue Server-Plattform oder Virtualisierungen bereits als Innovation, obwohl es eigentlich nur darum geht, die Effizienz vorhandener Systeme zu verbessern. Da haben sogenannte disruptive Trends für die nächsten fünf Jahre sicher größere Bedeutung, auch wenn sie dann für die meisten als selbstverständlich gelten. Aber nochmal: Innovation ist kein Selbstzweck und innerhalb der IT erreichbar, sondern muss was substantiell Neues bringen und nachhaltigen Kunden- oder Produzentennutzen liefern.
Herr Weinrauch: Veranlassen Sie Prognosen, Ihre Arbeit als CIO zu überdenken? Oder was treibt Sie zu Innovationen in Ihrem Unternehmen?
Natürlich beobachte ich Industrietrends und Zukunftsprognosen sehr genau. Das heißt aber nicht, dass ich bei jedem Hype als Erster mit dabei bin; eine fundierte Meinung muss ich mir vorher schon bilden können. Einer der Megatrends ist dabei die Orientierung weg von der technischen IT hin zum business-orientierten Informations-Management; die laufende Reflexion über das Standing der eigenen IT-Organisation und die enge Verbindung zu den Business-Treibern werden dabei zur Kernaufgabe. Hier haben wir im engen Schulterschluss mit unseren Fachbereichen und IT-Dienstleistern eine Reihe von strategischen Initiativen ergriffen - auch wenn wir versuchen, diese so wenig disruptiv wie möglich zu gestalten.