Ordnungsfaktor SOA
SOA-Serie Teil II: Die Architektur
Gleichzeitig ist eine Service-Architektur auch ein Management-Werkzeug für eine Business-getriebene Gestaltung von IT. Sie ist ausschließlich in Business-Terminologie beschrieben – und stellt somit ein Diskurslevel dar, das es der Fachseite erlaubt, Prozesse und IT gezielt aus den eigenen Anforderungen heraus zu gestalten. Als Spiegel der grundlegenden Geschäftsbeziehungen im Unternehmen ermöglicht eine Service-Architektur zudem, die jeweiligen Geschäftsverantwortungen besser zuzuordnen – und somit die Ownership für die korrespondierenden IT-Funktionen klar zu definieren.
Mit einer Service-Architektur beginnt Architektur-Management auf der Ebene des Business; Integration ist mit SOA folglich ein fachlich getriebener Prozess. Das durchgängige Modell einer Service-Architektur erlaubt zudem eine direkte Transformation von Business-Anforderungen auf die Ebene der IT. Aus einer fachlichen Service-Beschreibung lässt sich die entsprechende technische Spezifikation bruchlos ableiten. Ein nahe liegender Gedanke ist daher, die entsprechenden Service-Tool-Chains weitgehend zu automatisieren – was bei der Deutsche Post seit rund zwei Jahren geschieht.
Hohes Maß an Abstraktion gefragt
Mit diesen unterschiedlichen Aufgaben einer Service-Architektur sind durchaus divergierende Anforderungen an ihre Ausgestaltung verbunden, was in der Phase des Entwurfs berücksichtigt werden muss. So erfordert der Modellcharakter einer Service-Architektur ein hinreichend hohes Maß an Abstraktion. Gleichzeitig haben die getroffenen Entwurfsentscheidungen sehr konkrete Auswirkungen auf die spätere Realisierung, insbesondere auf Effektivität, Kosten und Performance.
Abstraktion und Konkretisierung sind folglich Pole, zwischen denen sich der Entwurfsprozess einer Service-Architektur bewegt. Das Vorgehen ist dabei nicht ausschließlich linear, sondern stark interdependent. Umso wichtiger ist ein systematischer Ansatz, der die Qualität der erzeugten Ergebnisse sicherstellt. Konsequenterweise startet die Entwicklung einer Service-Architektur daher top-down. Ausgehend von den zentralen Geschäftsprozessen werden die fundamentalen Liefer- und Leistungsbeziehungen innerhalb des Unternehmens Schritt für Schritt erfasst.
Im Mittelpunkt der Analyse stehen Geschäftsobjekte – wie zum Beispiel „Kunde“, „Vertrag“ oder „Produkt“– sowie die Betrachtung der dazugehörigen Geschäftslogik, Funktionalität und Daten. Auf Basis der Identifikation der zugrunde liegenden Interaktionsbeziehungen erfolgt dann im Weiteren der Zuschnitt der Service-Architektur in Domänen. Diese konstituieren sich aus logisch eng zusammengehörenden Elementen, die hohe Interaktion aufweisen. Nach außen hin zeichnen sich Domänen hingegen durch lose Kopplung aus – Services beschreiben die verbleibenden Interaktionsbeziehungen.