Studie des Fraunhofer-Instituts
Stammdatenmanagement in sechs Schritten
Sechs auf dem deutschen Markt erhältliche Stammdatenmanagement-Systeme hat das IAO unter 45 Aspekten verglichen, einen eindeutigen Sieger aber nicht gefunden. "Es kann kein objektiv bestes System für alle Anforderungen geben", so Verfasser Jochen Kokemüller. "Hierfür sind die Anforderungen und der Markt zu heterogen." Getestet hat das Institut auch nach Kriterien, die inzwischen längst Standard sind. Bei der syntaktischen Transformation etwa, durch die Daten in eine einheitliche Form gebracht werden, verfügen alle sechs Systeme über die relevanten Techniken. In anderen Bereichen ragten unterschiedliche Systeme heraus, etwa OracleOracle Customer Hub bei der Benutzerverwaltung und Authentifizierung. Alles in allem hängt es von den Zielen im Unternehmen ab, welche Lösung am besten geeignet ist. Kokemüller rät, ein detailliertes Lasten- und Pflichtenheft als Entscheidungsgrundlage zu erstellen. Alles zu Oracle auf CIO.de
- Verwaltung nach dem Peer-to-Peer-Prinzip
An Bedeutung gewinnt auch beim Stammdatenmanagement das Peer-To-Peer-Prinzip (P2P). Bestimmte Kopfdaten sind dabei zentral abgespeichert, die eigentliche Datenlast tauschen die Partner untereinander aus. P2P ermöglicht größtmögliche Autonomie, den Systemen wird also nicht vorgeschrieben, wie sie sich verhalten sollen. Für die Harmonisierung der Kommunikation sorgt eine semantische Standardisierung, die durch Adapter von den Systemen abgekapselt werden kann. - Zentrale Stammdatenverwaltung
Dagegen ist eine zentrale Stammdatenverwaltung ein Musterbeispiel an Harmonisierung. Im Kern handelt es sich um eine Datenbank, in der alle Stammdaten gespeichert werden. Die Integrationsstufe ist sehr hoch, der Weg dorthin aber mitunter steinig. - Verwaltung anhand "führender" Systeme
Stammdaten können auf unterschiedlichste Weise verwaltet werden. Eine gebräuchliche Variante macht einzelne Systeme für bestimmte Daten verantwortlich. Das CRM-System kann etwa „führend“ für die Kundendaten sein, das ERP-System für die Produktdaten. Die Fachanwender greifen jeweils auf die Informationen der führenden Systeme zurück und leiten Änderungswünsche dorthin. Der Nachteil: Die Harmonisierung der Daten ist suboptimal. - Verzeichnis mit Referenzen auf Stammdaten
Eine Option ist auch ein Verzeichnis, das Referenzen auf die Datensätze enthält. Die Datensätze verbleiben dabei in ihren alten Systemen. Auch hier ist eine Datenharmonisierung nur bedingt möglich. Es gibt keine Gewähr dafür, dass nur eine Version eines Datensatzes existiert.
Indes lässt das IAO keinen Zweifel an der Bedeutung von Stammdatenmanagement. Spätestens wenn in heterogenen IT-Landschaften die einheitliche Sicht etwa auf Kunden- und Produktdaten verloren geht, sei Handeln geboten. Ansonsten drohten Schreckensszenarien - beispielsweise, dass ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, eine belastbare Aussage über seine Liquidität zu treffen. Oder dass die Mitarbeiter keinen Überblick mehr haben, ob ihre Kollegen schon Kontakt mit bestimmten Kunden aufgenommen haben. Praktischerweise liefert das Institut gleich einen Leitfaden mit, wie sich in sechs Schritten ein zentrales Stammdatenmanagement aufbauen lässt.
Schritt 1: Datenanalyse
Zunächst gilt es den vorhandenen Datenbestand zu analysieren und zu bestimmen, bei welchen Daten in den unterschiedlichen Systemen es sich tatsächlich um Stammdaten handelt. Also um Daten, die sich eher selten ändern und die als Basis für Bewegungsdaten wie Angebote, Bestellungen oder Rechnungen dienen. Um eine triviale Arbeit handelt es sich bei der Analyse keineswegs, denn hinter gleich lautenden Begriffen können sich unterschiedlichste Dinge verbergen. So kann in dem einen System mit "Produkt" ein Endprodukt gemeint sein, in einer anderen Quelle hingegen ein Rohstoff für die Fertigung. Mit der Datenanalyse geht der Aufbau eines zentralen Metadatenmanagements einher, in dem Herkunft und Qualität der genutzten Daten verortet werden.