Länder bleiben auf 300 Millionen Euro Kosten sitzen
Standardisierung der Finanzamts-IT gescheitert
Für Experten sei das eine der kostspieligsten Pannen der vergangenen Jahrzehnte. Bereits 1991 wollten die Finanzminister der Länder ein System entwickeln, das sowohl die Steuererklärung für die Bürger als auch deren Bearbeitung durch die Finanzbeamten erleichtert. Um die bundesweite Zusammenarbeit zu erleichtern, sollten die Systeme der Länder miteinander kompatibel werden. Es wurde eine Gesellschaft gegründet, in die die Bundesländer Mitarbeiter entsenden sollten.
Nach über einem Jahrzehnt Entwicklungszeit liefen im Sommer 2004 nur zwei Programme zur Erhebung für Grunderwerbssteuer und Bußgeldern auf Probe. Gleichzeitig verfünffachten sich in diesem Zeitraum die Projektkosten von 170 Millionen Euro auf 850 Millionen Euro.
Danach wurde das erste Fiscus-Projekt eingestellt. Als Alternative wollten zunächst Bayern und Niedersachsen gemeinsam ein neues, in allen Ländern einsetzbares Steuererhebungsverfahren entwickeln. Als Basis sollte das bayerische System "EOSS" dienen.
Im Zentrum der Kritik stand bereits damals die Firma Fiscus GmbH, die das Projekt vorantreiben sollte. Sie wurde von Bund und Ländern gegründet, um endlich Fortschritte bei der gemeinsamen Software-Entwicklung zu erzielen. Die Gesellschafter dieser Firma sind Bund und Länder. Allerdings waren der Freistaat Bayern und die ostdeutschen Bundesländer bereits 2004 bei dem Unternehmen ausgestiegen.