Niedersachsens Ministerpräsident

Stephan Weil sorgt sich um Autozulieferer

10.08.2020
Mitten in der Corona-Krise standen bei VW die Bänder still. Mehr Sorgen als um den Autobauer macht sich Ministerpräsident Weil aber um die Zulieferer.
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, sieht schwere Zeiten für Automobilzulieferer.
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, sieht schwere Zeiten für Automobilzulieferer.
Foto: Heide Pinkall - shutterstock.com

In der Corona-Krise macht Niedersachsens Ministerpräsident und Volkswagen-Aufsichtsrat Stephan Weil sich mehr Sorgen um Zulieferer als um den Autobauer selber. "Meiner Einschätzung nach könnte Volkswagen zu denjenigen Unternehmen gehören, die aus dieser Corona-Krise stärker herausgehen werden, als sie hereingegangen sind - nicht zuletzt auch deshalb, weil zahlreiche Konkurrenten noch deutlich größere Probleme haben", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.

"Um Volkswagen mache ich mir trotz der großen Probleme durch die Corona-Krise vergleichsweise weniger Sorgen", sagte Weil. "Erstens, weil Volkswagen insgesamt wirtschaftlich sehr stark ist. Zweitens, weil der KonzernKonzern international aufgestellt ist und dadurch Umsatzeinbußen auf einem Kontinent durch bessere Zahlen auf einem anderen Kontinent zumindest teilweise ausgleichen kann, Stichwort Europa und China. Und drittens ist es ein Unternehmen, das sehr, sehr gute Perspektiven hat." Top-Firmen der Branche Automobil

Erschreckend niedrige Nachfrage

Weil betonte: "Ich mache mir vor allem um die kleineren und mittleren Betriebe Sorgen." Viele dieser Autozulieferer habe die Krise mitten im ohnehin schwierigen Transformationsprozess hin zu alternativen Antrieben erwischt. Die weiterhin erschreckend niedrige Nachfrage treffe die Zulieferindustrie besonders hart. "Ich befürchte, dass wir uns bis zum Herbst auf viele schlechte Nachrichten einstellen müssen, dieses Thema wird uns noch massiv beschäftigen."

Nötig seien Impulse für die Nachfrage. "Vielleicht gibt es ja noch bessere Vorschläge als die Kaufprämie, über die wir vor der Sommerpause diskutiert haben." Irgendwann werde die Corona-Krise vorbei sein, und die Frage, ob dann die wichtigste deutsche Industrie immer noch so stark sei wie vor Corona entscheide sich durchaus auch in den nächsten Monaten. "Allen muss bewusst sein, es geht um zigtausende Arbeitsplätze und wichtige Industriestrukturen."

Die großen deutschen Hersteller und auch die drei "Autoländer" Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen hatten sich dafür ausgesprochen, auch den Kauf von Autos mit reinem Verbrennungsmotor zu bezuschussen, um die Konjunktur anzukurbeln. Vor allem die SPD-Spitze war aber strikt dagegen, auch aus der Union hatte es einige kritische Stimmen gegeben. Weil hatte sich für eine Kaufprämie ausgesprochen, die insbesondere umweltschonende Fahrzeuge attraktiver macht.

Wertschöpfungsketten in Deutschland erhalten

"Der wichtigste Punkt für mich besteht darin, dass wir die Wertschöpfungsketten in Deutschland erhalten, die von der Automobilindustrie bis zur Stahlindustrie und chemischen Industrie reichen", betonte Weil. "Und deswegen sind wir auf unterschiedlichste Art und Weise gefordert, um möglichst vielen Unternehmen mit einer aktiven staatlichen Politik eine Perspektive zu geben." Neben einer Verlängerung der Kurzarbeit auf 24 Monate gehöre dazu auch die Frage eines steuerlichen Verlustrücktrags. "Viele Zulieferer haben beispielsweise 2017/18 vielleicht das letzte Mal richtig gut verdient. Und es würde ihnen schon enorm helfen, wenn ihnen an dieser Stelle der Staat bei der Steuerschuld entgegen käme." (dpa/rs)

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