Augmented Reality im Business-Umfeld
Stolpersteine beim Einsatz von AR und Wearables
Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Mit dem aktuellen Digitalisierungs-Hype halten neben mobilen Endgeräten auch WearablesWearables wie Datenbrillen und Smartwatches Einzug ins Business. Und nicht zuletzt dank des Augmented-Reality-Spiels Pokémon Go und Microsofts Hololens ist jetzt auch verstärkt wieder AR auf dem Radar vieler Unternehmen gelandet. Alles zu Wearables auf CIO.de
"Doch bei der Nutzung dieser Technologien in Geschäftsprozessen lauern einige Stolpersteine, die Unternehmen schnell zum Verhängnis werden können", warnt die Itizzimo AG. Das Würzburger Softwareunternehmen hat bereits vor Jahren eine Lösung entwickelt, die Smart Glasses mit Augmented Reality und SAP Warehouse kombiniert. "Viele Unternehmen halten AR und Wearables für das Maß der DigitalisierungDigitalisierung", erklärt Anne Prokopp, Content Specialist bei Itizzimo, im Firmen-Blog. Der Einsatz dieser Technologien berge jedoch Fehlerpotenziale, die gravierend sein können. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
1. Falsches Technologieverständnis
Besonders im Bereich Augmented Reality erlebe das Unternehmen immer wieder, dass die Technologie falsch verstanden werde, berichtet Prokopp. So sei AR für viele Menschen schlicht die Einblendung visueller Informationen über eine Datenbrille. Dies greife aber zu kurz. Auch wenn es sich hierbei um die am häufigsten benutzte Methode handle, sei Augmented Reality auch über akustische Inhalte möglich, zum Beispiel bei der Kommissionier-Methode Pick-by-Voice. Sogar haptische Reize - etwa via Smartwatch - könnten genutzt werden, um Informationen zu übermitteln.
Bei AR gibt es aus Sicht von Itizzimo aber noch mehr Potenziale für Missverständnisse. Immer wieder werde die Technologie als bloßes mobiles Verfügbarmachen digitaler Informationen verstanden, die sich mit der eigentlichen Wahrnehmung vermischen, erklärt Prokopp. Dabei seien einfache Videosequenzen, die in Endlosschleife Arbeitsschritte erklären, streng genommen kein AR, da sich der Inhalt nicht an der Situation des Nutzers orientiere.
- Vuzix M100
Reparatur und Wartung sind neben der Lagerarbeit ein starker Fall für Smart Glasses wie die Vuzix M100. Die Brille nimmt dabei nicht nur wichtige Informationen auf, sondern vermittelt dem Fachmann auch solche. - Vuzix M100 II
Die Datenbrillen zeigen den Mitarbeitern die Position der gesuchten Ware im Lager. - Vuzix M100 III
Die entsprechende Software für die Datenbrillen hat beispielsweise SAP entwickelt. - Marktaussichten
Noch sind Sport-und Fitness-Tracker ganz weit vorn im Wearable-Markt. ABI Research zufolge werden sich bis 2017 aber Smartwatches an die Spitze drängen. Der Gesamtmarkt soll sich bis 2018 ungefähr verzehnfachen - Hands free
Ob im Warenlager, bei der Kommissionierung oder Wartung von Maschinen, erlauben Smart Glasses das freihändige Arbeiten. - Hands free II
SAP hat mit Brillen von Google und Vuzix schon entsprechende AR-Lösungen vorgestellt. - Google
Im Ausland kann sich beim Lesen von Straßenschildern die Übersetzungshilfe von Google Glass bezahlt machen. Gleiches gilt natürlich auch im Lager. Denn Postsprache ist immer noch Französisch. - Google II
Google Glass ist noch gar nicht auf dem Markt, dennoch wurden wie hier von Onoffre Consulting am brasilianischen Instituto Lubeck schon mehrere OPs damit geführt, oft über Hunderte von Kilometern. - Google III
Ein Szenario, das Google für die eigenen Smart Glasses mit integriertem GPS aufzeigt, ist die Navigation einschließlich Anzeige von Mautstellen. - Metaio
AR-Spezialist Metaio hat im September 2013 die erste interaktive Bedienungsanleitung auf Google-Glass-Basis mit neuer 3D-Tracking-Technologie vorgestellt. - Metaio II
Vorläufer der Metaio-Lösung ist die eKurzinformation für Audi. - Navigationsjacke
Ein australisches Unternehmen namens We:Ex (Wearable Electronics) hat unter anderem diese Navigate Jacket entwickelt, welche die Trägerin über optische und haptische Signale sicher zum Ziel führen soll. - BioHarness
Zephyrs Bioharness 3 wird zusammen mit dem PSM Responder ECHO im amerikanischen Profisport zu Trainingszwecken eingesetzt. - Smartwatches
Smartwatches wie die Samsung Galaxy Gear, Sony Smartwatch 2, Pebble und Co. werden meist als reine Consumer-Gimmicks gesehen. Gepaart mit Health oder Fitness Tracking wird daraus aber auch schnell ein B2B-Fall. - Adidas MiCoach
Dieses MiCoach genannte System von Adidas wird unter anderem zum Training der deutschen Fußballmannschaft im Vorfeld der WM 2014 in Brasilien eingesetzt. - Zeiss Cinemizer Oled
Zeiss Cinemizer Oled - Zeiss Bajohr Lupenbrille
Die 3D-Brillen von Zeiss werden unter anderem als Ablenkung bei Angstpatienten eingesetzt.
2. Einsatz aus Prestigegründen
Auch beim Thema AR oder Wearables gibt es laut Itizzimo Unternehmen, die neue Technologien nur nutzen, um sich besonders innovativ zu geben. Die resultierenden Projekte seien jedoch selten gut durchdacht, was Rentabilität und Implementierung betrifft - Gründe, warum man später, wenn sich der erste Medienrummel gelegt hat, selten noch etwas darüber hört.
3. Falsche Erwartungen
Aus Sicht von Itizzimo-Frau Prokopp gehen Unternehmen solche Innovationsprojekte häufig auch mit zu hoch gesteckten Erwartungen an. Dabei werde häufig übersehen, dass es kein noch so leistungsstarkes Endgerät schaffe, krankende Prozesse zu optimieren. Ebenso wenig sei es möglich, mit einer Software Fehler auszubügeln, die viel tiefer liegen. Letztendlich seien auch mobile Endgeräte, Wearables und Augmented Reality nur Werkzeuge, um Daten mobil zur Verfügung zu stellen und eine Interaktion mit diesen Daten zu ermöglichen.
Schlechte Rahmenbedingungen
Last, but not least ist laut Itizzimo nicht jede Umgebung für den Einsatz von Augmented Reality geeignet. Auch wenn es bei der Hardware schon Fortschritte gebe, reichten etwa Datenbrillen wie die ODG R-7 oder die neue Vuzix M300 an die Robustheit von Rugged Devices noch nicht heran, von den Nehmerqualitäten von Smartwatches ganz zu schweigen. Widrige Umstände für Wearables können z.B. explosionsgefährdete Bereiche oder Umgebungen mit besonders hohen oder niedrigen Temperaturen. Auch eine hohe Konzentration von Feinstaub und Feuchtigkeit in der Luft machen diesen Devices schnell den Garaus.
Daneben lasse sich auch Augmented Reality nicht in allen Umgebungen realisieren. Die Würzburger verweisen darauf, dass etwa schlechte Lichtverhältnisse und mangelnde Abdeckung mit WLAN oder Funknetzen das Tracking beinträchtigen können, also die Technologie, mit der die passenden Inhalte für den jeweiligen Prozess identifiziert und dann eingespielt werden.
Für welche Einsätze eignet sich AR?
Auch wenn die aufgeführten Kritikpunkte einen anderen Eindruck erweckt haben, gibt es laut Itizzimo durchaus Einsatzszenarien, in denen Augmented Reality einen echten Mehrwert darstellen kann. So mache AR immer dann Sinn, wenn ein Abgleich von vorgegebenem Prozess und der tatsächlich erfolgten Leistung erfolgen soll, erklärt Prokopp, Tätigkeiten also während der Durchführung laufend kontrolliert werden, um zeitintensive Nacharbeiten zu reduzieren. Sie weist jedoch darauf hin, dass es nicht immer AR sein muss. Es stünden viele verschiedene Technologien für die Anwendungsentwicklung mit mobilen Endgeräten zur Verfügung, die ebenfalls echte Mehrwerte für die digitale Transformation böten.