Trotz Fachkräftemangel

Studie: Mitarbeiter sind unterfordert

17.08.2012
Von Nicolas Zeitler

Wer inadäquat beschäftigt ist, kann einen großen Teil der Kenntnisse, die er in der Ausbildung erworben hat, nicht für die Arbeit nutzen. Messen lässt sich das auf zwei Ebenen. Erstens: Arbeitet jemand in dem Fachgebiet, in dem er ausgebildet ist? Zweitens: Entspricht das, was jemand gelernt hat, den Anforderungen seiner Arbeitsstelle oder könnte ein geringer Qualifizierter dieselbe Arbeit auch erledigen?

Risiko für FH-Abgänger besonders hoch

Rukwid unterscheidet in seiner Auswertung der Angaben aus dem Sozio-Ökonomischen Panel für das Jahr 2010 danach, ob Beschäftigte nur leicht oder in mittlerem Ausmaß unter ihrem Qualifikationsniveau arbeiten, oder ob ihre Tätigkeit wesentlich geringere Anforderungen stellt. Von den Berufstätigen mit einem akademischen Abschluss - zu denen auch ein Großteil der in IT-Abteilungen gesuchten Spezialisten zählen dürfte - arbeiten seinen Zahlen zufolge 81,1 Prozent ausbildungsadäquat. 14 Prozent sind leicht oder mittelmäßig überqualifiziert für ihre Arbeit, 4,9 Prozent deutlich.

Regional ist die Verteilung unterschiedlich. In Ost-Deutschland arbeiten deutlich mehr Beschäftigte auf einer Stelle, die ihre im Studium erworbenen Kenntnisse nicht vollständig abruft. Ihr Anteil liegt dort bei 22,6 Prozent und damit viereinhalb Prozentpunkte über dem in West-Deutschland.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, im Beruf nicht die über mehrere Jahre im Studium gesammelten Kenntnisse einsetzen zu können, hängt auch von der Hochschulart ab, die jemand besucht hat. Wer auf einer Fachhochschule studiert hat, dessen Risiko ist weitaus höher als das von Absolventen einer Universität oder Technischen Hochschule, später eine nicht seiner Ausbildung entsprechende Stelle zu bekommen. FH-Abgänger haben ein Risiko von 29 Prozent, bei anderen Akademikern liegt es bei knapp unter zwölf Prozent.

CIOs nicht unter Verdacht

CIOs entlasten die Befunde von Rukwid insofern von dem Verdacht, Potenziale ihrer Mitarbeiter brach liegen zu lassen, als die in IT-Teams gefragten Disziplinen Mathematik, Naturwissenschaften und mit kleinem Abstand auch Ingenieurwissenschaften zu den Fächern gehören, deren Absolventen besonders oft eine Arbeit finden, die ihrem Wissen und Können entspricht. Gute Neun von zehn Akademikern aus diesen Fächern sehen sich adäquat beschäftigt.

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