ReDI School of Digital Integration
Tech-Schule sorgt für digitale Teilhabe
- CIO des Jahres 2023
- Digital Future Award
Die Geschichte der ReDI School beginnt mit Anne und Muhammad. Anne Kjaer Bathel, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierte, traf den jungen Mann 2015. Er war aus dem Irak geflohen und lebte in einem Flüchtlingslager in Berlin. Mit einem IT-Bachelor-Abschluss der Universität Bagdad in der Tasche, aber ohne Internet und ohne Laptop hatte er große Angst, seine technischen Fähigkeiten zu verlieren. So entstand die Idee, eine Tech-Schule für Geflüchtete zu gründen. Als sich die Dänin und der Iraker das zweite Mal trafen, beschlossen sie, jeweils zwei Freunde mitzubringen, die bei der Entwicklung einer Initiative helfen sollten. Beim dritten Mal brachten diese sechs Leute weitere Freunde mit.
Schließlich wurde 2015 die "ReDI School of Digital Integration" als gemeinnützige GmbH gegründet. Den Grundstein legte ein interdisziplinärer Workshop mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Non-Profit-Organisationen. ReDI leitet sich ab von "Readiness" und "Digital Integration". Gemeinsames Ziel war es, Geflüchteten die Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Inzwischen hat sich der Fokus noch erweitert: Die Tech-Schule setzt sich auch dafür ein, die digitale (Geschlechter-)Kluft zu verringern und nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch Einheimischen aus vulnerablen Gruppen den kostenfreien Zugang zu digitaler Bildung zu ermöglichen.
Von Cloud Computing bis UX und Web Design
Mittlerweile bietet ReDI eine Vielzahl von Kursen an - von Computer-Grundlagen bis hin zu fortgeschritteneren Tech-Kursen. Das Digital Career Program vermittelt Kenntnisse in Computer Science und in Programmiersprachen wie Javascript und Python sowie Trainings und Workshops in Sachen Data AnalyticsAnalytics, HTML & CSS, Internet of ThingsInternet of Things, Salesforce, UX & Web Design und Cloud ComputingCloud Computing. Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Internet of Things auf CIO.de
Und das funktioniert so: Ehrenamtliche Tech-Expertinnen und -Experten unterrichten die Lernenden. Schulungsräume werden von Unternehmen oder anderen Unterstützern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Über 60 Prozent der Teilnehmenden sind inzwischen Frauen - anfangs waren es nur zehn Prozent. Auch Jugendliche - insbesondere aus sozial schwachen oder bildungsfernen Haushalten - gehören zu den Teilnehmenden.
Jobmessen mussten her
Nach den Erfahrungen der ersten Jahre wurde Kjaer Bathel und ihrem Team schnell klar, dass es nicht reicht, den Lernenden nur digitales Wissen zu vermitteln, sondern dass sie für einen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt weitere Unterstützung benötigen. So entstand das Talent Success Program mit diversen Formaten zur Vernetzung der Lernenden mit (Tech-)Unternehmen, beispielsweise durch Workshops zu Karrierethemen, (digitale) Jobmessen, einer Jobdatenbank und einem Mentoringprogramm. Das Programm trägt auch dazu bei, einer der zentralen Herausforderungen von Unternehmen zu begegnen: Der Suche nach geeigneten IT-Fachkräften. (Lesen Sie auch: "24 Unternehmen treffen 110 IT-Talente".)
Das liebe Geld
Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Finanzierung der ReDI School nachhaltig sicherzustellen, um die Kurse kostenfrei anbieten zu können. Hierzu muss das Social StartupStartup nicht nur zahlreiche Unternehmen, sondern auch die öffentliche Hand immer wieder überzeugen, etwa durch die Präsentation von Success Stories derjenigen Teilnehmenden, die in Tech-Jobs vermittelt werden konnten. Alles zu Startup auf CIO.de
- Kenza Ait Si Abbou, KI-Expertin und CTO bei Fiege
Sie tanzt mit Algorithmen und zähmt Roboter: Kenza Ait Si Abbou ist nicht nur KI- und Robotik-Expertin - inzwischen als CTO im Vorstand bei Fiege - sondern auch Kinderbuchautorin und Spiegel-Bestseller-Autorin. Sie beherrscht das Kunststück, "AI for everyone" erklären zu können. In unserem Podcast (siehe Link) erklärt sie anschaulich anhand eines IKEA-Möbelstücks den Unterschied zwischen deterministischen und nicht-deterministischen Algorithmen in der KI. - Julia Freudenberg, Hacker School
"Jedes Mädchen sollte einmal programmiert haben, bevor sie sich für einen Beruf entscheidet", sagt Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School aus Hamburg. Die gemeinnützige GmbH bietet Programmierkurse an, damit Mädchen und Jungen in die Welt der IT hineinschnuppern können. Mädchen und Frauen für die IT zu gewinnen, das liegt ihr besonders am Herzen. - Claudia Plattner, BSI-Präsidentin
Die Mathematikerin, von 2021 bitte Mitte 2023 Generaldirektorin für Informationssysteme bei der Europäischen Zentralbank (EZB), ist seit Juli 2023 Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). - Haya Schulman, Cyberspezialistin
Die israelische Expertin für Netzwerk- und Computersicherheit Haya Schulman ist Professorin am Lehrstuhl für Informatik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und hält eine LOEWE-Spitzen-Professur. Sie leitet seit einigen Jahren am Fraunhofer-Institut für sicherere Informationssysteme SIT in Darmstadt die Abteilung für Cybersicherheit, Analytik und Verteidigung sowie das Security Operations Center. 2021 erhielt sie den deutschen IT-Sicherheitspreis. - Anna Kopp, CIO Microsoft Deutschland
Die gebürtige Schwedin startete ihre berufliche Karriere einst in der Touristikbranche, wechselte dann in den Sales bei Silicon Graphics - ohne einen blassen Schimmer von IT zu haben - und arbeitete sich beharrlich und mutig weiter vor in der IT-Branche über Stationen wie Sun Microsystems und Coremedia, bis sie 2004 bei Microsoft landete. Welchen Einfluss die Rockmusik auf ihre Karriere hatte, erzählt sie in unserem Podcast. - Elsa Kirchner, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
Elsa Kirchner, Forscherin am DFKI, verbindet künstliche Intelligenz und Neurowissenschaft. So werden Patienten nach einem Schlaganfall früher beweglich. Ein Exoskelett hilft weiter. - Mina Saidze, Data Evangelist und Gründerin
Mina Saide, Data Evangelist und Gründerin von Inclusive Tech, setzt sich für mehr Diversity in der IT-Branche ein. Vom Wirtschaftsmagazin Forbes wurde sie in die berühmte "30-Under-30"-Liste aufgenommen. Sie will Big Data und künstliche Intelligenz demokratisieren, indem sie eine Brücke zwischen Tech und Business schafft. - Katharina Knötel, CIO Coca-Cola Europacific Partners
Katharina Knötel ist seit Mitte 2021 IT-Chefin von Coca-Cola Europacific Partners in Deutschland. Sie hat Wirtschaft studiert, bevor sie eine Karriere in der IT begann. Ihr liegen besonders die Themen Vielfalt und Talentförderung am Herzen. Sie ist überzeugt: "Am wichtigsten ist, dass man eine große Leidenschaft hat für das, was man tut." - Linda Kramer, Siemens Energy und Sidepreneurin
Nebenberuflich gründen: Wie das geht und warum ihr Hauptarbeitgeber Siemens Energy auch davon profitiert, das erzählt Linda Kramer in unserem Podcast. - Jessica de Lafuente Torres, Otto Group IT
Jessica de Lafuente Torres kam auf Umwegen in die IT bei Otto. Sie macht sich heute für Frauen in der IT stark und hat die Initiative "develop<HER>" des Handelskonzerns mitgegründet. Dadurch sollen Frauen für MINT-Karrieren begeistern werden. - Karin Gräslund, Professorin Rhein-Main-Hochschule
Karin Gräslund ist Wirtschaftsinformatikprofessorin an der Rhein-Main-Hochschule. Sie war zudem lange Zeit im Vorstand der Deutschen SAP-Anwendergruppe (DSAG) sowie Sprecherin der "Women@DSAG"-Gruppe. Sie setzt sich generell für mehr Frauen in der IT ein und verrät in unserem Interview (Link unten) Tipps und Tricks, wie Frauen mit dem Thema Macht umgehen und es positiv nutzen können.
Dass Public-Private Partnership funktioniert, zeigt die Zusammenarbeit von ReDI mit der Stadt München, die seit 2017 besteht und 2022 mit dem Eurocities-Award für urbane Innovationen und ProjekteProjekte ausgezeichnet wurde. Ein weiteres positives Beispiel ist das Programm BayCode: Hier arbeitet die Tech-Schule eng mit dem Bayerischen Staatsministerium für Digitales zusammen und erreicht so Jugendliche an bayerischen Schulen, auch in ländlichen Gebieten mit einem hohen Anteil an Migration und mit wenig Zugang zu digitaler Bildung. Alles zu Projekte auf CIO.de
Von Unterricht bis Talent-Vermittlung
Jedes Semester wieder ehrenamtliche Tech-Expertinnen und -Experten zu gewinnen, die praktisches Wissen vermitteln und als Vorbilder dienen, ist nicht einfach. Hier spricht ReDI gezielt ehemalige Absolventinnen und Absolventen an und nutzt Social MediaSocial Media. Hilfreich ist zudem die lokale Vernetzung mit Unternehmen und die inzwischen starke Community, die sich die Tech-Schule aufgebaut hat. Alles zu Social Media auf CIO.de
Als gemeinnützige Tech-Schule vermittelt die ReDI School nicht nur digitale Fähigkeiten, um Barrieren abzubauen. Auch die eigenen Prozesse und Organisationsstrukturen bilden die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt und von New Work ab. Technologie dient einerseits dazu, die Mitglieder der ReDI School miteinander und mit dem starken Partnernetzwerk zu vernetzen und die Zusammenarbeit zu vereinfachen, andererseits erhalten Lernende mit Hilfe digitaler Tools die Möglichkeit, am Unterricht teilzunehmen.
So gibt es neben diversen "physischen" Standorten von ReDI in Deutschland und Skandinavien auch "ReDI in Cyberspace". In dieser Online-Akademie können diejenigen am Kursangebot teilhaben, die vor Barrieren und Grenzen stehen. ReDI in Cyberspace wurde 2022 ins Leben gerufen und unterstützt Studierende unabhängig von ihrem Standort.
Auch rund um das Thema Karriere-Services für die Lernenden setzt die ReDI School auf digitale Angebote: Neben dem Online-Bewerbertool "Talent Pool" zur Vernetzung von Lernenden und Unternehmen bietet die Tech-Schule eine Online-Mentoring-Plattform, Online-Karrieremessen und Online-Karriere-Workshops an. Die ReDI School hat keine dezidierte IT-Abteilung - alle Mitarbeitenden treiben die Digitalisierungsprozesse in der Organisation, beispielsweise in den Bereichen HR und Marketing (Verarbeitung der Daten von Volunteers, Lernenden und der Partner der Organisation) mit Hilfe von Tools wie Personio und Salesforce.
Gesellschaftliche Silos sprengen
Neben Tech-Wissen, das für die Teilnehmenden sonst nicht zugänglich ist, bietet die Non-Profit-Organisation aber vor allem eine Gemeinschaft, die IT-begeisterte Menschen noch enger zusammenschweißt und ein Vorbild für den Rest der Gesellschaft ist. ReDI zeigt, dass digitale Vernetzung gesellschaftliche Silos sprengen kann.
Mittlerweile gibt es ReDI an neun Standorten, davon vier in Deutschland, die übrigen in Dänemark und Schweden. Die Tech-Schule hat 105 Mitarbeitende (davon knapp 90 in Deutschland). Die Community umfasst mittlerweile mehr als 14.000 Lernende aus über 100 Ländern und mehr als 5000 ehrenamtlich Lehrende aus der (IT-)Praxis.
Co-Creation und Diversity
Auch wenn die gemeinnützige GmbH sehr gewachsenen ist, bleibt Gründerin und CEO Kjaer Bathel ihrem partizipatorischen Ansatz treu. Sie sagt: "Co-Kreation ist der Schlüssel!" Aufgrund ihrer Erfahrungen im Innovationsmanagement (Schwerpunkt menschenzentriertes Design) ist sie überzeugt, dass die Aufgabe einer Führungskraft darin besteht, die Organisation so zu gestalten, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile: "Je vielfältiger ein Team ist, desto innovationsfähiger ist es." Bei ReDI arbeiten Menschen aus über 35 Ländern.
Digital Future Award 2023
Die Bewerbung von Kjaer Bathel und ihrem Team zur Arbeit der ReDI School fiel im Wettbewerb "CIO des Jahres 2023" positiv aus dem Rahmen, so dass die Jury beschloss, sie mit dem erstmals vergebenen "Digital Future Award" zu belohnen. Die Jury lobt: "Das Startup leistet mit seinem IT-Weiterbildungsangebot nicht nur einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag in Sachen Integration und Chancengleichheit, sondern füllt Lücken in der digitalen (Aus)Bildung und trägt zur Lösung des IT-Fachkräftemangels bei."
- CIO des Jahres 2023
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