Gartner Symposium ITExpo

Die Top-10-Prognosen für die IT-Branche

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Auf ihrem großen Jahreskongress haben die Gartner-Analysten ihre Top-Prognosen bis 2020 und darüber hinaus veröffentlicht. Manchmal etwas provokativ, wie Managing Vice President Daryl Plummer einräumt, und auch nicht zu 100 Prozent zielgenau.

Die Marktforscher von Gartner haben auf ihrer großen Jahreskonferenz Symposium/ITExpo in Orlando, Florida, ihre strategieschen Top-Prognosen für die kommenden drei bis fünf Jahre veröffentlicht. Diese Vorhersagen analysieren Gartner-Angaben zufolge drei wesentliche Auswirkungen der fortschreitenden digitalen InnovationInnovation: Erfahrung und Engagement, Business Innovation sowie die indirekten Folgen, die durch die erweiterten digitalen Möglichkeiten entstanden sind. Alles zu Innovation auf CIO.de

Daryl Plummer, Managing Vice President von Gartner, taxiert Treffergenauigkeit der Prognosen mit Blick auf die vergangenen Jahre auf 78 Prozent.
Daryl Plummer, Managing Vice President von Gartner, taxiert Treffergenauigkeit der Prognosen mit Blick auf die vergangenen Jahre auf 78 Prozent.
Foto: Gartner

"Die strategischen Top-Prognosen erlauben einen provokativen Blick darauf, was zukünftig in einigen der entscheidendsten technologischen Entwicklungsbereichen passieren könnte", sagte Daryl Plummer, Managing Vice President, Chief of Research bei Gartner, und verwies mit einem Blick auf die Vorhersagen der vergangenen Jahre auf eine Trefferquote von 78 Prozent.

Dreh- und Angelpunkt der kommenden Ergebnisse bilde die digitale Disruption, die sich von einer unregelmäßigen Abweichung hin zu einem steten Strom der Veränderung entwickelt habe, der sowohl Märkte als auch ganze Industrien neu definiert. "Im vergangenen Jahr haben wir gesagt, der digitale Wandel kommt schnell", konstatierte Plummer. In diesem Jahr werde sich die Entwicklung weiter beschleunigen und zahlreiche weitreichende Nebeneffekte nach sich ziehen. Das sind die zehn Top-Prognosen:

1. Bis 2020 werden 100 Millionen Menschen mit Augmented Reality shoppen

Der Erfolg von Anwendungen wie Pokemon GO hat Augmented Reality (AR) den Weg geebnet. Immer mehr Händler würden im Zuge dessen die Technik auch in ihren Läden einsetzen. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt zunehmend. AR-Applikationen können eine Art digitalen Layer aus Text, Bildern, Video und Audio über die gegenständliche Welt legen. Im Zuge der immer weiteren Verbreitung von mobilen Endgeräten werde sich die Technik auch immer leichter nutzen lassen, sagen die Gartner-Analysten und raten Herstellern wie deren Handelspartnern, Strategien und Mechanismen zu entwickeln, wie sich AR-Technik in das Shopping-Erlebnis der eigenen Kunden einbauen lasse.

2. Bis 2020 werden 30 Prozent der Web-Zugriffe ohne eine Screen auskommen

Audio-zentrische Techniken wie Amazons Echo und GoogleGoogle Home wie auch digitale Assistenten wie Apples Siri und Microsofts Cortana werden immer besser. Das erlaubt zunehmend eine sprachbasierte Interaktion zwischen den Nutzern und IT-Systemen. Damit könnte sich die Web-Nutzung auch auf Situationen ausdehnen, in denen diese bis dato nicht möglich war, weil Hände und Augen anderweitig gebraucht werden wie beispielsweise beim Autofahren. Alles zu Google auf CIO.de

3. Bis 2019 werden 20 Prozent der Unternehmen ihre mobilen Apps fallenlassen

Die Erwartungen vieler Unternehmen an ihre mobilen Apps haben sich nicht erfüllt. Trotz hohem Entwicklungsaufwand war die Resonanz auf Seiten der Kunden vielfach eher zurückhaltend. In der Flut unzähliger Apps, die fast jeder Nutzer mittlerweile auf seinem mobilen Device installiert habe, gingen die Firmen-Apps praktisch unter, konstatierte Gartner-Mann Plummer. Im Zuge neuer und vor allem weniger aufwendiger Möglichkeiten, mit den Kunden in Interaktion zu treten, würden sich viele Unternehmen daher von ihrer App-Strategie verabschieden.

4. Bis 2020 werden Algorithmen das Arbeitsverhalten von über einer Milliarde Menschen positiv beeinflussen

Unternehmen werden in den kommenden Jahren verstärkt das Wissen rund um Verhaltensweisen, Psychologie sowie soziale und kognitive Wissenschaften nutzen. Dabei geht es darum Algorithmen zu entwickeln, die den eigenen Mitarbeitern erlauben sollen, ihren Job besser zu erledigen. Beispielsweise könnten sich Programme in Service- und Support-Gespräche einklinken und den Call-Center-Agenten Hinweise darauf geben, wie sie Fragen besser beantworten könnten. Intelligente Algorithmen könnten zudem auf das gesammelte Wissen und Know-how im Unternehmen zugreifen und so jeden Mitarbeiter zielgenau mit exakt den Informationen versorgen, die er gerade für eine bestimmte Aufgabe benötigt.

5. Bis 2022 wird das weltweite Blockchain-Geschäft auf ein Volumen von zehn Milliarden Dollar wachsen

Blockchain-Technik ist zwar noch nicht ganz reif, doch die Gartner-Analysten gehen davon aus, dass die Technik gerade im Umfeld von Financial Services deutlich Kosten reduzieren und Prozesse beschleunigen kann. Zudem könne Blockchain in vielen Bereichen angewendet werden, in denen es darum geht, Transaktionen zu validieren. Plummer rechnet damit, dass Blockchain ab dem kommenden Jahr seinen Weg in verschiedenste Industrien finden wird.

6. Bis 2021 werden 20 Prozent aller Aktivitäten jedes Einzelnen mit wenigstens einem der großen Digital-Giganten zu tun haben

Die sieben großen Digital-Giganten nach Umsatz und Marktkapitalisierung sind aus Sicht von Gartner: Alibaba, AmazonAmazon, AppleApple, Baidu, FacebookFacebook, Google und Tencent. Da immer mehr Aktivitäten der Menschen auch digitale Komponenten beinhalten, werden die Berührungspunkte zu den großen Konzernen im Netz immer zahlreicher und intensiver. Die digitalen Ökosysteme der digitalen Giganten werden mehr und mehr Bestandteil des täglichen Lebens vieler Menschen. Alles zu Amazon auf CIO.de Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Facebook auf CIO.de

7. 2019 werden Unternehmen für jeden Dollar in Innovation zusätzlich sieben Dollar in deren Umsetzung stecken müssen

In vielen Unternehmen steht Innovation ganz oben auf der Agenda. Dabei gilt es jedoch, die Kosten nicht aus den Augen zu verlieren, mahnen die Gartner-Experten. Gerade die Umsetzung einer Innovation in den operationalen Geschäftsbetrieb sei teilweise deutlich aufwendiger als die Innovation selbst zu entwickeln.

8. IoT wird den Storage-Bedarf in den weltweiten Rechenzentren bis 2020 um weniger als drei Prozent erhöhen

In vier Jahren sollen weltweit rund 21 Milliarden Geräte im Internet of Things (IoT) miteinander vernetzt sein, schätzt Gartner. Allerdings rechnen die Analysten offenbar nicht damit, dass sich daraus gigantische Datenfluten in die Rechenzentren wälzen werden. Von dem für das Jahr 2020 prognostizierten 900 Exabyte großen ausgelieferten Data-Center-Storage benötigten Sensor-Daten gerade einmal 2,3 Prozent. Gartner-Analyst Plummer geht davon aus, dass der Großteil der im IoT von Sensoren und Geräten produzierten Daten gar nicht aufgehoben und gespeichert werden müsse. Das bedeute, dass IoT wertvolle Einsichten in den Geschäftsbetrieb liefern kann, das ganze aber aus Perspektive der Storage-Infrastruktur durchaus handhabbar zu sein scheint.

9. Bis 2022 wird sich mit Hilfe von IoT weltweit eine Billion Dollar für Wartung und Service einsparen lassen

IoT verspricht Anwendern und Unternehmen in den kommenden Jahren massive Kosteneinsparungen, gerade hinsichtlich Wartung und Verbauchsmaterialien. Die Herausforderung liegt aus Gartner-Sicht allerdings darin, IoT-Strukturen möglichst einfach und effizient zu implementieren, sonst würde ein erhöhter Management-Aufwand die eingesparten Kosten wieder zunichte machen. Gartner nennt als Beispiel günstige Monitoring-Systeme mit einfachen Sensoren, die bestimmte charakteristische Muster an Analyse-Server schicken. Auch digitale Zwillinge, die mit Echtzeitdaten aus dem realen Feldeinsatz sowie anderen Daten angereichert werden, erlaubten treffgenaue Simulationen über den Zustand des Zwillings aus der realen Welt.

10. Bis 2020 werden 40 Prozent der Angestellten ihre Gesundheitskosten durch das Tragen eines Fitness Trackers senken

Immer mehr Firmen beschäftigen dedizierte Fitness-Manager, die eng mit den Personalabteilungen zusammenarbeiten. Dabei geht es oft darum, Wellness-Programme mit Fitness-Trackern aufzusetzen. Ärzte und Krankenkassen könnten auf Basis dieser Daten Gesundheitsrisiken frühzeitiger erkennen und damit Kosten sparen und im Extremfall sogar Leben retten.

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