IT-Chefgehälter

Trotz Fachkräftemangel nur moderates Wachstum

Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die Gehälter der IT-Chefs steigen um 3,6 Prozent auf 132.730 Euro, wie die aktuelle Studie von Compensation Partner und der COMPUTERWOCHE zeigt, beim Projektleiter macht das Plus 2,4 Prozent aus.

Tim Böger, Geschäftsführer von Compen­sation Partner und Leiter der Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2016/2017", teilt die Meinung der IT-Verbände und vieler Perso­naler, die davon ausgehen, dass der Mangel an IT-Fachkräften bestehen bleibt. Er glaubt, dass "Unternehmen in Zukunft vermehrt Querein­steigern die Möglichkeiten geben müssen, sich in dem Bereich weiterzubilden". Dazu gehörten unter anderem Finanzierungsangebote für Um­schulungen und Studiengänge. Bereits nach einem Jahr intensivem "Learning on the Job" könnten Quereinsteiger wichtige Funktionen übernehmen.

An der Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2016/2017" haben sich 58 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die 1010 Gehaltsdatensätze zu Führungspositionen geliefert haben. Weitere 15.634 Datensätze stammen aus Direktbefragungen der Inhaber von Spezialistenpositionen.
An der Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2016/2017" haben sich 58 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die 1010 Gehaltsdatensätze zu Führungspositionen geliefert haben. Weitere 15.634 Datensätze stammen aus Direktbefragungen der Inhaber von Spezialistenpositionen.
Foto: Karuka - shutterstock.com

Der zweite Aspekt, auf den Böger hinweist: "Das Thema Datenschutz wird in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen." 2018 tritt die neue Datenschutzregulierung der EU in Kraft. Damit müssen Unternehmen neue Schutzmechanismen etablieren oder die beste­henden verbessern. "Darüber hinaus suchen Firmen und öffentliche Behörden weiterhin händeringend nach Cybersecurity-Experten", so Böger. IT-Sicherheit und Backend-Develop­ment seien "absolute Zukunftsbereiche, die sehr gut vergütet sind".

Dem Vergütungsexperten zufolge ist zu beob­achten, dass einige Branchen die Bezüge von IT-Führungskräften weniger erfolgsabhängig gestalten: "Die Entwicklung in den letzten Jah­ren zeigt eine Verlagerung der Einkommenszu­sammensetzung hin zu mehr fixer und weniger variabler Vergütung."

Gute Beispiele dafür sind etwa die Gehälter der Bereichsleiter in Softwarefirmen und System­häusern. Zwischen 2011 und 2015 sind die Grundgehälter in den Systemhäusern von 126.250 auf 151.830 Euro und in den Softwarehäusern von 125.230 auf 154.520 Euro geklettert. Dagegen sanken die variablen Anteile von 44.540 auf 35.040 Euro beziehungsweise von 48.790 auf 35.190 Euro.

Die Topverdiener unter den IT-Chefs bleiben - wie auch in den Jahren davor - die IT-Manager aus der Bankenwelt. Compensation Partner er­rechnet ein durchschnittliches Jahresgehalt von 269.920 Euro inklusive Boni. Es folgen mit einigem Abstand die IT-Bereichsleiter aus der Telekommunikationsbranche mit einem Jah­ressalär von 216.110 Euro. Damit lassen sie die Bereichsleiter aus der Autobranche hinter sich, die 200.650 Euro per annum ausgezahlt be­kommen. Mit etwas weniger müssen sich die Bereichsleiter der System-und Softwarehäuser zufriedengeben. Erstere erreichen ein Gesamt­gehaltgehalt von 186.860 Euro im Jahr, die Bereichs­leiter in Softwarehäusern dürfen sich über ein paar Euro mehr freuen, sie nehmen 189.700 Euro im Jahr nach Hause. Alles zu Gehalt auf CIO.de

Hierarchie spiegelt sich im Gehalt wider

Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Beson­ders groß ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthalten­den Zielgehalt von 128.210 Euro zwar sehr gut, aber doch nicht einmal halb so viel wie sein Bereichsleiter verdient.

Ebenfalls deutlich fallen die Unterschiede zwi­schen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus: Der hierarchisch Höhergestellte nimmt fast 90.000 Euro mehr ein als sein Kollege. Das hierarchische Gefälle dokumentiert sich so auch durch die deutli­chen Einkommensunterschiede. Nicht so ein­deutig, aber immer noch groß genug ist auch die Differenz zwischen diesen beiden Positio­nen in den System- und Softwarehäusern: Hier liegen etwa 70.000 bis 80.000 Euro zwischen Bereichs- und Abteilungsleiter. So verdient der Abteilungsleiter im Systemhaus 108.850 Euro im Jahr, der im Softwarehaus dagegen rund 4000 weniger.

Auf der Ebene unterhalb des Abteilungsleiters ist oft der Gruppenleiter angesiedelt. Er bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grund­gehalt plus Prämien - zwischen 66.930 Euro in der Textil-/Bekleidungsindustrie und 87.250 Euro in der Bankenwelt. Zwischen diesen beiden Extremen liegt der Gruppenleiter im System­haus mit 72.890 Euro im Jahr und im Softwarehaus mit 70.190 Euro. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leistungsbezogenen, variablen Anteile kleiner aus: Betragen sie beim Abtei­lungsleiter noch rund 15 Prozent, liegen sie beim Gruppenleiter zwischen zehn und 15 Pro­zent.

Kein Gehaltssprung für Projektleiter

Der Projektleiter darf sich über einen Einkom­menszuwachs von rund 2,4 Prozent im Jahr freuen, was etwas weniger ausmacht als beim IT-Chef (3,6 Prozent), aber immerhin noch ein besseres Ergebnis ist als das des Vorjahres, als der Zuschlag nur 1,5 Prozent betrug. Spitzen­reiter ist der Projektleiter in Banken mit 101.680 Euro, gefolgt vom Projektleiter in der Halbleiterindustrie (87.450 Euro) und dem aus der Telekommunikationsbranche mit 84.640 Euro. Am unteren Ende der Skala liegt der Pro­jektverantwortliche im Softwarehaus, der durchschnittlich 71.250 Euro einstreicht.

Nicht nur die Branchenzugehörigkeit beein­flusst die Höhe des Gehalts, sondern vor allem auch die Unternehmensgröße. Sprich: Die Gro­ßen zahlen besser als die Kleinen. An dieser Wahrheit hat sich seit Jahrzehnten nichts ge­ändert, und es gibt auch keine Anzeichen da­für, dass die kleineren Arbeitgeber aufholen. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber mehr auch nicht. Compensation Partner hat ermit­telt, dass IT-Manager - damit sind alle IT-Füh­rungsfunktionen im Querschnitt gemeint - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mit­arbeitern durchschnittlich 96.030 Euro im Jahr verdienen. Dieses Gehalt steigt auf 122.350 Euro in einem soliden mittelständischen Un­ternehmen mit über 1000 Beschäftigten und erreicht in Konzernen mit mehr als 20.000 Mit­arbeitern den Wert von 139.260 (Vorjahr rund 137.000 Euro).

Entspannung an der Vertriebsfront

Stark unterschiedlich fallen auch die Zielgehäl­ter der Vertriebs-Führungskräfte in mittelstän­dischen und großen Unternehmen aus. Wie schon im Vorjahr beläuft sich das Zielgehalt der Verkaufsführungskraft im Mittelstand auf rund 132.000 Euro, im Konzern beträgt es im Durchschnitt 155.280 Euro pro Jahr. Weiter fällt auf, dass der variable Anteil der Vertriebseinkommen nicht mehr weiter gestiegen ist. Vor zwei Jahren kommentierten die Compensation-Partner-Vergütungsexperten die Ent­wicklung dahingehend, dass schon bald die Hälfte des jährlichen Einkommens auf erfolgs­bezogenen Prämien fußen werde. Jetzt zeigen die Auswertungen, dass der variable Anteil im Durchschnitt weniger als 30 Prozent des Grundgehalts ausmacht - voriges Jahr waren es noch um die 35 Prozent.

Für IT-Chefs geht's bis 55 Jahren aufwärts

Interessant ist auch eine Sonderauswertung, die zeigt, wie sich das Gehalt eines IT-Managers im Lauf seiner Karriere entwickelt. Mit 30 Jah­ren bringt er es auf 94.600 Euro, mit 35 Jahren nimmt er 102.900 Euro mit nach Hause, mit 40 dann 115.700 Euro. In den besten Führungsjah­ren geht es weiter nach oben: mit 45 Jahren auf 127.000 Euro, mit 50 Jahren auf 131.140 Euro. Dann ist die Plateauphase erreicht, und es geht wieder abwärts: Laut Compensation Partner verdient der 55-jährige IT-Chef im Durchschnitt nur noch 119.160 Euro im Jahr.

Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier führt in diesem Jahr Frankfurt am Main die Tabelle an, nachdem München einige Jahre den ersten Platz belegte. Die Differenz ist allerdings so klein, dass sich das schon im nächsten Jahr wieder ändern kann. Die Hessen zahlen 21 Pro­zent über dem Durchschnitt, die Münchner Firmen 19 Prozent. Es folgen prosperierende Großstädte wie Stuttgart (15 Prozent), Düssel­dorf (elf Prozent) und Köln (drei Prozent).

Der Marktanalyse zufolge hat auch Hamburg aufgeschlossen und liegt nun ähnlich wie Nürnberg exakt im Bundesdurchschnitt. Auf­fällig ist auch, dass es in den vergangenen Jah­ren keine Annäherung zwischen Ost und West gegeben hat, was die Manager-Gehälter angeht. Im Gegenteil: Vor vier Jahren lag die sächsische Hauptstadt Dresden nicht einmal zehn Prozent unter dem Bundesschnitt, jetzt sind es 20 Pro­zent. Und Berlin lag im vorigen Jahr 6,5 Prozent unter dem Durchschnitt, heuer sind es zehn Prozent. Die Gründer wird es freuen, denn sie argumentieren damit, dass Berlin auch deshalb Startup-Hauptstadt sei, weil die Gehälter der Entwickler dort noch nicht so durch die Decke gehen wie in westdeutschen Großstädten.

Die Studie

Die Vergütungsstudie "IT-Funktionen 2016/2017" kann zum Preis von 599 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und acht Euro Versandkostenpauschale direkt bei Compensation Partner bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater. An der Studie haben sich 58 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt, die 1010 Gehaltsdatensätze zu Führungspositionen geliefert haben. Weitere 15.634 Datensätze stammen aus Direktbefragungen der Inhaber von Spezialistenpositionen.

Zur Methode

Compensation Partner hat Höhe und Struktur der Gehälter von elf Füh­rungspositionen und 16 Fach- und Spezialistenfunktionen ausgewertet. Innerhalb einer Funktion wurde nach Anspruchsstufen differenziert: Die Gehälter von IT-Beratern etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden. Die Gehäl­ter für alle Funktionen wurden getrennt nach unterschiedlichen Firmengrößen ausgewertet. Berechnet wurden das Gesamt- und das Grund­gehalt sowie alle Nebenleistungen.

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