CIO Auf- und Aussteiger


Svezdana Seeger

Troubleshooter bei Toll Collect

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Tägliche Bilanz, tägliche Meetings

Entscheidend sei das Controlling gewesen. Seeger: "Wenn Sie in einem Krisenprojekt mit einem tagesgenauen Meilensteinplan den Fehler machen, ein wöchentliches Monitoring aufzusetzen, können Sie am Ende der Woche sicher sein, dass Sie mindestens einen der fünf Meilensteine nicht überblickt haben." Deshalb zog das Team ab sofort jeden Abend Bilanz. Ihre täglichen Meetings seien "berüchtigt" gewesen. Bei Nicht-Erreichen der Ziele legte sie zusammen mit den Kollegen Maßnahmen fest, um den verlorenen Tag wieder aufzuholen.

Auch sei es von großer Bedeutung, den richtigen Mitarbeiter am richtigen Platz zu haben, sagt sie. "Es ist wichtig zu überprüfen, ob die richtigen Talente die richtigen Aufgaben haben." Und es dort sofort zu ändern, wo es nicht der Fall ist. Aber Seeger scheint auch eine Gabe zu haben, ihr Team zu motivieren: "Ich habe Vertrauen in ihre Arbeit und ihre Leistung und kenne unsere Meilensteine. Man muss die Ruhe bewahren, nicht mit lauten Tönen oder hektischen Aktionen etwas erzwingen wollen. Schreien kann jeder, doch es bringt keinen Schritt weiter."

Svezdana Seeger hat einen bewegteren Lebenslauf als eine typische IT-Führungskraft. Von der Kindheit in Jugoslawien bis zur CIO bei Toll Collect hat sie stets Mut bewiesen. Am 4. Juni 1980 ist sie als Kind mit ihrer Familie aus Sarajevo, Jugoslawien, nach Frankfurt am Main, Deutschland, gekommen. "Haargenau einen Monat nach Titos Tod. Meine Eltern wollten, dass ich eine Ausbildung bekomme, die in der ganzen Welt gültig ist. Sie sagten schon damals, elf Jahre vor Kriegsbeginn: Das geht nicht gut." In Freiburg studierte sie Volkswirtschaft - ein Kompromiss zwischen Medizin, was ihre Eltern wollten, und ihrem Studienwunsch Elektrotechnik.

Nach dem Abschluss 1986 arbeitete sie drei Jahre als Assistentin der Geschäftsführung bei der UTP GmbH (heute Böhler AG), einer Firma für Schweißanlagen und Zubehör. Von 1988 bis 1992 verantwortete sie bei Christian Dior das Marketing und den Vertrieb der Luxusartikel in den neuen Bundesländern und Osteuropa.

Doch dann kam eine Situation in ihrem Leben, in der sie sich überlegte, "ob das alles, was man macht, richtig oder nicht richtig ist". Sie kündigte von heute auf morgen bei Dior. Von 1992 bis Anfang 1994 wurde sie zur Diplomatin. "Das fällt nicht heraus, wenn man weiß, wo ich herkomme, und man sich das Jahr genau anguckt." Es war die Zeit des Jugoslawien-Kriegs.

Zur Startseite