CIO Auf- und Aussteiger


Svezdana Seeger

Troubleshooter bei Toll Collect

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

In New York sprach sie den Botschafter der UN-Botschaft von Bosnien und Herzegowina an und fragte ihn, was sie für das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen ist, tun könne. Einen Tag später begann sie mit der Arbeit. "Wir haben viel für kriegsverletzte Kinder getan, damit sie im Ausland versorgt werden konnten." Die Zeit davor war schwierig: "Wenn man tagsüber mit Luxus umgeben ist und allabendlich am Telefon hört, wer von der Familie noch lebt, wer noch etwas zu essen hat, überlegt man: Schaue ich zu, oder tue ich etwas?" Das "patriotische Jahr" habe ihr sehr viel gegeben: "Die Prioritäten verschieben sich. Sie bekommen eine andere Sicht der Welt." Obwohl ihr der Geschäftsführer von Dior ihren Schreibtisch frei gehalten hatte, ging sie zu T-Systems. Weil sie sich schon immer für Hightech und Technologien interessierte.

Von Bits und Bytes versteht die CIO von Toll Collect allerdings nach eigenem Bekunden bis heute nicht besonders viel. Trotzdem haben ihr die Toll-Collect-Mitarbeiter zu Betriebserlaubnis und Geburtstag scherzhaft einen Ehrendoktorhut als Diplom-Ingenieur überreicht; oben drauf haben sie in Miniatur-Nachbau das Maut-Kontrollsystem abgebildet. Verbunden mit dem Versprechen, "nie mehr zu sagen, ich bin Volkswirtin, ich habe es nicht verstanden".

Gesunder Menschenverstand löst Probleme

Doch manchmal sei ihre zur Schau gestellte Unkenntnis auch von Vorteil gewesen. "Es war unser gemeinsames, beliebtes Spiel, dass die Ingenieure mir oft erklären mussten, was sie tun", sagt Seeger. Ein zusätzlicher Proof of Concept sozusagen. Die CIO erklärt es an einem Beispiel: Beim Test der Mautstellen-Terminals rundete das Display die Zahl der Rechnung stets auf, die Belege jedoch waren korrekt. Seeger: "Die erste Idee meiner Softwareingenieure war ein neues Software-Update. Wir haben dann noch einmal gemeinsam nachgedacht und einfach 3600 Aufkleber gedruckt, auf denen stand: 'Display rundet auf. Ihre Rechnung ist korrekt.' "

Bei ihrer Arbeit hilft Svezdana Seeger auch ihr enormer Optimismus. "Kommen Sie, wann Sie wollen, unangemeldet, ich bin immer so", versichert sie. Dabei legt sie Wert auf die Feststellung, dass sie keineswegs so entspannt sei, wie es aussieht. "Wir haben nicht am 1. Januar angeschaltet und lehnen uns nun zwölf Jahre zurück. Wir haben ein System, das zwölf Jahre läuft. Viele Techniken sollen noch folgen. Und wir denken ständig darüber nach, was man anders und neu machen sollte, damit nicht in zwei Jahren woanders ein besseres System entsteht und unseres schon veraltet ist."

Zur Startseite