Sicherheitsexperten
Viel Kritik an De-Mail-Verschlüsselung
Harald Welte vom Chaos Computer Club Berlin lehnte den De-Mail-Gesetzentwurf kurzerhand ab. Seine Begründung: Es gäbe bei De-Mail zahlreiche Nachteile verglichen mit der herkömmlichen Post. Staatliche Stellen könnten etwa ohne richterliche Anordnung auf die De-Mails zugreifen. Insbesondere bemängelte Welte auch die fehlende verpflichtende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Mit dem vorliegenden De-Mail-Entwurf sei das Briefgeheimnis nicht gewahrt. Dass keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorgesehen sei, führe zu einem erheblichen technischen, organisatorischen und finanziellen Aufwand.
De-Mail sei zudem eine deutsche Insellösung, die gewollte Inkompatibilität mit E-Mail könne leicht zu Verwechselungen und zu fehlgeschlagener Kommunikation bei fachlich nicht versierten Anwendern führen. Vorteile von De-Mail gäbe es nur für Behörden, da „De-Mail deutlich datenintensiver ist, stärkerer staatlicher Überwachung unterliegt, und bei großem Versandvolumen vermutlich kostengünstiger als herkömmliche Post ist."
In der Anhörung verlangte Michael Bobrowski vom Verbraucherzentrale Bundesverband ebenfalls eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Daten vorzusehen. Der Bundesrat hatte in seiner Stellungnahme gleichfalls bemängelt, dass nach dem Gesetzentwurf lediglich eine „Verschlüsselung durch gängige Standards für sicheren Mailversand" gewährleistet sei. Sie werde zudem nur innerhalb des De-Mail-Netzwerkes aufrechterhalten. Verschlüsselt werde allein der Transport, nicht aber die Nachricht selbst.
De-Mail biete keinen optimalen Schutz vor Viren, Trojanern und Spam
Oliver Vossius vom Deutschen Notarverein sagte, er persönlich werde sich De-Mail „nicht antun". Vossius kritisierte, De-Mail biete keinen optimalen Schutz etwa vor Viren, Trojanern und Spam. Der Gesetzentwurf löse sein Sicherheitsversprechen derzeit nicht ein.
Diplom-Informatiker Werner Hülsemann, Experte für das „Forums Informatikerinnen für den Frieden und gesellschaftliche Verantwortung" begrüßte das De-Mail-Vorhaben grundsätzlich, auch er forderte aber Änderungen. Eine nicht zu erfüllende Erwartung sei die Aussage, die Nutzung von De-Mail spare Geld: „Solange die Preise für den Versand (und eventuell Empfang) von De-Mails nicht festsehen, können keinerlei Aussagen zu möglichen Kosteneinsparungen für Bürger/innen getroffen werden."