Distributed Ledger
Wann lohnt sich der Einsatz einer Blockchain?
Eine Blockchain für die Bankenprüfung
Die Bostoner Notenbank hat mittlerweile drei Proof-of-Concepts (PoC) für den Blockchain-Einsatz erarbeitet. In einem Fall geht es um die Frage, ob sich damit das Hauptbuch (General Ledger) ersetzen lässt, über das die Fed mehr als sechs Milliarden Dollar an Reserveguthaben der regionalen Banken verwaltet. In einem anderen Szenario prüft das Institut, wie es seinen Prüf- und Regulierungsaufgaben gegenüber den angeschlossenen Banken mithilfe von Distributed-Ledger-Technik (DLT) besser nachkommen kann.
"Wir müssen eine Art Spinnennetz zwischen Banken weben, um am Ende alle Transaktionen über eine sehr mächtige Blockchain-Umgebung kontrollieren zu können", beschreibt IT-Manager Brassill das ehrgeizige Ziel. Die damit einhergehenden Herausforderungen seien immens; doch nur so könne man lernen, wie sich die Blockchain in der Praxis auf die Finanzmärkte auswirke.
- Blockchain
Blockchain wird in den kommenden Jahren zur Schlüsseltechnologie in der IT werden. - (1) Transaktion
Die Transaktion ist die elementare Grundeinheit der Blockchain. Zwei Parteien tauschen Informationen miteinander aus. Dies kann der Transfer von Geld oder Vermögenswerten, der Abschluss eines Vertrags, eine Krankenakte oder eine Urkunde sein, die digital gespeichert wurde. Transaktionen funktionieren im Prinzip wie das Versenden von E-Mails. - (2) Verifizierung
Die Verifizierung prüft, ob eine Partei die entsprechenden Rechte für die Transaktion hat. Die Prüfung erfolgt augenblicklich oder es wird in eine Warteschlange geschrieben, die die Prüfung später durchführt. An dieser Stelle werden Knoten, also Computer oder Server im Netzwerk, eingebunden und die Transaktion verifiziert. - (3) Struktur
Die Transaktionen werden zu Blöcken zusammengefasst, wobei diese mit einer Hash-Funktion als Bit-Nummer verschlüsselt werden. Die Blöcke können durch die Zuweisung des Hash-Wertes eindeutig identifiziert werden. Ein Block enthält einen Header, eine Referenz auf den vorhergehenden Block und eine Gruppe von Transaktionen. Die Abfolge der verlinkten Hashes erzeugt eine sichere und unabhängige Kette. - (4) Validierung
Bevor die Blöcke erzeugt werden, müssen die Informationen validiert werden. Das am meisten verbreitete Konzept für die Validierung von Open-Source-Blockchains ist das „Proof of Work“-Prinzip. Dieses Verfahren stellt in der Regel die Lösung einer schweren mathematischen Aufgabe durch den Nutzer beziehungsweise dessen Computer dar. - (5) Blockchain Mining
Der Begriff Mining stammt aus der Bergbau und meint das „Schürfen“. Bei diesem Vorgang wird der Block erzeugt und gehasht. Um zum Zug zu kommen, müssen die Miner ein mathematisches Rätsel lösen. Wer als Erstes die Lösung hat, wird als Miner akzeptiert. Der Miner erhält für seine Arbeit ein Honorar in Form von Kryptowährung (Bitcoin). - (6) Die Kette
Nachdem die Blöcke validiert wurden und der Miner seine Arbeit verrichtet hat, werden die Kopien der Blöcke im Netzwerk an die Knoten verteilt. Jeder Knoten fügt den Block an der Kette in unveränderlicher und unmanipulierbarer Weise an. - (7) Verteidigung
Wenn ein unehrlicher Miner versucht, einen Block in der Kette zu ändern, so werden auch die Hash-Werte des Blockes und der nachfolgenden Blöcke geändert. Die anderen Knoten werden diese Manipulation erkennen und den Block von der Hauptkette ausschließen.
Schon etwas näher am praktischen Einsatz liegt eine Blockchain-Initiative für einen Teilbereich der Personalverwaltung. Die daraus entstandene HR-Anwendung auf Blockchain-Basis sei nicht geschäftskritisch, wie Brassill erläutert. Sie laufe aber im 24x7-Betrieb und solle dabei helfen, Probleme zu erkennen, die bei einem kontinuierlichen Betrieb etwa hinsichtlich der Skalierbarkeit auftreten könnten. In den kommenden zwölf Monaten will die Bostoner Fed außerdem verstärkt mit anderen Notenbanken zusammenarbeiten, um Finanzanwendungen in einer geschützten Umgebung zu testen.
Blockchain und die Hürden in der Praxis
Forrester-Expertin Bennett hält solche Ansätze generell für richtig, mahnt aber dennoch zur Vorsicht. Auch wenn ein Unternehmen ein Blockchain-Netzwerk mehrmals getestet habe, bedeute das noch lange nicht, dass es reif für den produktiven Einsatz sei: "Es könnte immer noch nicht ausreichend skalieren, es muss mit bestehenden Business-Systemen integriert werden und es muss schließlich regulatorischen und Compliance-Anforderungen genügen, die in etlichen Branchen erst noch zu formulieren sind." Auch aus diesen Gründen wird es aus ihrer Sicht noch geraume Zeit dauern, bis sich Blockchain-Implementierungen auf breiter Front durchsetzen.
Last, but not least sollten Unternehmen sich gut überlegen, welche Gründe gegen ein einziges zentrales datenbankorientiertes System sprechen, gibt die Analystin zu bedenken. Denn eines sei schon heute absehbar: Mit der Blockchain nehme die Komplexität tendenziell zu. Und der geringe Reifegrad der Technik berge Risiken, die sich schwer kalkulieren ließen. Alleine die Vielzahl an konkurrierenden technischen Spezifikationen und Plattformen führe zu einer Unsicherheit im Markt bezüglich der weiteren Entwicklung. So gesehen scheint Abwarten dann doch nicht die schlechteste Option zu sein.
Mit Material von IDG News Service