Public IT


Chef der E-Post

Warum die Post die De-Mail auf Eis gelegt hat

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

CIO.de: Sie haben ja in Berlin einen neuen Standort gegründet. Ist das abseits von Bonn etwas kreativer, ein Startup?

Wiegand: Man kann auch in Bonn kreativ sein. Es geht mehr darum: Wir haben im Post-Konzern große Systeme, beispielsweise unser Filialnetz, die sehr stark nach der sogenannten Wasserfallmethodik entwickelt wurden und wo Sie von fest definierten Phasen ausgehen. Für eine Online-Anwendung wie die E-Post ist das nur die zweitbeste Möglichkeit.

150 Mitarbeiter für die neue "E-Post Development GmbH" in Berlin

Wir müssen hier flexibler sein und brauchen dafür eine sehr agile Softwareentwicklungslogik. Berlin ist dafür der attraktivste Standort. Sie haben die deutsche Szene, starken Zulauf von osteuropäischen Eliteuniversitäten und viel internationales Entwicklungspublikum. Seit dem 1. Juli 2012 haben wir deshalb in Berlin eine spezielle Entwicklungsgesellschaft, die E-Post Development GmbH. Dort beschäftigen wir derzeit 80 Mitarbeiter, später sollen es 150 werden.

CIO.de: Woran arbeiten die Entwickler, was sind die nächsten Meilensteine?

Wiegand: Wir machen, was der Markt erfordert. Wir müssen mobil werden und Angebote für SmartphonesSmartphones haben. Das ist uns mit der App für iOS gelungen, Mitte Mai folgen AndroidAndroid und im Sommer Apps für weitere Systeme. Hier wollten wir zunächst das Grundbedürfnis befriedigen, nämlich das Lesen von E-Postbriefen, bald folgt die Schreibfunktion. Danach geht es um komplexere Prozesse wie eine Zahlung auslösen oder eine Rechnung archivieren. Wir bieten Privatpersonen außerdem an, ihre Eingangspost zu digitalisieren und auf dem Smartphone zur Verfügung stellen. Alles zu Android auf CIO.de Alles zu Smartphones auf CIO.de

Das Produkt E-Postscan Travel ist enorm erfolgreich gestartet. Die Nachfrage ist sehr groß, obwohl wir es noch gar nicht bewerben. E-Post Safe ist eher eine Commodity, das Produkt ähnelt denen anderer Anbieter. Allerdings mit dem Wertversprechen der Deutschen Post und eindeutigen und transparenten Informationen über Serverstandorte, DatenschutzDatenschutz etc. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

Die Bezahlung von Rechnungen per E-Postbrief wird auch sehr gut angenommen. Jetzt geht es darum, dass wir viele Rechnungen digitalisieren und per E-Post zahlbar machen. Das geht dann ganz einfach: Die Rechnung kommt rein, die Metadaten werden erkannt und durch zwei Klicks können Sie die Rechnung per Lastschrift begleichen. Alle Daten aus der Rechnung werden übernommen.

CIO.de: Wann geht es richtig los mit der E-Post?

Wiegand: Wir sind sehr gut gestartet. Wir haben einen komplett neuen Markt geschaffen. Drei Jahre mögen sich lang anhören, andere Online-Dienste haben deutlich länger gebraucht, um sich zu etablieren. Die Dynamik in den verschiedenen Zielgruppen ist ganz unterschiedlich. Natürlich werden wir nicht immer unsere Umsätze von Jahr zu Jahr verfünffachen. Der ganze Markt wächst vielmehr analog der Zielgruppen, die digitalisierungsfähig und -willig sind. Die Systeme müssen das Leben der Menschen erleichtern, indem sie lästige Arbeiten digitalisieren. Genau das machen wir mit der E-Post.

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