Nein zum Microsoft OS
Warum Windows 10 nicht in die Tüte kommt
Steven J. Vaughan-Nichols schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Er beschäftigte sich bereits mit Business und Technologie als 300bps noch Highspeed war.
In letzter Zeit höre ich aus meinem Freundeskreis immer wieder, dass Windows 10 das beste Windows aller Zeiten ist und man dumm sein muss, wenn man nicht endlich umsteigt. Da es sich um Freunde handelt, möchte ich nicht unbedingt unverschämt werden, aber: Nein. Absolut nicht. Und das hat auch Gründe.
Win 10 ist nicht sicherer als Win 7
Ist Security Ihre größte Sorge? Dann sollten Sie wissen, dass Windows 10 nicht sicherer ist als Windows 7. Und letzteres kann mit Fug und Recht als hochgradig unsicher eingestuft werden. Es gab in diesem Jahr einige kritische Sicherheitsupdates für Microsofts Betriebssysteme und Win 10 hatte dabei mit denselben Problemen wie Win 7 zu kämpfen.
Zwar ist es richtig, dass in Windows keine ähnliche stupide Sicherheitslücke wie vor kurzem bei macOS aufgetaucht ist. Aber dass Microsofts Fuckup nicht ganz so eklatant war wie der von AppleApple macht die Sache auch nicht besser. Oder wie nennen Sie das, wenn MicrosoftMicrosoft fleißig Security-Löcher in Windows 10 stopft, dieselben Lücken aber in Windows 7 klaffen lässt? Ich nenne das blöd. Richtig blöd. Und ja, mir ist bewusst, dass Microsoft jeden Menschen auf dieser Welt dazu bringen möchte, sobald wie möglich auf Win 10 zu wechseln, aber jetzt mal ganz ehrlich: Windows 7 soll offiziell bis zum 14. Januar 2020 mit Sicherheits-Updates versorgt werden. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de
- 30 Jahre Windows - Windows 1.0
Windows 1.0 wird unter dem Codenamen "Interface Manager" entwickelt und am 20. November 1985 veröffentlich. Das erste grafische Betriebssystem für den PC kostete damals 99 US-Dollar, war aber nur mäßig erfolgreich, weil es an Anwendungen fehlte. - Windows 2.11
Auch in der folgdenen Windows-Version erinnert die grafische Benutzeroberfläche noch stark an textorientierte Benutzerschnittstellen. Das 1989 erschienene Windows 2.11 enthält bereits Microsoft Word. - Windows 95
Das unter dem Arbeitstitel "Chicago" entwickelte Windows 95 erscheint im August 1995. Dem Release geht eine ausführliche Testphase voraus, Teilnehmer müssen dabei eine Geheimhaltungserklärung unterschreiben. - Windows NT 3.51 Server
Die Weiterentwicklung von Windows NT 3.5 erscheint im Mai des Jahres 1995 und unterstützt neuere 32-Bit-Anwendungen. Je nach Installationsvariante ist es auf Diskette(n) oder CD-ROM erhältlich. - Windows NT 4.0
Der Nachfolger von NT 3.51 erscheint im Juli 1996 und ist der letzte Vertreter der Windows NT-Reihe. Das Betriebssystem verfügt über die grafische Benutzeroberfläche von Windows 95 und kommt mit Assistenten für die Konfiguration daher. - Windows 98
Das unter dem Codenamen "Memphis" entwickelte Windows 98 erscheint am 25. Juni 1998. Das Betriebssystem bietet kaum sichtbare Neuerungen gegenüber Windows 95, bietet allerdings USB-Unterstützung und eine anpassbare Benutzeroberfläche. - Windows 2000
Windows 2000 wird auf Basis des eingestellten Windows NT 4.0 entwickelt und ist der Vorgänger von Windows XP. Das Betriebssystem erscheint in einer 32-Bit- und 64-Bit-Version. Die Arbeiten an der 64-Bit-Variante werden aber bald eingestellt. - Windows ME
Das letzte Betriebssystem auf MS-DOS-Basis: Windows ME (Millennium) erscheint (verspätet) am 14. September 2000. Probleme mit Internet Explorer und Windows Player verzögern den Release mehrfach. - Windows XP
Im Oktober des Jahres 2001 erscheint Windows XP (Codename "Whistler"), der technische Nachfolger von Windows 2000. Das Betriebssystem richtet sich in erster Linie an Heimanwender und kommt mit einer frischen Benutzeroberfläche daher. - Windows 7
Das in vielen Bereichen überarbeitete Windows 7 kommt am 22. Oktober 2009 auf den Markt. Eine weitgehend neue Benutzeroberfläche, bessere Systemsicherheit und der Einsatz von Bibliotheken im Windows-Explorer sind neu. - Windows 8
Als Nachfolger von Windows 7 kommt Windows 8 am 26. Oktober 2012 in den Handel. Erstmalig sind dabei zwei Benutzeroberflächen enthalten: das Windows 8 Modern UI und die klassische Desktop-Ansicht. - Windows Server 2012
Die Server-Version des zuvor veröffentlichten Windows 8 kommt im September 2012 auf den Markt. Mit der Modern-UI-Oberfläche, einem komplett überarbeiteten Taskmanager und den Active Directory Domain Services hebt sich das Programm von den Vorgängern ab. - Windows RT
Windows RT ist Microsofts Betriebssystem für Geräte mit Chips der ARM-Architektur wie Smartphones oder Tablets. Das Betriebssystem weist viele Parallelen zu Windows 8 auf. Aufgrund schwacher Absatzzahlen wird die Produktion von Windows-RT-Devices Anfang 2015 eingestellt. - Windows 8.1
Unter dem Codenamen "Windows Blue" entwickelt, soll das Update die Unzufriedenheit vieler Benutzer mit Windows 8 aus der Welt räumen. Deshalb kehrt auch der Start-Button zurück. Die Verknüpfung zu Microsofts Cloud-Dienst OneDrive wird jetzt standardmäßig angezeigt. - Windows 10
Mit Windows 10 bringt Microsoft laut CEO Satya Nadella 2015 nicht nur die nächste Version seines Betriebssystems auf den Markt, sondern eine völlig neue Windows-Generation. Der Shift auf Windows 10 markiert auch den Umstieg auf Windows as a Service: Künftig sollen keine neuen Windows-Versionen nach bisherigem Muster mehr folgen - stattdessen werden inkrementelle Verbesserungen in Form größerer und kleinerer Updates veröffentlicht. Win 10 bringt im Vergleich zu seinen Vorgängern zahlreiche Neuheiten mit, etwa den IE-Nachfolger Edge, virtuelle Desktops oder die digitale Assistentin Cortana. Parallel zu Windows 10 stellte Microsoft auch den Nachfolger zu Windows Server 2012 - Windows Server 2016 - vor. - Windows 11
Microsoft stellte mit Windows 11 offiziell eine neue Generation seines Betriebssystems vor und erklärte, damit eine neue Ära einläuten zu wollen. Die Idee, ein neues Windows zu bauen, entstand wohl in der Corona-Pandemie. Man habe Windows 11 darauf ausgelegt, auf verschiedenen Gerätetypen zu laufen und unterschiedliche Bedienmodi zu unterstützen, hieß es von Seiten Microsofts. Der Konzern hat bei Windows 11 vor allem Design und Bedienerführung vereinfacht. Darüber hinaus soll Windows 11 enger mit dem Collaboration-Tool Teams verknüpft werden. Wieder zurück in Windows 11 sind die aus der Version 7 bekannten Widgets. Der Redmonder Konzern bewirbt sein neues Betriebssystem darüber hinaus als besonders sicher. Die Architektur sei als Zero Trust angelegt, zudem sei das System Secure by Design. Wichtige Sicherheits-Features wie zum Beispiel Verschlüsselung seien von Haus aus aktiviert.
Patching … Again …
Ich möchte den rasanten Release-Rhythmus und die kurzlebigen Support-Timelines von Windows 10 nicht mitmachen. Zwei große Updates - oder Service Patches wie ich sie immer noch nenne - pro Jahr sind eines zu viel. Ich kann einfach nicht garantieren, dass alles reibungslos funktioniert, wenn alle sechs Monate ein riesiges Update kommt. Und ich kenne auch keinen, der das kann.
Bei der Update-Flut im November 2017 war bereits die schiere Anzahl der zu behandelnden Probleme recht imposant anzusehen. Fast zwei Dutzend waren es am Ende. Sieht also ganz danach aus, als könnte Microsoft selbst ebenfalls nicht mit seinem Sechs-Monats-Update-Rhythmus Schritt halten. Die Probleme reichten dabei von "nebensächlich" (temporäre Dateien auf Windows Phones löschen führt zu einem Fehler) über "nervig" (Applikationen auf JavaScript-Basis können eventuell nicht gestartet werden) bis hin zu "haarsträubend" (Auf dem Bildschirm erscheint nach dem Booten nur der Cursor, ein Reboot ist alles was hilft).
Und dann gab es ja noch so "amüsante" Dinge wie Patches, die Epson-Matrixdrucker schrotteten. Sie wundern sich an dieser Stelle eventuell, warum solche Drucker überhaupt noch im Einsatz sind. Es gibt Unternehmen, die mehrere Kopien von gedruckten Dokumenten benötigen - Point-of-Sale-Terminals beispielsweise. Ob Sie es nun glauben oder nicht, Epson hat aktuell eine komplett neue Matrixdrucker-Familie im Programm. Jemand sollte Microsoft darüber informieren. Am besten per Fax.
Windows 10? Nein danke!
Ein Blick auf die Sicherheit von Windows 10 lässt ebenfalls wenig Spielraum, um zu frohlocken. Vor kurzem machte der CERT-Forscher Will Dormann per Twitter darauf aufmerksam, dass die ASLR-Implementation in Windows 10 als Sicherheitsmaßnahme "wertlos" sei:
Starting with Windows 8.0, system-wide mandatory ASLR (enabled via EMET) has zero entropy, essentially making it worthless. Windows Defender Exploit Guard for Windows 10 is in the same boat. More details to come...https://t.co/xMR5qIKVGH
— Will Dormann (@wdormann) 16. November 2017
Microsoft antwortete darauf in einem Blogpost und verneinte die Existenz eines Problems: "Das Konfigurations-Problem ist keine Sicherheitslücke, birgt kein zusätzliches Risiko und schwächt das Sicherheitsniveau der Applikationen nicht." Nur um einige Zeilen später zuzugeben, dass "CERT ein Problem mit dem Konfigurations-Interface des Windows Defender Exploit Guard aufgedeckt, dass derzeit die Aktivierung der 'bottom up randomization' verhindert." Irgendwann kommt also vielleicht ein Patch - bis dahin vertröstet Microsoft mit Workarounds.
Mein Fazit: Windows 10 ist sicherlich ein gutes Betriebssystem, aber es ist weit davon entfernt, großartig zu sein. Für mich heißt das: Ich bleibe vorerst bei Windows 7. Und ich kann Ihnen das ebenfalls nur empfehlen. Denn bei Windows 7 weiß ich, was ich (zu erwarten) habe. Bei Windows 10 hingegen kommt jedes Zwangs-Update einem neuen Glücksspiel gleich. (fm)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.