Chancen und Risiken für die Konjunktur

Was 2017 wichtig wird

15.12.2016

Brexit-Verhandlungen

Die Verhandlungen über einen Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union sollen im Frühjahr beginnen. Die Strategie der konservativen britischen Regierung unter Premierministerin Theresa May ist nach wie vor unklar. Vor allem Deutschlands Exportunternehmen sind seit dem Brexit-Votum vom Juni in Sorge. Großbritannien ist der drittgrößte Einzelmarkt für Waren "Made in Germany". "Die anstehenden Brexit-Verhandlungen, das Ergebnis der US-Wahl und der zunehmende Populismus in Europa lasten auf der Stimmung. Das wird sich 2017 negativ im Wirtschaftsklima und im Wachstum niederschlagen", argumentiert DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier.

Neuer US-Präsident

Donald Trump zieht am 20. Januar als 45. US-Präsident ins Weiße Haus. Der Republikaner hatte im Wahlkampf gegen Freihandelsabkommen gewettert und sich für höhere Zölle für wichtige Handelspartner ausgesprochen. Das könnte den schwächelnden Welthandel zusätzlich belasten und exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland empfindlich treffen. Zugleich kündigte Trump massive Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur an. Das könnte die Konjunktur in der weltgrößten Volkswirtschaft ankurbeln. Deutsche Unternehmen könnten von steigender Nachfrage profitieren.

Zukunft des Freihandels

Trump will schon am ersten Arbeitstag das transpazifische Handelsabkommen TPP kippen. TPP ist ein Vorbild auch für das noch nicht fertig ausgehandelte Abkommen TTIP der USA mit Europa, dessen Abschluss vorerst auf Eis liegt. "TTP und TTIP sind mehr oder weniger tot", meinen Allianz-Volkswirte. Befürworter argumentieren, Handelsabkommen stärkten die europäische Wirtschaft, sorgten für Wachstum und neue Jobs durch den Wegfall von Zöllen und anderen Handelshemmnissen.

Zinswende

Sollte die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöhen, könnte das die Konjunkturerholung abwürgen, denn Kredite für Verbraucher und Unternehmen würden dadurch teurer. Anzeichen für eine Zinswende gibt es derzeit im Euroraum zum Leidwesen der Sparer allerdings nicht. Die EZB verlängerte erst kürzlich ihr milliardenschweres Kaufprogramm für Staatsanleihen und andere Wertpapiere um neun Monate bis mindestens Ende Dezember 2017. Auch nach einem Ende der Käufe würden die Zinsen noch lange niedrig bleiben, betont EZB-Präsident Mario Draghi immer wieder. Anders dagegen in den USA: Die US-Notenbank Fed erhöhte am Mittwoch ihren Leitzins erstmals seit einem Jahr leicht um 0,25 Prozentpunkte. Der Leitzins bewegt sich damit künftig in einem Korridor zwischen 0,5 und 0,75 Prozent.

China

Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft steckt im Umbau. Die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte bewerten deutsche Firmen als "eine der schwierigsten innerhalb der letzten Jahre", wie Lothar Herrmann, Präsident der deutschen Handelskammer (AHK) in China, jüngst sagte. Vor allem Deutschlands Exporteure bekommen das deutlich zu spüren. Auch im kommenden Jahr dürften die Ausfuhren von Maschinen und Anlagen "Made in Germany" in das Land sinken, befürchtet beispielsweise der Branchenverband VDMA. (dpa/rs)

Zur Startseite