"Ein CIO darf keine Dankbarkeit erwarten"
Was CIOs jungen Kollegen empfehlen
Auch für junge Leute, die noch lange nicht CIO sind, hat die IT-Leiterin einen Tipp: eine Informatikausbildung beim BIBB. Das Institut ist mit seinen Azubis, unter ihnen Studienabbrecher und Umschüler, sehr zufrieden: "21-Jährige kann ich viel besser an das gewöhnen, was bei uns wichtig ist, als Hochschulabsolventen." Das Interesse ist beidseitig: "Unsere Azubis können in Ruhe das Haus kennenlernen und, wenn wir sie übernommen haben, nebenberuflich studieren. Viele bleiben danach, obwohl sie anderswo viel mehr verdienen könnten."
Vernetzung ist Führungsarbeit
Sönke Björn Vetsch, CIO und COO der Börse Stuttgart, hat dort mit seinen Mitarbeitern die gesamte IT-Infrastruktur erneuert. "In einem Unternehmen wie unserem sind die IT und die Unternehmensprozesse so komplex, dass kein Individuum mehr den Überblick behält. Deshalb sind Abstimmung und Kommunikation enorm wichtig." Die vielen Spezialisten zu vernetzen und zu steuern sei Führungsarbeit.
CIOs sollten die Arbeit erklärbar machen. Alle Mitarbeiter sollten wissen, wo und warum ihre Tätigkeit in den weit verästelten Zusammenhängen nötig ist: "Unsere Vision ist, dass jeder nach Hause gehen und erzählen kann, welchen Wertbeitrag er für das Unternehmen leistet. Informatik ist so vielschichtig und nuancenreich, dass dies nicht selbstverständlich ist." Erklärungsbedarf gibt es auch außerhalb der IT: Die IT der Börse Stuttgart unterhält eine Business-Relations-Abteilung, die sich um das gegenseitige Verständnis von Business und IT kümmert. Oft hilft gesunder Menschenverstand.
Technisch sollte ein CIO so beschlagen sein, dass er seine Entscheidungen im Blick auf Betriebswirtschaft, Strategie, Taktik und Politik des Unternehmens treffen kann. Empfehlenswert ist auch eine gewisse Robustheit: "Ein CIO darf keine Dankbarkeit erwarten. Dass alle Systeme funktionieren, gilt als selbstverständlich. Wenn aber bei einem Anwender nur ein Fenster auf dem Bildschirm nicht funktioniert, dann heißt es, die IT habe schlecht gearbeitet. Der Umgang damit gehört zu unserer Professionalität."