Gentleman-Papst Bernhard Roetzel
Was die Kleidung über den Mann aussagt
"In jeder Situation das passende Outfit"
Und der Rucksack von Deutsche Bank-Chef Anshu Jain?
Bernhard Roetzel: Geschmacklos und kindisch. Der spielt etwas vor, was nicht der Realität entspricht. Ein Topmanager muss seine Sachen nicht im Rucksack mit sich herum tragen.
Der Pullover von Fiat-Chef Sergio Marchionne wird Ihnen auch nicht gefallen.
Bernhard Roetzel: Gerade in Italien, wo Geschäftsleute sehr konservativ angezogen sind, sogar in der Modebranche, ist das eine Form der Respektlosigkeit. Bei Typen wie Steve Jobs oder bei Bill Gates, der auch im schlecht sitzenden Anzug immer wie ein Nerd aussieht, kann man noch sagen, dass das irgendwie passt.
Und wir Journalisten? Wir gelten traditionell als schlecht angezogenes Kollektiv. Stimmt das?
Bernhard Roetzel: Viele Journalisten fühlen sich über solchen Dingen stehend. Für viele ist es auch wichtig, sich ja nicht anzubiedern bei den Personen, über die sie berichten. Die Generation der alten 68er und solche mit eher linkem Hintergrund sind besonders bemüht, nicht wie Manager auszusehen. Selbst Journalisten, die über Mode schreiben, sind manchmal schlecht angezogen. Für die jüngeren gilt das nicht mehr, da hat ein Wandel stattgefunden.
Waren Sie selbst auch als Jugendlicher schon so klassisch angezogen? Sind Sie ein geborener Gentleman?
Bernhard Roetzel: Diesen Look aus alten englischen und amerikanischen Filmen fand ich als Kind schon toll. Mein Vater ist Professor und gehört zu einer Generation, die noch im Anzug in die Universität ging. Also war das auch nichts Fremdes für mich. Ich habe immer das Zeitlose geliebt und als Student in Second-Hand-Läden nach alten Anzügen und Mänteln gesucht. In meinem früheren Job als Werbetexter galt ich damit eher als Exzentriker.
Wollen Sie mit Ihren Büchern die Männer verändern?
Bernhard Roetzel: Ich will nicht missionieren. Ich bin wie ein Orthopäde, der beim Spazierengehen sieht, dass jemand eine kaputte Hüfte hat, aber ihm das nicht sofort mitteilt. Ungefragt sage ich meine Meinung nicht.
Gut, dass wir telefonieren, und Sie mich nicht sehen können. Wie sind Sie selbst denn jetzt angezogen, so wie auf ihren Bildern?
Bernhard Roetzel: Ich habe gerade im Garten gearbeitet und trage so einen Stil französische Riviera in den späten 40er Jahren: Bretonisches Ringelhemd und Vintage-Cordhose. Stil zeigt sich nicht nur beim Anzug, sondern bei jeder Art von Kleidung. Viele heutige Manager, vor allem deutsche, die im Anzug eine gute Figur machen, enttäuschen, wenn man sie privat sieht. Die wahren Gentlemen wie Prince Charles oder Luca di Montezemolo sind in ihrer Freizeit genauso elegant gekleidet wie im Büro und tragen in jeder Situation das passende Outfit.
- Stilvolle Business-Kleidung ...
... ist eine hohe Kunst. Lesen Sie unsere Anregungen, um die größten Fettnäpfchen zu vermeiden. - Das hochwertige Sakko
Ein qualitativ hochwertiges Business-Sakko erkennen Sie daran, dass es innen, unten links, über eine Tasche für Visitenkarte verfügt. Außerdem hat das teurere Sakko an den Ärmeln vier statt drei Knöpfe. - Das Sakko sitzt richtig ...
... wenn der Kragen des Sakkos sich unterhalb des Hemdkragens so um den Nacken legt, dass der Hemdkragen etwa eineinhalb Zentimeter übersteht. Unter dem Kragen dürfen keine Falten auftreten, sonst wirkt das Sakko zu eng oder zu weit. - Hemdsärmelig?
Der Ärmel des Sakkos ist eineinhalb Zentimeter kürzer als der Hemdsärmel und reicht bis zum Knochen des Handgelenks. - Seriös wirken
Der korrekte Anzug für den Job hat einen dunklen Farbton. - Das Detail macht den Unterschied
Ein Haifischkragen wirkt deutlich schicker als der gute alte Kentkragen. - Schlichtweg unmöglich ...
... sind Button-down-Hemden in der Führungsetage oder bei Geschäftsveranstaltungen. - Details, Teil 2
Eine Krawatte ist ein Statement. Binden Sie diese deshalb ordentlich, wobei der oberste Hemdknopf geschlossen wird. - Kariert oder gestreift?
Wenn Sie gemusterte Hemden bevorzugen, entscheiden Sie sich für ein unauffälliges Design oder klassische Streifen bei der Krawatte. - Von Kopf bis Fuß
Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Mit den Klassikern (Oxfords und Brogues) liegen Sie immer richtig. - Farbkombis
Zu schwarzen Anzügen trägt man weder braune Gürtel noch braune Schuhe. Zumindest nicht als Deutscher. Italiener kriegen auch diese Kombi chic hin. - Weniger ist mehr.
Zu einem Nadelstreifenanzug wählen Sie immer ein einfarbiges Hemd. - Noch ein No-Go ...
....sind nackte Männerwaden! Das geht nur beim Sport! Achten Sie darauf, dass die Socken auch beim Beinüberschlag keine Haut zeigen. Auf Nummer Sicher gehen Sie dabei mit Kniestrümpfen. - Ein Mann ist ein Mann ...
... Schmuck ist deshalb im Business-Umfeld nach wie vor nicht akzeptiert. Hier sollten sich Herren auf maximal ein bis zwei Ringe und eine Armbanduhr beschränken. - Manchmal geht auch leger
Bei Geschäftsessen oder zum Drink nach Feierabend darf die Krawatte auch mal fehlen. - Drauf reingefallen?
Business Casual als Dresscode suggeriert zwar einen Freizeit-Look, jedoch nur im angemessenen Rahmen: Jeans sind absolut tabu, ebenso wie Shorts oder offene Schuhe. - Für Fortgeschrittene
Business Casual, Teil 2: Stilvoll sind Polohemden, farbige Oberhemden und/oder feine Strickpullover in Kombination mit Baumwoll- oder Cordhosen.
(Quelle: Wirtschaftswoche)