Techniken und Methoden
Was ist was im Innovation Management?
- Business Model Canvas: Teams diskutieren, analysieren und erweitern Geschäftsmodelle systematisch
- Lead-User-Methode: Trendsetter ins Innovation Management einbinden
- Design Thinking: Anhand der Zielgruppen-Bedürfnisse Ideen entwickeln
- Co-Creation: Auf die Auswahl der Kontributoren kommt es an
In den vergangenen Jahren haben jede Menge Digital und InnovationInnovation Labs ihre Arbeit aufgenommen - sowohl bei großen IT-Anbietern als auch in Anwenderunternehmen. Sie verfolgen das Ziel, ihre Unternehmen mit neuen, oft digitalen Ideen und Ansätzen voranzubringen. Alles zu Innovation auf CIO.de
Doch wie gelingt es, systematisch Kreativität abzurufen, um das eigene Unternehmen voranzubringen? Im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte sind eine Reihe von Techniken für das Innovation Management entstanden, von denen wir hier die wichtigsten vorstellen möchten.
1. Ideenmanagement und Betriebliches Vorschlagswesen
Der deutsche Industrielle Alfred Krupp gehörte zu den Pionieren des Ideenmanagements, als er im 19. Jahrhundert damit begann, die Vorschläge seiner Mitarbeiter systematisch zu sammeln, um Geschäftsprozesse und Produkte zu verbessern und Kosten zu senken. Doch erst 1975 schuf Siegfried Spahl den Begriff Ideenmanagement und verknüpfte dabei das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) von Krupp mit dem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), der durch fortwährende kleine Verbesserungsschritte Produkte, Services und Geschäftsabläufe optimieren will.
Beim Ideenmanagement geht es darum, die Ideen aller Mitarbeiter - nicht nur der Experten - abzurufen und daraus betriebliche Verbesserungen, Einsparungen oder auch neue Produkte abzuleiten. Voraussetzung dafür ist ein Ort, an dem Ideen gesammelt werden können, ein Zettelkasten etwa oder eine Datenbank, in die Mitarbeiter ihre Vorschläge eingeben können.
Viele Firmen kombinieren den Ansatz mit dem Beschwerde- und Feedback-Management und beteiligen so auch Außenstehende, insbesondere Kunden und Partner, am Ideenmanagement. Dabei geht es in der Regel meistens um klar umschriebene, einfache, schnell umsetzbare Maßnahmen in einem bekannten Kontext. Sie werden von einem fachlich versierten Gutachter angenommen oder abgelehnt und im Erfolgsfalle belohnt.
Weiterführende Informationen:
So funktioniert professionelles Ideenmanagement
Erfolgsfaktoren für das Ideenmanagement
2. Innovation Management - dem Zufall keine Chance
Das systematische Planen, Steuern und Kontrollieren von Innovationen im Unternehmen, meist eingebettet in einen Innovationsprozess, steht beim Innovation Management im Mittelpunkt. Wichtig ist hier auch die Verwertung von Ideen in Form erfolgreicher Produkte und Services, ebenso die Prozesse und Organisationsstrukturen. Beim Innovation Management werden Kennzahlen für die Planung, Steuerung und Überwachung von Innovationsvorhaben erhoben und - im besten Fall - Innovationshemmnisse identifiziert und beseitigt.
Von der ersten Idee bis zu einem neuen Produkt ist es meist ein langer Weg, den das Innovation Management schrittweise ausgestalten muss. Dabei werden die kreativen Vorschläge in verschiedenen Reifegraden mehrmals betrachtet und im Team weiterverfolgt oder verworfen. Prämien sind hier als Belohnung nicht das Mittel der Wahl, da echte Innovationen nur durch intrinsisch motivierte Mitarbeiter vorangetrieben werden. Sie müssen von ihrer Arbeit überzeugt sein und hartnäckig an ihrem Thema bleiben.
Weiterführende Informationen:
Definition und Aufgaben des Innovation Management
Warum eine neue Innovationskultur nötig ist
Fünf Arten, Innovation Management zu betreiben
3. Business Model Canvas - Geschäftsmodell auf dem Prüfstand
Wie können Unternehmen ihr Geschäftsmodell systematisch überarbeiten? Und wie können Startups rund um ihre Idee ein nachhaltiges Geschäftsmodell überhaupt erst auf die Beine stellen? Der Schweizer Alexander Osterwalder hat dazu vor über zehn Jahren die Business Model Canvas erfunden und in dem Buch "Business Model Generation" beschrieben. Über allem steht dabei die Idee, genauestens zu beschreiben und zu überprüfen, was ein Geschäftsmodell ausmacht.
Dabei werden auf einem großen Blatt Papier (Canvas = Leinwand) oder mit einem der vielen verfügbaren Tools Felder gezeichnet beziehungsweise definiert, die alle wichtigen Faktoren für ein Geschäftsmodell darstellen. Das sind in der Regel folgende neun Bausteine: Kundensegmente, Kundennutzen (Value Proposition), Verkaufskanäle, die benötigten Ressourcen, Kundenbeziehungen, Umsatzströme, Aktivitäten, Partner und Kostenstrukturen.
Zu jedem dieser Felder können Innovationsteams nun eine Bestandsaufnahme anfertigen und innovative Veränderungen vorschlagen. So lassen sich die einzelnen Bausteine eines Geschäftsmodells systematisch verbessern. Die Canvas unterstützt Teams also beim Verstehen, Diskutieren, Analysieren und Erweitern von Geschäftsmodellen.
Weiterführende Informationen:
Business Model Canvas - was es ist und wie es hilft
Vorlage zum Download
4. Open Innovation - auch andere haben gute Ideen
Viele Unternehmen stoßen bei ihren Forschungs- und Entwicklungsressourcen an Know-how- oder Kreativitätsgrenzen, wenn es gilt, schnell gute Lösungen intern zu erarbeiten. Deshalb öffnen sie ihren Innovationsprozess, um Spezialisten von außerhalb oder auch Kunden einbinden zu können.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Firmen sparen Geld, erhalten Zugang zu einer Fülle von Ideen, reduzieren das Risiko bei der Produktentwicklung, indem sie ihre Kunden schon an der Entwicklungsphase beteiligen, kommen zu schnelleren Ergebnissen und profitieren mit ein bisschen Glück auch noch von öffentlichen Förderinitiativen.
In der Wissenschaft werden drei Kernprozesse der Open Innovation unterschieden: Wird Wissen von Dritten genutzt, spricht man von "Outside-in", wird internes Wissen abgegeben - etwa um an Innovationen oder Patenten zu verdienen - nennt man das "Inside-out", und werden beide Ansätze parallel verfolgt ist die Rede von einem "Coupled Process". Open Innovation weist viele Parallelen zu Co-Creation auf (siehe weiter unten).
Weiterführende Informationen:
Was ist eigentlich Open Innovation?
So machen es die besten!
Neue Geschäftsmodelle durch Open Innovation
5. Crowdsourcing - die Weisheit der Massen nutzen
Das Auslagern von Dienstleistungen an freiwillige oder bezahlte Helfer im Netz nennt man Crowdsourcing. Um die vielzitierte Schwarmintelligenz zu nutzen, werden Aufgaben rund um Innovations-, Produktions- und Entwicklungsprozesse an die Menge der Internet-Nutzer, in die "Crowd" also, ausgelagert.
Der Ansatz hat zu Beginn große mediale Aufmerksamkeit erhalten, dabei aber nicht nur Freunde gefunden. Werden Dienstleistungen an talentierte Menschen im weltweiten Netz vergeben, kann das ganze Berufsgruppen unter Druck setzen - man denke beispielsweise an Grafik- und Design-Experten, Softwaretester oder Fotografen. Ähnlich wie bei Open Innovation wollen Unternehmen durch Crowdsourcing den Ideenreichtum möglichst vieler Akteure nutzen. Vor allem Teilnehmer, die bereits in anderen Ökosystemen vernetzt sind, können wertvolle Beiträge einbringen.
Ein Beispiel für eine solche Crowdsourcing-Plattform ist das Innovationskraftwerk, das aus der Standortinitiative Deutschland - Land der Ideen erwachsen ist. Dort ist etwa zu lesen, wie die Wella GmbH einen mit 13.000 Euro ausgeschriebenen Wettbewerb zum Thema neue Haarpflegeprodukte und Friseurbedarf initiiert hat. Der Paketdienstleister HermesHermes ließ sich die "Dienstleistungen der Zukunft" von der Crowd entwerfen und SGL CarbonSGL Carbon sammelte Ideen, welche Produkte sich mit dem hochsoliden Verbundwerkstoff Carbon-Beton herstellen lassen. Top-500-Firmenprofil für Hermes Top-500-Firmenprofil für SGL Carbon
Weiterführende Informationen:
Die Definition
Anbieter und Dienste
Vor- und Nachteile
6. Lead-User-Methode: Trendsetter helfen mit
Kunden oder Nutzer, die als trendführend identifiziert wurden, werden hier frühzeitig in den Entwicklungsprozess eingebunden. Mit ihnen gemeinsam entwerfen Unternehmen Ideen und Konzepte für neue Produkte und Prozesse. Kerngedanke dabei ist, dass die Lead User ein Interesse daran haben müssten, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Gemeinsam mit den Entwicklungs- und Innovationsteams entwickeln sie Prototypen oder auch Minimum Viable Products (MVPs). So werden sie auch in die Evaluation des Entwicklungsergebnisses eingebunden. Dabei gibt es allerdings auch Nachteile: Sind die Lead User Freaks, die sich vor allem für Nischenfunktionalität interessieren und den Mainstream verachten, entwickelt das Team schlimmstenfalls an den Marktanforderungen vorbei.
Weiterführende Informationen:
Was ist die Lead-User-Methode?
Wie funktioniert der Ablauf?
So identifizieren Sie Lead User
7. Präsentieren im Pitching Contest
Immer häufiger lassen Unternehmen ihre Innovationsteams oder auch einzelne Mitarbeiter vor einer ausgewählten Jury ihre Ideen in einem eng begrenzten Zeitrahmen präsentieren - so wie man es aus der Startup- oder der Agenturszene kennt. Von der erfolgreichen Darbietung hängt ab, ob eine Idee weiterverfolgt werden kann und die nötigen Mittel dafür bereitgestellt werden. Die Jury ist bei solchen Pitches meistens mit Managern und Fachexperten besetzt, letztere müssen nicht immer aus dem eigenen Unternehmen kommen.
Unterschiedlich ist die Vorgehensweise, wenn eine Idee Anklang gefunden hat. Manchmal wird sie über die bestehenden Innovationsstrukturen und -prozesse weiterverfolgt, mitunter haben aber auch die vorschlagenden Mitarbeiter das Recht, die Idee als Projektleiter weiterzuführen und ihre bisherige Arbeit liegenzulassen oder abzugeben.
Pitching Contests sind einfach umzusetzen und haben eine motivierende Wirkung auf die Mitarbeiter. Sie führen zu Ideen, mobilisieren die Beschäftigten für Innovationen und erzeugen eine positive Stimmung - hierarchieübergreifend. Das gilt aber nur, wenn ein wertschätzender Umgang untereinander gepflegt wird und mit den entstandenen Ideen anschließend auch etwas passiert.
Weiterführende Informationen:
So funktioniert ein Pitching Contest
8. Blue-Ocean-Methode: Aufbruch in neue Märkte
Für Unternehmen, die in gesättigten Märkten mit geringen Ertragsperspektiven unterwegs sind, bietet sich die Blue-Ocean-Methode an. Das von W.Chan Kim und Renée Mauborgne entwickelte Konzept dient dazu, Märkte zu kreieren, die "unberührt" sind und so gut wie keinen Wettbewerb aufweisen. In solch einen blauen Ozean einzutauchen und Märkte nach Belieben zu gestalten und auszuschöpfen, ist wohl der Traum eines jeden Unternehmers. Das Gegenteil sind Red Oceans, gesättigte Märkte, in denen viele Wettbewerber vergleichbare Produkte zu niedrigen Preisen anbieten.
Bei der Blue-Ocean-Methode geht es aber keineswegs um den ganz großen Wurf einer neuen bahnbrechenden Erfindung. Ziel ist es vielmehr, vorhandene Angebote besser zu gestalten - durch Weglassen, Reduzieren, Steigern oder Neukreieren. Wikipedia nennt als anschauliches Beispiel den Cirque du Soleil: Der Zirkus lässt heute Tiernummern weg und betont dafür Akrobatik im Zusammenspiel mit Live-Musik. Die Zielgruppe sind damit weniger Familien als Erwachsene, die bereit sind, für ein solches Erlebnis einen hohen Eintrittspreis zu entrichten.
Die wichtigste Fragestellung der Blue-Ocean-Methode ist also, welche Faktoren, die im Wettbewerb (noch) keine Rolle spielen, entwickelt oder ausgebaut und welche unter den Branchenstandard abgesenkt oder weggelassen werden können. In einer Red-Ocean-Strategie dagegen bewegt man sich in etablierten Märkten mit vielen Wettbewerbern, die es zu verdrängen gilt.
Weitere Informationen:
Die Methode
Das Buch zur Methode
9. Brainstorming - es gibt Regeln!
Das Brainstorming ist natürlich bekannt, die Regeln dafür sind es (leider) weniger. Beispielsweise gilt, dass bei so einem "Gedankensturm" in der Gruppe keinerlei Kritik oder Werturteil erlaubt ist. Jeder darf seinen Ideen freien Lauf lassen, ebenso können die Ideen der anderen aufgegriffen und weitergesponnen werden.
Auch geht es zunächst nicht um die Qualität der Ideen, sondern schlicht um die Menge. Abschweifen und Phantasieren ist erwünscht! Wichtig beim Brainstorming ist am Ende ein Ergebnis, am besten sogar ein Prototyp. Die Teilnehmer müssen sicher sein, dass ihr Engagement nicht sinnlos verpufft, sonst sind sie beim nächsten Mal nicht mehr mit im Boot.
Trotz allen Fabulierens sollte jemand das Heft in der Hand halten und Vielredner unterbrechen sowie stillere Zeitgenossen zum Mitmachen ermuntern. Weil das nicht immer klappt, empfiehlt der Amerikaner Tony McCaffrey die Methode des "Brainswarming": Die Teilnehmer eines Meetings schreiben dabei ihre Ideen auf Post-its, kleben sie gemeinsam an eine Wand und verknüpfen sie untereinander.
Weitere Informationen:
Darum geht's beim Brainstorming
Sechs Methoden für die Ideenfindung
Zeit-Artikel: Darum ist Brainstorming "Bullshit"
10. Design Thinking - innovieren vom Kunden aus
Schwer in Mode ist das Design Thinking. Es handelt sich um ein aus dem Industriedesign abgeleitetes Konzept, mit dem innovative Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden können. Der Ansatz orientiert sich strikt am Kunden: Die Bedürfnisse einer Zielgruppe werden identifiziert und interpretiert, um daraus Ideen zu entwickeln. Mithilfe von Prototypen, die schon in einer sehr frühen Phase entstehen, lässt sich die Tragfähigkeit der Ideen testen. Es gilt, immer wieder neue Einsichten zu gewinnen, um den anfänglichen Kurs jederzeit korrigieren zu können.
Dadurch, dass in Design-Thinking-Projekten verschiedene Abteilungen und Hierarchieebenen zusammenarbeiten, gelingt es, das Wissen und die Lösungskompetenz im Team auf eine breite Basis zu stellen. Neben der sprachlichen Kommunikation spielen flexible Räumlichkeiten, etwa durch mobile Trennwände, und Arbeitsmaterialien für die Dokumentation eine Rolle. Man möchte das Wissen und die Gedanken aller sammeln und sichtbar machen.
Der Design-Thinking-Prozess besteht laut Stanford University aus den sechs Phasen Understand, Observe, Point-of-view, Ideate, Prototype und Test. Man beginnt also, gemeinsam das Problemfeld zu verstehen, um im Anschluss daran die Zielgruppe mit ihren Bedürfnissen zu beobachten und zu befragen. Die dabei gewonnenen Einsichten werden zu einem Gesamtbild (Point-of-view) verknüpft, wobei das entstandene Wissen visualisiert und kommunizierbar gemacht wird.
Mit Kreativitätstechniken wie Brainstorming gilt es nun, möglichst viele Ideen zu generieren (Ideate), deren Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit ebenfalls bewertet wird. In der Prototype-Phase werden die Ideen ausprobiert und gegebenenfalls weiterentwickelt. Prototypen können beispielsweise eine App, ein Papiermodell, ein Rollenspiel oder Ähnliches sein. Werden die Prototypen fertig, erfolgt der Dialog mit der Zielgruppe (Test). Er wird akzeptiert, korrigiert oder verworfen.
Weitere Informationen:
Kreativität als Methode: Darum geht's beim Design Thinking (pdf)
11. Co-Creation
Bei Co-Creation geht es darum, Experten oder Stakeholder (zum Beispiel Kunden, Partner oder Lieferanten) in das Entwickeln, Gestalten oder Erstellen von Produkten und Services aktiv einzubinden. Es handelt sich also um einen kollaborativen Innovationsprozess: Ideen werden geteilt und gemeinschaftlich verbessert.
Oft reduzieren Unternehmen Co-Creation lediglich auf die kreative Zusammenarbeit mit Kunden. Ihre Ziele sind bessere Produkte und zufriedenere Verbraucher. Außerdem können Unternehmen näher an ihre Klientel heranrücken, mehr über deren Bedürfnisse erfahren und gegebenenfalls Kundendaten und-informationen sammeln. Manchmal lassen sich aber auch einfach nur Kosten senken, indem Kunden Aufgaben übernehmen oder Vorschläge machen, die zu Einsparungen führen.
Bei Co-Creation-Initiativen gibt es immer einen Initiator (Einzelperson oder Unternehmen), der die Bedingungen festlegt, unter denen der Kreis der Kontributoren zusammengestellt wird. Frühzeitig zu klären ist, wem die gemeinschaftlichen Arbeitsergebnisse gehören sollen und wie offen die Gruppe langfristig für die Mitarbeit Dritter sein will. Die Unterschiede, die sich in diesen Fragen zeigen, führen dazu, dass es verschiedene Typen von Co-Creation gibt.
Ein auserlesener "Klub von Experten" etwa wird dann einberufen, wenn Gruppen unter Zeitdruck sehr spezifische Aufgaben lösen sollen und dafür nicht nur Know-how, sondern auch fachliche Kreativität benötigen. Für solche Teams werden die Teilnehmer meist genau selektiert. Arbeitet indes eine große Zahl von Menschen - oft auf digitalen Plattformen - zusammen und die "Wisdom oft he Crowd" soll genutzt werden, dann ist von Crowdsourcing die Rede, letztendlich ebenfalls ein Co-Creation-Format.
Gelegentlich kommt es unter dem Oberbegriff Co-Creation auch zu einer "Koalition der Parteien": Zwei oder mehr Partner teilen gezielt Ideen und Finanzmittel, um mit ihren zusammengeworfenen Assets und Qualifikationen bestimmte technische Durchbrüche zu erreichen oder auch gemeinsame Standards zu formulieren. Wissen wird dort geteilt und in der Gruppe ein strategischer Vorteil gegenüber Dritten erzielt, wo es für das einzelne Unternehmen zu teuer wäre.
Und schließlich gibt es noch die "Community"-Variante der Co-Creation, in der Menschen mit ähnlichen Interessen und Zielen zusammenkommen, um Probleme zu lösen. Das passiert jeden Tag in der Software-Entwicklung, vor allem im Open-Source-Umfeld.
Bei Co-Creation-Vorhaben steht zunächst das Interessewecken und Begeistern potenzieller Teilnehmer im Mittelpunkt. Das gelingt eher durch offene Kommunikation und Transparenz als durch das Versprechen eines konkreten Nutzens. Sich gut einzuführen, das eigene Hilfeersuchen zu begründen und zu erklären, was mit den gemeinsamen Entwicklungsergebnissen passieren soll, öffnet überraschend viele Türen. Insbesondere Kunden sind oft ohnehin schon emotional mit einem Produkt verbunden und lassen sich schnell begeistern, wenn es um dessen Weiterentwicklung geht.
Entscheidend ist es dann, die Menschen mit den besten Ideen auszuwählen und bei der Stange zu halten. Beruflicher Hintergrund und Erfahrung sollten passen, aber es kommen noch viele andere Skills dazu. Deshalb sollten sich Initiatoren intensiv Gedanken über den Selektionsprozess und die dafür angelegten Kriterien machen.
Dann geht es darum, in der Gruppe einen konstruktiven, strukturierten Dialog zu erreichen, in dem sich alle Teilnehmer mitgenommen fühlen und auf einer ähnlichen Wellenlänge sind. Gute Moderation und Kommunikation sind hier der Schlüssel zum Erfolg.
Ebenfalls erforderlich ist es, den Beteiligten, die vielleicht ein neues Produkt kreiert, ein technisches Problem gelöst oder sogar ein ganzes Unternehmen umgebaut haben, auf eine angemessene Weise etwas zurückzugeben. In den seltensten Fällen sind monetäre Zuwendungen dafür geeignet. Besser ist es, die Leistungen der Kontributoren sichtbar zu machen - im Unternehmen oder darüber hinaus. Sie sollten als Ideengeber wahrgenommen und möglicherweise auch als Mitbesitzer von geistigem Eigentum gewürdigt werden. Außerdem hält man sie möglichst langfristig über die Weiterentwicklung von Co-Creation-Ergebnissen auf dem Laufenden.
Weitere Informationen
Wie Sie Ihren Kunden in den Innovationsprozess integrieren
12. Kano-Modell - den Kunden begeistern
Der Umgang mit bereits gewonnenen Innovationen ist Thema des Kano-Modells. Firmen können damit ihre Produkte und Dienstleistungen systematisch an den Kundenbedarf anpassen und deren Zufriedenheit sicherstellen. Nach dem von Noriaki Kano, einem Professor der Tokyo University of Science, entwickelten Modell haben Produkte und Dienstleistungen verschiedene Merkmaltypen, die nicht gleich wichtig sind. Ermöglicht ein Auto heute beispielsweise schon weitgehendes autonomes Fahren, dürfte das aus Sicht vieler Kunden positive Emotionen auslösen, also ein "Begeisterungsmerkmal" sein: Die Käufer haben es (noch) nicht erwartet. Sie sind entzückt, würden die Funktionalität aber nicht vermissen, wenn sie fehlen würde.
Kano nennt neben dem Begeisterungsmerkmal vier weitere Kategorien: Leistungsmerkmale, Basismerkmale, unerhebliche Merkmale und Rückweisungsmerkmale. Während Leistungsmerkmale ebenfalls noch Sympathien wecken (etwa eine besonders rasante Beschleunigung des Autos), werden Basismerkmale schlicht erwartet, ohne Emotionen auszulösen (Klimaanlage). Unerhebliche Merkmale indes sind nicht relevant oder der Rede wert (Scheinwerfer-Reinigungsanlage), Rückweisungsmerkmale haben sogar Ablehnung zur Folge (Rostflecken). Das Beispiel Auto macht verständlich, dass sich die Merkmale ständig ändern: Begeisterungsmerkmale werden durch einen Gewöhnungseffekt irgendwann zu Leistungs-, später dann zu Basis- oder unerheblichen Merkmalen.
Unternehmen, die ihre Kunden regelmäßig nach der Methode von Kano befragen, können theoretisch eine optimale Wertschöpfung erreichen. So lässt sich beispielsweise bei der Markteinführung eines neuen Automodells feststellen, ob und wie hoch Extras bepreist werden können, was im Standard enthalten sein sollte oder was Kunden möglicherweise nervt.
Weitere Informationen:
Was ist das Kano-Modell?
Die Psychologie der Kundenzufriedenheit
13. Netnographie - dem Digitalvolk auf der Spur
Das vom kanadischen Marketingprofessor Robert Kozinets erfundene Kunstwort Netnographie setzt sich aus den Begriffen Ethnografie und Internet zusammen. Allerdings werden hier keine Völker ausgekundschaftet, sondern der "Kulturraum Internet". Untersucht wird die Konversation und soziale Interaktion in Communities, nicht die Gruppenmitglieder selbst. Man möchte unbeeinflusste und unverfälschte Informationen gewinnen, um so das authentische Verhalten von Zielgruppen oder Kunden zu erkennen.
Das Problem: Wie objektiv und repräsentativ können Analyseergebnisse sein, bei denen es allein auf die Beobachtung und Interpretation des Forschers ankommt? Die Methode wird daher nur als Ergänzung zu gängigen Innovations- und Marketinginstrumenten genutzt.
Weitere Informationen:
Was ist Netnographie?
Netnographie -_die Zukunft der Marktforschung?
14. Bionik - die Natur als Vorbild
Von der Natur zu lernen, ist das Prinzip der Bionik. Hier werden Problemlösungen und technische Erkenntnisse aus dem Beobachten und Analysieren von lebendigen Systemen gewonnen. Was auf den ersten Blick exotisch erscheinen mag, ist keineswegs neu und kommt in der Praxis längst zur Anwendung, beispielsweise wenn es gilt, robuste Materialien und Gebäude, aber auch Informations- und Kommunikationssysteme oder besonders empfindliche Sensoren zu entwickeln.
"Die klassische Bionik befasst sich mit Anwendungen in den Bereichen Bau und Klimatisierung, Konstruktionen und Geräte, Formgestaltung und Design, Verfahren und Abläufe oder Materialien und Strukturen", schreibt die Website Business-Wissen.de. Zu den bekannten Produktinnovationen, die auf diese Weise entstanden sind, gehören demnach etwa die Haifischhaut bei Schwimmanzügen, der Lotus-Effekt bei Fassadenfarben, die Reißfestigkeit von Spinnenfäden oder die Selbstheilungskräfte bestimmter Materialien.
Auch dem Management, das sich Gedanken über unternehmerische Kommunikation oder Projektorganisation macht, kann von der Natur lernen. Ameisen etwa, die den Weg zur Futterquelle über Duftstoffe finden, die von ihren Artgenossen hinterlassen wurden, sind so ein Beispiel: Mittels Computeralgorithmen ahmen Logistikkonzerne das Prinzip nach, um ihre Routen zu optimieren.
Weitere Informationen:
Was ist Bionik?
Ressourcen-Effizienz durch Bionik (pdf)
15. TRIZ - technische Innovationen mit System entwickeln
Um ein technisches Problem systematisch analysieren und lösen zu können, stellt die "Teoria reschenija isobretatjelskich sadatsch = Theorie des erfinderischen Problemlösens" einen ganzen Werkzeugkasten an Methoden und Hilfsmitteln bereit. Der algorithmische Problemlösungs-Ansatz stammt aus den 50er Jahren und wurde in der ehemaligen Sowjetunion vom Patentoffizier Genrich Saulowich Altschuller entwickelt und ständig verfeinert. Im Mittelpunkt stehen die "40 erfinderischen Innovationsprinzipien", die Altschuller aus der systematischen Analyse von mehr als 200.000 erfolgreichen Patenten und Entwicklungen ableitete, sowie die sogenannten Widerspruchstabellen.
Entwickler erhalten laut Altschuller "ein Erfahrungs- und Wissenskonzentrat mit Benutzerleitfaden zum systematischen Innovieren" an die Hand. Um erfolgreich zu sein, brauchen sie eine umfassende Ausbildung und viel Erfahrung. Das Verfahren beruht auf der Erkenntnis, dass viele Erfindungen auf einer eher kleinen Anzahl allgemeiner Lösungsprinzipien beruhen, dass innovative Entwicklungen erst durch das Überwinden von Widerständen möglich werden und dass die Evolution technischer Systeme ganz bestimmten Mustern und Gesetzen folgt.
Weitere Informationen:
Die Basics zu TRIZ
Die internationale TRIZ Association (Matriz)
16. ASIT-Methode - Probleme lösen und Produkte erfinden
In Israel wurde die eher komplexe und lernaufwändige TRIZ-Methode später zur Kreativitätstechnik ASIT (Advanced Structured Inventive Thinking) vereinfacht. Sie eignet sich sowohl, um Problemlösungen zu erarbeiten (ASIT - Methode zur kreativen Problemlösung), als auch dazu, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln (ASIT - Methode zur Produktinnovation).
Das Prinzip ist das gleiche wie bei TRIZ: Eine große Anzahl von Innovationen wird auf gemeinsame Muster untersucht und dann in bestimmten Denkwerkzeugen abgebildet. Die Website Solidcreativity.de nennt den "Wow!"-Effekt, den ASIT-Lösungen angeblich erzeugen, als deren größten Vorteil. Für vermeintlich schwierige Probleme würden oftmals überraschend einfache Lösungen gefunden. Der Grund dafür liege im zweistufigen Vorgehen: Die Methode schlägt zuerst ein Lösungsschema oder eine "Prä-Lösung" vor, ehe dann fertige Lösungen entwickelt werden.
Weitere Informationen:
Einführende Informationen zur ASIT-Methode
Anwendungsbeispiel für eine Problemlösung mit ASIT
17. Provokationstechniken: Querdenken ohne Skrupel
Um Ideen zu entwickeln, die nicht von gängigen Annahmen und Sichtweisen beeinflusst werden, können Provokationstechniken helfen. Die von Edward de Bono eingeführte Methodik setzt darauf, das Denken aus den gewohnten Bahnen zu lenken und Betriebsblindheit zu überwinden. Er empfiehlt, Provokationen anzukündigen und ihnen ein "PO" voranzustellen, das für "Was wäre wenn…" steht - es geht also um Aussagen, die weder richtig noch falsch sind, die weder logisch sein, noch begründet werden müssen. Sie sollen lediglich neue Ideen und Assoziationsketten heraufbeschwören.
Unterschieden werden fünf Provokationsarten: Verfälschung (PO "Wir kennen all unsere Kunden persönlich"), Umkehrung ("PO Das Zifferblatt bewegt sich, die Zeiger stehen still"), Idealfall ("Unser Geschäftsmodell ist nicht kopierbar"), Über- oder Untertreibung ("Meine Visitenkarte ist 30 Zentimeter lang") und Annahme aufheben ("Wir verkaufen unser Produkt nicht"). Die Provokationstechnik hilft dabei, radikale Ideen zu entwickeln und das kreative Denken zu schulen. Allerdings braucht man Erfahrung, um die richtigen Thesen aufzustellen und daraus Ideen abzuleiten. Nicht jeder ist dafür geschaffen, mit Provokationen zu arbeiten.
Weitere Informationen:
So funktioniert die Provokationstechnik
Ideen finden, durch Infragestellen von Wissen und Annahmen