Langfristiger Erfolg trotz Disruption

Sind CIOs die wahren Innovationstreiber?



Christoph Kull ist Vice President und Managing Director Central Europe bei Adobe. Davor war er Geschäftsleiter Vertrieb und Marketing für die Region DACH bei Workday. Er kann auf über 15 Jahre Erfahrung in der Software Branche zurückblicken und verfügt über einen MBA in International Consulting von der Graduate Business School in Pforzheim sowie einen Universitätsabschluss in Wirtschaftsinformatik der University of Washington in Seattle.
Der digitale Wandel stellt Unternehmen jeder Größe und Branche vor massive Herausforderungen. CIOs spielen eine Schlüsselrolle, wenn es gilt, diese zu meistern.
Welchen Beitrag können CIOs zum langfristigen Erfolg eines Unternehmens leisten?
Welchen Beitrag können CIOs zum langfristigen Erfolg eines Unternehmens leisten?
Foto: ImageFlow - shutterstock.com

"Wenn externe Veränderungen schneller passieren als interne, ist das Ende nah." So sagte es einst Jack Welch, CEO von General Electric. Dem kann ich nur zustimmen. Selbst wenn die IT-Budgets in diesem Jahr auf über 3.5 Billionen US-Dollar steigen, bleibt es für alle Branchen eine Überlebensfrage, mit dem disruptiven digitalen Wandel mitzuhalten. In diesem Text möchte ich darlegen, welchen Beitrag CIOs insofern für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens leisten können.

Innovationsentscheidungen mit dem richtigen Partner treffen

Der technologische Fortschritt eröffnet allen Unternehmen neue Chancen, setzt sie aber gleichzeitig auch unter einen hohen Wettbewerbsdruck. Egal ob Traditionsunternehmen oder Startups – sie alle können nur mit Innovationskraft, Agilität und einer hohen Anpassungsfähigkeit bestehen und werden in der Folge mit Marktführerschaft, finanzieller Stabilität sowie langfristiger Leistungsfähigkeit entlohnt.

Für einen solchen nachhaltigen Erfolg brauchen CEOs die Unterstützung und Mitwirkung aller Führungskräfte. Viele von ihnen erwarten vor allem von ihren CIOs, mit innovativen Technologien das Unternehmen effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen. Eine aktuelle Untersuchung der internationalen Personalberatung Harvey Nash hat ergeben, dass 34 Prozent der CIOs nun direkt an ihre CEOs berichten – mittelfristig wird diese enge Zusammenarbeit von CEOs und CIOs zu einem Schlüsselfaktor, um Innovationsinitiativen voranzutreiben.

Digitale Chancen schneller erkennen und umsetzen

Während IT-Abteilungen weiter ihr Tagesgeschäft bewältigen sollen, sind CIOs immer häufiger gefordert, eine digitale Strategie für Kundenkontakt, -interaktion, -kommunikation und -bindung zu entwickeln. Sie sollen digitale Geschäftsmodelle konzipieren und etablieren und damit die vom CEO vorgegebenen Wachstumsziele unterstützen.

Eine Umfrage von IBM mit dem Titel "Redefining Boundaries: The Global C-suite Study" fragte dazu nach der Einschätzung von über 5.000 Führungskräften in 21 Ländern. Unter anderem bestätigten die Ergebnisse die Abhängigkeit der CEOs von ihren CIOs. Und sie zeigten, wie geschäftskritisch heute Technologien für die digitale Transformation sind. Zum Beispiel verfolgen 58 Prozent der führenden CEOs disruptive Innovationen und nicht nur schrittweise Verbesserungen. Die CEOs haben erkannt, dass Schnelligkeit und Effizienz kritische Differenzierungsmöglichkeiten sind und sehen den CIO deshalb in der Rolle, Geschäftsmodelle zu digitalisieren und Prozesse zu beschleunigen.

In diesem Umfeld ist der CIO quasi zu einem Meister der Disruption geworden: Er identifiziert und erschließt effizientere Lösungswege und erneuert unternehmensweit die Geschäftsprozesse. Innovative und vor allem mobile sowie Cloud-basierte Lösungen, die den Fokus auf den Anwender legen, bilden heute den Grundstein für den Geschäftserfolg von Morgen. Cloud-Anwendungen zählen mittlerweile zu einem neuen Standard für Geschäftsprozesse – sie reduzieren Kosten und Aufwand für IT-Abteilungen, was Kapazitäten frei macht für eine strategische IT-Arbeit und einen wertsteigernden Beitrag der IT für das ganze Unternehmen.

Mit der fortschreitenden digitalen Transformation wird sich unternehmensweit vieles ändern: CIOs müssen sich Gedanken um das Geschäft machen und wie es durch Technologieeinsatz wachsen kann. CIOs müssen die digitale Transformation vorantreiben, in dem sie Mitarbeitern, Kunden und Partnern die richtigen Werkzeuge und Informationen an die Hand geben und letztlich neue digitale Wertschöpfungsmodelle fördern. Dieser Prozess führt zu völlig neuen Geschäftsmodellen, Produkten und Dienstleistungen. Die kreativen und innovativen Fähigkeiten der CIOs sind also mehr denn je gefragt und essentiell, um den Weg für den langfristigen Erfolg von Unternehmen zu ebnen.

Innovationen und ihre Auswirkungen bewerten

Die IBM-Studie bringt auf den Punkt, wie Führungskräfte über Technologien und deren Einfluss auf ihre StrategienStrategien denken: "Einer der bemerkenswertesten Trends des letzten Jahrzehnts ist die steigende Bedeutung von Technologien für CEOs. Noch vor zehn Jahren landeten sie auf dem sechsten Platz einer Liste der wichtigsten externen Einflussfaktoren für Managemententscheidungen. Nun führen sie die Liste an." Alles zu Strategien auf CIO.de

Während die zunehmende Bedeutung digitaler Technologien vorteilhaft für die IT-Abteilungen ist, haben CEOs oftmals die Nutzenerfahrung für die Endkunden im Auge. Sie erwarten, dass sie mittels mobiler Apps und benutzerfreundlicher Webseiten vor allem mehr potentielle Kunden erreichen und damit Wachstum generieren.

Allerdings haben sie dabei bisweilen keinen Blick für die möglichen Konsequenzen neuer Lösungen und wie sich diese auf die interne Arbeitsorganisation auswirken – was für die Kunden gut sein mag, muss nicht zwingend sinnvoll für eine bestehende IT-Infrastruktur sein. Anforderungen, Apps flexibel zu konfigurieren oder Services, Daten und Anwendungen einbinden zu können, fördern nicht unbedingt unmittelbar diese kundenorientierten Ziele.

CIOs müssen deshalb Innovationen bewerten und ihre Auswirkungen auf die Unternehmensziele bedenken. Dafür brauchen sie aus meiner Sicht sowohl ein Verständnis für die demografische Zusammensetzung als auch für das Verhalten von Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Eine gut gestaltete IT-Architektur sollte dafür auf einer passenden Technologie basieren, um die Bedürfnisse der internen als auch der externen Stakeholder wie Kunden und Lieferanten bedienen zu können. Diese ausgewogene Gesamtsicht muss sich der CIO erarbeiten und dabei erkennen, dass sich aus einer Bereitschaft für kurzfristige Disruptionen langfristige Vorteile ergeben können.

Herausforderungen meistern

CIOs befinden sich daher heute in einer einzigartigen Position: Sie haben die Chance, mit ihrem tiefen Verständnis für die Geschäftsmodelle und ihrer Expertise für Technologien innovative Wachstumsstrategien für ihre Unternehmen zu entwickeln. Allerdings müssen ihre Empfehlungen auch echte Mehrwerte schaffen. Wenn sie sich auf diese kritische Bereiche konzentrieren, wirkt sich das positiv auf das ganze Unternehmen aus, dessen Umfeld und sämtliche Stakeholder aus.

Der Umgang von Unternehmen mit der digitalen Transformation entscheidet darüber, ob sie langfristig auf dem Markt bestehen oder untergehen werden. CIOs haben die Aufgabe, die Chancen und Risiken disruptiver Veränderungen zu erkennen und dafür eine Technologiestrategie zu entwickeln, damit ihre Unternehmen auf jegliche Herausforderungen gut vorbereitet sind.

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