Cloud Computing


KI als Treiber

5 Cloud-Trends und ihre Folgen für die IT

Neal Weinberg schreibt als freiberuflicher Autor unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation Network World.
Künstliche Intelligenz (KI) erschüttert den Cloud-Markt: Innovationen, neue Anforderungen und das Kostenmanagement sorgen für Bewegung.
KI gibt dem Cloud-Markt neuen Schwung. Diese fünf Trends sollten CIOs im Auge behalten.
KI gibt dem Cloud-Markt neuen Schwung. Diese fünf Trends sollten CIOs im Auge behalten.
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Erinnern Sie sich noch an Unternehmen, die von den Kosten und der Komplexität in einer Multi-Cloud-Umgebung enttäuscht waren und Ressourcen zurück in das lokale Rechenzentrum verlagern wollten? Der Trend der Cloud-Rückführung (Repatriation) ist vielleicht gar kein Trend - denn die Cloud ist heute überaus lebendig - und sie reitet auf der KI-Welle.

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Laut IDC werden die weltweiten Ausgaben für Public-Cloud-Dienste im Jahr 2024 voraussichtlich 805 Milliarden Dollar betragen und sich bis 2028 verdoppeln, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 19,4 Prozent. Andrea Minonne, Research Manager für Daten und Analytics bei IDC, erklärt: "Die rasanten KI-Fortschritte treiben den Anstieg der Cloud-Ausgaben maßgeblich voran. Da Unternehmen zunehmend KI-Plattformen entwickeln, testen und bereitstellen, positioniert die wachsende Interdependenz zwischen KI-Innovation und Cloud-Infrastruktur die Cloud-Services als Rückgrat der KI-Entwicklung und -Bereitstellung."

Es geht aufwärts mit der Cloud

Die Zahlen von Gartner weichen zwar leicht ab, aber das Ergebnis ist ähnlich: Demnach werden die weltweiten Enduser-Ausgaben für Public-Cloud-Services 2024 um 20,4 Prozent auf 675,4 Milliarden Dollar steigen, gegenüber 561 Milliarden Dollar im Jahr 2023. "Das anhaltende Wachstum, das wir bei den Ausgaben für Public Clouds erwarten, kann größtenteils der KI zugeschrieben werden, da weiterhin Allzweck-Basismodelle geschaffen werden und die Bereitstellung von KI-fähigen Anwendungen in großem Umfang vorangetrieben wird", berichtet Gartner-Analyst Sid Nag. "Aufgrund dessen erwarten wir, dass Public-Cloud-Ausgaben von Endanwendern noch vor Ende dieses Jahrzehnts die 1-Billion-Dollar-Marke überschreiten werden."

Kein Wunder, denn auch die Unternehmens-IT kann von den wichtigsten Markttrends in der Cloud profitieren.

1. KI-zentrische Alternativen aus der Cloud

Die Marktanteile der Public CloudPublic Cloud bleiben relativ stabil: AWS ist unangefochtener Marktführer (32 Prozent), MicrosoftMicrosoft Azure liegt mit 23 Prozent auf Platz zwei, und GoogleGoogle Cloud Platform landet auf Platz drei (zwölf Prozent). Zusammen machen die "Big 3" zwei Drittel des Gesamtmarktes aus. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de

Kleinere Anbieter, darunter Alibaba, IBMIBM und Salesforce, liegen jeweils zwischen zwei und vier Prozent. Der einzige Cloud-Service-Anbieter, der einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht hat, ist OracleOracle, der IBM überholt und mit Salesforce gleichgezogen hat. Dennoch liegt der Marktanteil von Oracle bei nur drei Prozent. Alles zu IBM auf CIO.de Alles zu Oracle auf CIO.de

Trotz dieser Beinahe-Konstanz hat generative KI eine Chance für Neueinsteiger eröffnet. Während sich die großen Drei darum bemühen, ihre bestehenden Rechenzentren mit KI-Kapazitäten auszustatten, bauen Start-ups GPU-basierende Hochleistungs-RZs von Grund auf neu auf und bieten Entwicklern die Möglichkeit, GPU-Cluster für KI-Training und Inferenzierung zu starten und zu skalieren. Zu diesen Start-ups gehören CoreWeave, Vultr, Nebius, Ori und Lambda Labs.

Das bedeutet, dass IT-Organisationen den Vendor-Lock-in vermeiden und strategische Beziehungen zu Hyperscalern ihrer Wahl aufrechterhalten können, während sie gleichzeitig gezielte KI-Projekte mit Start-ups durchführen. Diese behaupten immerhin, dass ihre speziell entwickelten Plattformen deutlich schneller und kostengünstiger sind als die der etablierten Anbieter.

2. KI treibt RZ-Ausgaben in die Höhe

Die Zahl der großen Rechenzentren, die von Hyperscalern betrieben werden, hat Anfang 2024 die 1.000er-Marke überschritten. Das sind doppelt so viele wie noch vor vier Jahren.

Die Synergy Research Group prognostiziert, dass sich die Gesamtkapazität von Hyperscale-Rechenzentren in den kommenden vier Jahren erneut verdoppeln wird. "Das Kapazitätswachstum wird zunehmend durch den noch größeren Umfang dieser neu eröffneten Rechenzentren vorangetrieben, wobei die generative KI ein Hauptgrund für den Anstieg ist", schreibt Synergy Research.

Es überrascht nicht, dass die Unternehmen mit dem größten RZ-Footprint Amazon, Microsoft und Google sind, auf die 60 Prozent der gesamten Hyperscale-Rechenzentrumskapazität entfallen. Alle haben angekündigt, ihre globalen RZ-Ressourcen stark ausbauen zu wollen.

Der Vorteil für die Unternehmens-IT liegt darin, dass Hyperscaler über Kapazitäten verfügen werden, um die riesigen Datensätze zu verarbeiten, die mit großen Sprachmodell-Workloads (LLM) verbunden sind. Darüber hinaus bedeuten neue Public-Cloud-Rechenzentren mehr Verfügbarkeitszonen sowie weniger Latenz- und Leistungsprobleme, die dadurch entstehen, dass Anwender nicht in unmittelbarer Nähe zur Quelle der Cloud-basierten Applikationen und Daten sind.

3. Industry Clouds im Aufwind

Industry-Clouds sind spezialisierte Cloud-Umgebungen, die auf die Anforderungen bestimmter Branchen zugeschnitten sind und vorkonfigurierte Lösungen bieten. "Industrie-Cloud-Plattformen verwandeln eine Cloud-Plattform in eine Business-Plattform, sodass ein bestehendes technologisches Innovationstool auch als Werkzeug für Geschäftsinnovationen dienen kann", erläutert Gartner-Analyst Gregor Petri. "Sie tun dies nicht als vordefinierte, einmalige, vertikale SaaS-Lösungen, sondern als modulare, zusammensetzbare Plattformen, die von einem Katalog branchenspezifischer Geschäftsfunktionen unterstützt werden."

In einer Gartner-Umfrage gaben fast 39 Prozent der Befragten an, dass sie damit begonnen haben, Branchen-Cloud-Plattformen einzuführen, weitere 14 Prozent befinden sich in der Pilotphase. Insgesamt bezeichnete sich die Mehrheit der Befragten, die mit dem Konzept vertraut sind, als Anwender oder potenzielle Anwender von branchenspezifischen Clouds. Gartner erwartet, dass bis 2027 mehr als 70 Prozent der Unternehmen Industry Clouds nutzen werden, um ihre Geschäftsinitiativen zu beschleunigen, gegenüber weniger als 15 Prozent im Jahr 2023.

AWS und Azure bieten beispielsweise Industry-Clouds für das Gesundheitswesen an, Salesforce hat eine Cloud für Finanzdienstleistungen, Oracle eine Cloud für den Einzelhandel, Siemens eine Cloud für die Fertigung und Google eine Cloud für das Bildungswesen. Die meisten Hyperscaler bieten mehrere vertikale Clouds an, wobei auch zahlreiche Nischenanbieter auf dem Markt vertreten sind.

4. Mehr Cloud-Kosten, mehr Kostenkontrolle

Bei der Bewertung der Cloud-Kosten sind zwei Aspekte zu berücksichtigen: die tatsächlichen und die erwarteten Kosten. Viele Unternehmen, die Anwendungen aus Kostengründen in die Cloud verlagert haben, waren schockiert, als die ersten Rechnungen eintrafen.

Der Cloud-Analyst David Linthicum schätzt, dass die Cloud-Kosten das 2,5-fache des erwarteten Investments betragen. Demnach müssten Unternehmen mit höheren Kosten rechnen, wenn sie ihre Legacy-Anwendungen einfach in die öffentliche Cloud verlagert haben, anstatt sie für die Cloud-Optimierung zu überarbeiten oder neu zu schreiben. Viele Unternehmen hätten es zudem versäumt, die Nutzung der Cloud-Ressourcen zu überwachen.

Aber es gibt Möglichkeiten, um die Cloud-Kosten in den Griff zu bekommen. Laut Forrester Research erlebt der Markt für Kostenmanagement und Optimierung der Cloud (CCMO) ein "kometenhaftes Wachstum". Die Tools bieten einen Überblick über alle Cloud-Kosten in hybriden und Multi-Cloud-Umgebungen. Sie zeigen Möglichkeiten zur Optimierung der Cloud-Ausgaben und automatisieren Maßnahmen.

In der jüngsten Forrester-Bewertung haben sich IBM (Cloudability und Turbonomic), Broadcom (CloudHealth) sowie Flexera als die drei führenden Unternehmen herausgestellt. Zu den starken Anbietern gehören Harness, Morpheus Data, CloudBolt und CloudZero.

Doch das Feld der Cloud-Kostenmanagement-Tools ist breit gefächert. CCMO kann als ein Sprungbrett zu einem umfassenderen und abteilungsübergreifenden Ansatz betrachtet werden, der als FinOps bekannt ist und die Finanz- und Geschäftsbereiche miteinander verbindet.

FinOps-Teams arbeiten daran, Cloud-Kosten zu optimieren, aber auch an der Budgetierung, Prognose und Berichterstattung, um die Cloud-Ausgaben mit den Geschäftsergebnissen zu verknüpfen. Zu den Anbietern von FinOps gehören Apptio, Lucidity, Densify und Finout.

Die Beherrschung der Cloud-Ausgaben steht in engem Zusammenhang mit KI, sagt Marktbeobachter Linthicum: Denn wenn die Cloud-Kosten aus dem Ruder laufen, haben Unternehmen nicht mehr die finanziellen Ressourcen, die sie für umfangreiche KI-Projekte benötigen.

5. Hyperscaler und die Nachhaltigkeit

Die Unternehmens-IT steht unter dem Druck, die CO2-Emissionen von Rechenzentren zu reduzieren. Ressourcen in die Cloud zu verlagern, entbindet nicht davon. Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsanstrengungen in Multi-Cloud-Umgebungen verfolgen und berichten. Künstliche IntelligenzKünstliche Intelligenz (KI) erschwert die Nachhaltigkeitsbemühungen, da GPU-Chips mehr Kühlung und damit Strom benötigen. Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de

Allerdings verschaffen sich Hyperscaler Vorteile gegenüber der Unternehmens-IT. Sie haben die Unterstützung der Führungsebene, das technische Know-how und die finanziellen Ressourcen für Nachhaltigkeitsbestrebungen. Sie können zudem weltweit nach Standorten suchen, die nachhaltig erzeugte Energie anbieten.

Die großen Cloud-Anbieter haben sich alle ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Microsoft ist seit 2012 klimaneutral und erwartet, bis 2030 kohlenstoffneutral zu sein. AWS hat 2023 sein Ziel erreicht, 100 Prozent des verbrauchten Stroms mit erneuerbaren Energien zu decken, und der Konzern hat sich verpflichtet, bis 2040 kohlenstofffrei zu werden. Sie alle bieten darüber hinaus Tools, die Unternehmen dabei helfen, ihre Cloud-Ressourcen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu verfolgen und zu optimieren.

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