Kontrollfreaks haben ausgedient
Was sich Arbeitnehmer vom Chef wünschen
Georg Knipper ist Vice President und Managing Director DACH bei Jabra.
Manager und Managerinnen sind nach gängiger Auffassung Menschen, die interne Arbeitsprozesse und die Ausführung von Projekten überwachen, Ergebnisse reporten und gleichzeitig für das Wohlergehen ihres Teams sorgen. In den vergangenen zwei Jahren mussten sich Unternehmen in aller Welt überaus flexibel zeigen, um sicherzustellen, dass die Arbeit weiterläuft und zugleich alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
Auch an den Führungskräften ist dieser Transformationsanspruch nicht vorbeigegangen, im Gegenteil: Mitarbeitende wünschen sich mehr denn je die Freiheit, zu entscheiden, wann und wo sie arbeiten. Für das Management bedeutet das, vor allem drei Hindernisse aus dem Weg zu räumen: gesellschaftlichen Druck, gesundheitliche Bedenken und eingeschränkten Zugang zu Technik. Werden diese Punkte effizient gelöst, funktioniert das hybride Arbeiten fast wie von selbst.
Arbeitgeber müssen Autonomie der Mitarbeiter fördern
Eine Umfrage von Jabra zum Thema Arbeit zeigt, dass 62 Prozent der deutschen Beschäftigten eine hybride Arbeitswoche bevorzugen, aber nur 43 Prozent bekommen von ihren Arbeitgebern auch die Möglichkeit dazu. 58 Prozent derjenigen mit voller Autonomie, wo und wann sie arbeiten, entscheiden sich für ein hybrides Modell. Weniger als halb so viele arbeiten hingegen komplett remote und weniger als ein Drittel entscheidet sich ausschließlich für das Büro. Angestellte mit Autonomie bewerten ihre Arbeitserfahrung deutlich positiver als solche, die keine Wahlmöglichkeit haben, insbesondere was Faktoren wie Zugehörigkeitsgefühl, Produktivität, Vertrauen in die Führungskräfte, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und psychisches Wohlbefinden betrifft.
Druck nehmen, Vertrauen schenken
Doch auch wenn ein Unternehmen scheinbar vollständige Autonomie über Arbeitsort und -zeit gewährt, kann in der Firmenkultur verankert sein, dass Mitarbeitende Präsenz zeigen müssen, um Karrierefortschritte zu machen. Eine solche Botschaft macht jegliche Entscheidungsfreiheit zunichte und gibt Mitarbeitern vielmehr das Gefühl, eben doch regelmäßig im Büro sein zu müssen, um gesehen zu werden. Das spiegelt auch die Jabra-Umfrage wider: 55 Prozent der Befragten glauben, dass ihre KarriereKarriere darunter leiden könnte, wenn sie nicht regelmäßig im Büro erscheinen. Davon fehlt es 49 Prozent vor allem an Transparenz in der Evaluation ihrer Arbeitsleistung. Alles zu Karriere auf CIO.de
Als Führungskraft ist es deswegen umso wichtiger, Mitarbeitenden mehr Vertrauen zu schenken und echte Freiheit zu gewähren und klarzustellen, dass es keine Nachteile für die Entscheidung gibt, vollständig remote zu arbeiten. Ein guter Startpunkt dafür ist eine Beurteilung der Arbeitsleistung auf Basis des individuellen Outputs. Dass es völlig in Ordnung ist, von zu Hause aus zu arbeiten, können Führungskräfte ihrem Personal vorleben, indem sie es selbst regelmäßig tun.
Technologie als Rahmen für hybride Arbeitskonzepte
Um auch im Home-Office produktiv und erfolgreich zu arbeiten, haben viele Mitarbeiter ihre Heimarbeitsplätze mit modernen Technologien ausgerüstet - vielfach unterstützt von ihren Arbeitgebern. Von den Remote-Mitarbeitenden geben 83 Prozent an, dass ihr Unternehmen ihnen die notwendige Ausstattung für eine gleichberechtigte und umfassende Zusammenarbeit zur Verfügung stellt, unabhängig davon, wo sie arbeiten. Daran zeigt sich, dass der Zugang zur Technologie entscheidend ist für die Zufriedenheit, die Integration und den Erfolg bei der Arbeit in virtuellen Umgebungen.
Genau hier liegt der Schlüssel, um die idealen Rahmenbedingungen für hybride Arbeitsformen zu schaffen: Führungskräfte sollten virtuellen Umgebungen dasselbe Augenmerk schenken wie der optimalen Gestaltung der Büroräume. Dazu gehört es, der Belegschaft persönliche, flexible Technologien bereitzustellen, damit alle von überall aus auf diese virtuellen Umgebungen zugreifen können. Vernetzte, gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen Büro und Home-Office mit der Option, den Standort zu wechseln, ist auf Technologien angewiesen, die dies ermöglichen. Sind die erst implementiert, steht dem autonomen, flexiblen Arbeiten nichts mehr im Weg.
Autonomie basiert auf Vertrauen
Faktoren wie sozialer Druck und ungleicher Zugang zur Technologie können eine Belegschaft leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Aber die gute Nachricht lautet: Hybrides Arbeiten bietet Managern ein wirksames Mittel, dem entgegenzuwirken. Im Idealfall stärkt dies sogar die Rolle von Führungskräften als Vertrauenspersonen, die proaktiv dafür sorgen, dass sich Mitarbeiterautonomie zu einem wertvollen Element der Teamkultur entwickelt.
Mit gutem Beispiel eine hybride Arbeitskultur vorleben, Sicherheitsbedenken der Belegschaft ernst nehmen und ein technologisches Ökosystem bereitstellen, das an Büro und Heimarbeitsplätzen gleichermaßen die effektive Zusammenarbeit ermöglicht - mit diesen drei Säulen schaffen Führungskräfte eine solide Basis für gemeinsame Erfolge im Zeitalter der hybriden Arbeit. Dabei erweist sich Vertrauen in jedes einzelne Teammitglied als unverzichtbarer Soft Skill für verantwortungsbewusstes Management.
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