Manager reden Klartext
"Was sollte das? Das war doch Scheiße!"
Jochen Schweizer: Scheitern gehört zum Leben
Der Heidelberger Jochen Schweizer machte Ende der 80er-Jahre Bungee-Sprünge auf deutschem Boden populär und baute in den 90er-Jahren die Unternehmensgruppe, der es um ganzheitliche Eventkonzepte und individuelle Shows ging, weiter aus. Bis heute hat er weltweit über 6000 Event-Inszenierungen entwickelt und umgesetzt. 2003 startete der Unternehmer mit einem Erlebnisportal und deutschlandweiten Adrenalin-Shops durch. Aus seinem ehemaligen Bungee-Unternehmen ist heute Deutschlands Marktführer im Segment der Erlebnisanbieter und eine Unternehmensgruppe mit einem Jahresumsatz von mehr als 60 Millionen Euro geworden.
"Wer Mut hat, der nennt Dinge beim Namen und spricht Standpunkte offen aus. Ein Erlebnis, wie ein Bungee-Sprung, trägt zur Entwicklung der Persönlichkeit bei. Wer 50 oder noch mehr Meter in die Tiefe gesprungen ist, traut sich, seinen Standpunkt klar und offen zu vertreten. Er hat erfahren, wie die innere Angst überwunden wurde. Zur Überwindung der Angst gehört Mut! Diese tiefe Erfahrung kann man in jedes Meeting mitnehmen.
(...) Bedauerlicherweise ziehen es viele Menschen vor, in einer Komfortzone zu leben. Sie verfahren nach dem Motto: "Wer nichts riskiert, kann nichts verlieren." Es gibt aber keine Sicherheit im Leben. Das Einzige, was sicher eintritt, ist der Tod. Dieser Umstand wird durch die Tatsache gemildert, dass wir nicht wissen, wann er eintritt. Das Leben ist ein offenes, unbestimmtes Feld. Man kann daher nur gefährlich leben, um voranzukommen. Deshalb muss es eigentlich heißen: Wer riskiert, kann verlieren, aber wer nichts riskiert, hat schon verloren. Ohne Einsatz gibt es keinen Gewinn.
(...) In Meetings ist es oft die Angst vor einer Blamage, die einen zurückhält. Aus dem Sicherheitsaspekt heraus ist eine Wortmeldung aber irrelevant. Vielleicht wird man wie beim Bungee-Sprung etwas herumgewirbelt oder erlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Na und? Am Ende steht das schon erwähnte Grinsen. Es ist der Ausdruck des Gewinns, der Sieg über die Angst und die Stärkung des Muts. Das Wissen, dass man sich treu geblieben ist. Vielleicht sind die "Alphatiere" dankbar für eine gute Anregung und dass endlich jemand den Mut hatte, zu sprechen. Natürlich kann es sein, dass jemand durch seinen Standpunkt Missstände anspricht oder aufbegehrt. Das muss jedoch die Gegenseite akzeptieren und damit umgehen. Dazu gehört ebenfalls Mut. Es ist bei allen Überlegungen und Äußerungen entscheidend, dass man sich aufrecht im Spiegel anschauen kann mit dem ruhigen Gewissen, richtig gehandelt zu haben. Wird der Standpunkt nicht akzeptiert oder andere Punkte über- wiegen die eigene Argumentation, dann muss man das auch akzeptieren. Scheitern gehört zum Leben.
(...) Ich spreche immer das, was ich denke, ich schreibe das, was ich meine, und ich vertrete offen meine Standpunkte. Ich lebe Klartext jeden Tag. Über dieses Thema denke ich gar nicht nach. Durch Klartext werde ich einschätzbar. Ich möchte, dass meine Mitarbeiter mich einschätzen können und wissen, woran sie sind. Darum geht es. Klartext ist elementar für die Wirtschaft. Zusammengefasst heißt das: Klartext ergibt sich für mich aus Transparenz, die durch das Zusammenwirken von Offenheit in der Kommunikation, Mut bei Entscheidungen und Fokussierung im Unternehmen entsteht."