4 Mobbing-Phasen
Was tun gegen Mobbing am Arbeitsplatz
Einen seiner ersten Artikel schrieb René Schmöl, Jahrgang 1982, mit 16 Jahren für die Tageszeitung Freies Wort. Es war ein Interview mit Hape Kerkeling. Dieser Erfolg motivierte ihn, weiterzumachen. Nach sieben Jahren im Lokaljournalismus und einer Ausbildung zum Verlagskaufmann folgte ein Volontariat bei der Verlagsgruppe Handelsblatt. Seit 2007 ist René Schmöl in unterschiedlichen Positionen für Foundry tätig. Momentan als Chef vom Dienst online für cio.de.
Die 4 Phasen eines Mobbing-Prozesses:
Es gibt einen ungelösten Konflikt: Zwei Kollegen können sich seit Jahren nicht ausstehen, der Chef will jemanden loswerden oder Ähnliches.
Der Psychoterror beginnt: Der ursprüngliche Konflikt gerät in den Hintergrund, stattdessen wird das Opfer Zielscheibe von Schikanen und Herabsetzungen.
Der Fall eskaliert: Die gemobbt Person macht wegen des Stresses irgendwann wirklich jene Fehler, die man ihr zu Beginn ungerechtfertigter Weise angelastet hatte. Sie wird stigmatisiert, gilt jetzt als 'problematisch'. Es folgen Abmahnung oder Versetzung.
Das Ziel ist erreicht: Die Betroffene kündigt oder wird gekündigt.
Schockierend ist, wie viel Erfolg Mobbing hat: In mehr als 50 Prozent aller Fälle endet das Martyrium erst mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses.
Neid, Missgunst, Eifersucht
Die Gründe dafür, jemand fertigzumachen, sind wenig originell: Neid, Missgunst oder Eifersucht von Kollegen zum Beispiel. Ein 'Opfer vom Dienst' zu haben sorgt für eine gewisse Sozialhygiene in der Gruppe, schweißt den Rest zusammen.
Irgendwann halten alle Abstand vom Opfer, weil sie Angst haben, seine Rolle könnte auf sie abfärben. Niemand will zur nächsten Zielscheibe werden für die Jagdgesellschaft.
Natürlich werden auch Menschen gemobbt, weil sie Fehler machen oder weil sie tatsächlich schlechter Arbeiten als andere. Wenn der Chef in solchen Fällen zum Psychoterror greift, dann weil er konfliktscheu ist, weil es für ihn einfacher ist, wenn der Mitarbeiter von sich aus geht. Oder weil er generell jemanden braucht, an dem er eigenen Frust ablassen kann. 60 Prozent der Mobber sind Männer.
Wie die Gegenwehr aussehen kann
Gegenwehr hat prinzipiell - auch das zeigen Untersuchungen - nur wenig Aussicht auf Erfolg. In mehr als vier von fünf Fällen scheitern solche Versuche.
Vor allem weil sich mit Fortschreiten des Konflikts fast immer die klassische Einer gegen alle-, beziehungsweise Einer-gegen-viele-Situation entwickelt. Der kleine, dickliche Schüler auf dem Pausenhof hat schließlich auch keine Chance gegen die Übermacht seiner Gegner.
Trotzdem empfehlen Psychologen und Arbeitsmediziner Betroffenen, sich zu wehren. Oder es zumindest zu versuchen. Manchmal lassen sich am Anfang des Prozesses durch offene Worte die Wogen glätten.
Und wenn nicht, dann dient die Gegenwehr zumindest dazu, Handlungsfähig zu bleiben, das Selbstbewusstsein zu stärken und sich weniger als Opfer zu fühlen.
Banker sind besonders gefährdet
Es gilt, - so schwer das unter Umständen ist - Verbündete zu gewinnen, Zeugen zu haben für bestimmte Vorgänge, relevanten Schriftverkehr sorgfältig zu archivieren. Schließlich enden solche Dramen häufig vor dem Arbeitsgericht, und dort gewinnt der mit der besseren Munition. Wer sicher ist, absichtsvoll gemobbt zu werden, sollte dieses Mobbing für möglichst viele Kollegen sichtbar machen.
Und schließlich, ganz wichtig, empfiehlt es sich natürlich nicht, den StressStress ständig ganz nah an sich heranzulassen. Die Experten der BAUA raten zur systematisch Entspannung und Ablenkung, damit das Mobbing nicht zum beherrschenden Lebensthema wird. Alles zu Stress auf CIO.de
Übrigens haben Forscher auch herausgefunden dass es große Branchenunterschiede gibt bei der Mobbingintensität. Wo sie am höchsten ist? Bemerkenswerterweise in zwei Branchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten in puncto Einkommen, Image und Tätigkeitsfeld. Die größte 'Chance', gemobbt zu werden, haben Angehörige von Sozialberufen (Altenpfleger zum Beispiel) und Mitarbeiter von Banken und Versicherungen.
*(Name geändert)