Die neuen Anforderungen an CEOs

Welche Chefs um ihren Job bangen müssen

29.06.2009
Von Karsten Langer

Glauben Sie, dass sich der Daumen der Aufsichtsräte am Ende des Jahres zu Ungunsten vieler CEOs senkt?

Bei Unternehmen, die an den Rand von Zahlungsschwierigkeiten oder in andere Extremsituationen geraten, kann ich mir einen Wechsel vorstellen. Insbesondere dort, wo Finanzinvestoren als Shareholder involviert sind, erwarte ich schnellere Wechsel. Investoren reagieren wesentlich schneller, wenn sich die Unternehmenszahlen zu ihren Ungunsten verändern.

Können Sie sich noch anderen Gründe für einen Rausschmiss vorstellen?

Es kommt in Zukunft wahrscheinlich häufiger vor, dass Kreditinstitute auf einen Wechsel beim Führungspersonal drängen. Wenn BankenBanken über die Kreditseite stark bei einem Unternehmen engagiert sind, kann ich mir schon vorstellen, dass diese sagen: 'Wir möchten einen anderen Trainer sehen, weil wir sonst nicht glauben, dass die Mannschaft den Klassenerhalt schafft' - das ist nicht auszuschließen. Top-Firmen der Branche Banken

Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit gefragt

Rechnen Sie mit Neubesetzungen in deutschen Großkonzernen?

Ob sich dieser Prozess über die gesamt Breite der IndustrieIndustrie hinweg zieht - das vermag ich nicht zu sagen. In diesem Jahr ist die Bundestagswahl ein Sonderfaktor, der die Prognosen erschwert. Die Politik wird natürlich versuchen, Massenentlassungen zu vermeiden. Außerdem ist die Regierung über das Soffin und die Rettungsschirme gegenwärtig extrem in die Geschicke der Wirtschaft verstrickt. Insgesamt würde ich mich aber nicht wundern, wenn wir in diesem Jahr einen Anstieg der Wechselhäufigkeit sehen werden. Top-Firmen der Branche Industrie

Der Staat hat als Geldgeber in der Not einen immer größeren Einfluss auf zahlreiche Unternehmen. Wird diese Macht bis in die oberste Führungsebene durchschlagen?

In den USA mussten diverse erfolglose CEOs nach staatlicher Intervention gehen. Dort verändern sich die Ansprüche an die Führungskräfte gerade enorm. Vor allem der angelsächsische Typ CEO mit einem Private-Equitiy-Hintergrund, der Unternehmen in kurzer Zeit auf Rendite getrimmt hat, ist gegenwärtig nicht so gefragt. Auch in Deutschland stoßen rein renditeorientierte Chefs auf zunehmendes Misstrauen. Die passen nicht in das gegenwärtige Umfeld.

Welche Eigenschaften sind stattdessen gefragt?

Gefragt sind Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit. Vor allem von CEOs, die staatlich abgesicherten Unternehmen vorstehen, wird eine Unternehmensführung unter diesen Vorzeichen erwartet. CEOs, die sich durch einen sozialverträglichen Umgang mit Gewerkschaften und Sozialpartnern ausgewiesen haben, werden es in einem Umfeld mit starkem staatlichen Einfluss leichter haben als solche, denen der Ruf eines harten Sanierers vorauseilt.

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