Ein CIO in der Arktis
Wenn das Backup ein Kompass ist
- Häckers Appell: Reisen mit extremer Belastung eignen sich nicht als Selbstfindungstrip
- Viele Erfahrungen lassen sich Eins zu Eins auf das Projektmanagement übertragen
- Solche Reisen schulen in interkultureller Kompetenz und nonverbaler Kommunikation wie Körpersprache
Da! Das ist einer! Zwischen dem gleißend weißen Schnee und den gelbbraun blühenden Moosflechten bewegt sich etwas großes Dunkelbraunes. Vorsichtig hebt Karsten HäckerKarsten Häcker die Kamera. Irgendwo unter dem weiten blauen Himmel schreit eine Möwe. Häcker achtet nicht darauf, er nimmt das Dunkelbraune ins Visier. Profil von Karsten Häcker im CIO-Netzwerk
Tatsächlich: ein Moschusochse. Das große Tier mit den mächtigen geschwungenen Hörnern steht ganz still. Häcker äugt durch die Linse, der Ochse äugt zurück. Fast scheint's, das Tier ahnt, welche große Augen Häckers CIO-Kollegen machen werden, wenn er Wochen später seine Bilder zeigt.
Zweieinhalb Monate allein in der hohen Arktis. Zweieinhalb Monate viel Eis, ein überraschend früher Wintereinbruch, eine Menge Moschusochsen, Polarfüchse und Schneehasen - und wenig Menschen. Die technische Ausrüstung bestand im Wesentlichen aus einem Zelt sowie Solarpanels für GPS und Kamera. Das Backup waren ein Kompass und Karten auf Papier. "Was nicht einfach ist in der Arktis", seufzt der 46-Jährige, "der zeigt dort nämlich nicht nach Norden. Die Nadel rotiert." Kompasslesen war also wichtiger Bestandteil der Vorbereitung. Immerhin liefert das Gerät immer Daten in Realtime.
Häcker war im Sommer 2013, als er diese Reise antrat, CIO beim Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), das er mit aufgebaut hat. Dieses Institut beschäftigt sich mit Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit. Der Trip Richtung ewiges Eis war für ihn nicht nur lang gehegter Traum, sondern auch ein inhaltliches Anliegen.
"Ich habe die Gletscher dort gesehen und fotografiert", sagt Häcker, "wenn ich in Vorträgen über das Schmelzen der Gletscher berichte, ist das oft glaubwürdiger, als wenn es ein professioneller Umweltschützer tut." Eben das ist auch seine Erwiderung auf die Polemik, warum der CIO eines Umweltinstituts denn Langstrecke fliege.
- Allein in der hohen Arktis
Rund zweieinhalb Monate ist Karsten Häcker allein durch die hohe Arktis gewandert. Sein Backup waren ein Kompass und Karten auf Papier. Häcker war im Sommer 2013, als er diese Reise antrat, CIO beim Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS), das er mit aufgebaut hat. Dieses Institut beschäftigt sich mit Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit. - Im Zelt
Während Häckers Trip setzte der Winter in der Arktis einen Monat zu früh ein. Eben noch hatte das Moos geblüht, plötzlich fiel die Temperatur auf bis zu 25 Grad minus. „Ich wachte morgens auf und war eingeschneit“, erinnert er sich. Allein hockte er im Zelt, die nächste Siedlung war meilenweit weg. - Allein unter der Sonne
Dafür wurde er aber auch mit Sonnenaufgängen wie diesem belohnt. - Möwe als Begleiterin
Möwen, Polarfüchse und Schneehasen kreuzten Häckers Weg. - Moschusochsen
Moschusochsen sehen Menschen eher selten. Sie haben daher keine Angst. - Naturbeobachtungen
Die Tiere lassen sich ruhig fotografieren. Die Beobachtungen in freier Natur zählen zu den großen Pluspunkten einer solchen Strapaze. - Häckers Fazit
"Eine solche Reise eignet sich nicht als Selbsterfahrungstrip“, warnt Häcker. Wer in einer Krise stecke, solle auf keinen Fall in die Arktis, den Dschungel oder die Wüste fahren. „Die äußeren Bedingungen auf solchen Reisen sind schon extrem. Und man muss sich klar machen, dass einem in der Einsamkeit vieles hochkommt, auch verdrängte Erinnerungen.“ Wer nicht mit sich im Reinen sei, für den könne das richtig gefährlich werden.