Unternehmensführung
Wenn der Boss nicht mehr das Sagen hat
Oder kommt es vor, dass ein Kaufmann auf ein Bestellformular nur "Bürozeug" schreiben würde? Nein, sicher nicht. Er würde immer die genaue Produktbezeichnung, Farbe, Anzahl, Liefertermin etc. angeben. Dann stellt sich aber die Frage, warum so viele Vorgesetzte bei Mitarbeiterthemen auf Allgemeinplätze wie "Wir sollten uns alle mehr anstrengen" zurückgreifen, statt bereits in der Rekrutierungsphase präzise zu sagen, welche Leistung sie genau einkaufen wollen. Warum stellen sie zuvor nicht sicher, dass die Anforderungen realistisch sind und der Mitarbeiter sie durch seine Leistung erreichen kann?
Vertragstreue praktizieren und einfordern
Wer als Unternehmer, Kaufmann oder auch Führungskraft seinen Teil der vertraglichen Vereinbarung einhält, wird sich positiv von der breiten Masse der Arbeitgeber abheben können. Er kann im Gegenzug aber auch viel selbstverständlicher die berechtigten, vertraglichen Erwartungen an seine Mitarbeiter einfordern und bei Nichterfüllung vertragliche Konsequenzen ziehen. Plakativ formuliert: Monetäre Incentives und Entertainment-Pakete sind letztlich Strafzahlungen, die deswegen anfallen, weil Arbeitgeber bei der Regelung der Rechte und Pflichten eine Wischiwaschi-Vereinbarung eingehen!
- 1. Keine offene Kommunikation
Es wird zu wenig miteinander geredet. Führungskräfte schieben als Grund oft das Tagesgeschäft und mangelnde Zeit vor. In der Realität ist jedoch oft Unbehagen oder der Mangel an Know-how bezüglich angemessener Gesprächsführung der wahre Grund. - 2. Druck wird an Mitarbeiter weitergeleitet
Der aufgrund der anspruchsvollen Wettbewerbsbedingungen entstehende Druck schlägt ungefiltert auf die Mitarbeiter durch. Anstatt miteinander an Lösungen zu arbeiten, wird gegeneinander gearbeitet. Das fordert von allen Beteiligten sehr viel Kraft. Angemessen ist es, ressourcenschonend mit den Herausforderungen umgehen zu lernen. - 3. Zu wenig Interesse am Menschen
Führungskräfte haben meist sehr wirksame Erfolgsstrategien, die in der Zusammenarbeit mit Menschen oft nicht funktionieren. Sie sind häufig der Auffassung, alles alleine schaffen zu können. Spannungen und nichtkonstruktives Miteinander sind vorprogrammiert. Hieraus können permanente Überlastungsgefühle sowie Unzufriedenheit auf beiden Seiten resultieren, die zu Gesundheitsproblemen und möglicherweise zu innerer Kündigung führen können. Daraus resultierende wirtschaftliche Probleme sind nicht zu unterschätzen. - 4. Nicht offen für Ideen und Optimierungsvorschläge
Wenn Mitarbeiter regelmäßig auf taube Ohren stoßen, machen sie irgendwann zu und bringen sich nicht mehr ein. Resignation und innere Kündigung ist die Folge. - 5. Zu wenig Anerkennung
Regelmäßiges Lob fehlt. Vor allem Leistungsträger sehen keinen Sinn für ihre Anstrengungen, wenn ihre Leistung nicht wertgeschätzt wird. - 6. Meinung wird nicht gehört
Viele Mitarbeiter sind der Auffassung, ihre Meinungen hätten kein Gewicht. Häufig ist mangelnde Wertschätzung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter der Grund. - 7. Kein konstruktives Feedback
Jeder Beschäftigte will einen guten Job machen. Hierfür jedoch benötigt er den Vorgesetzten zur Standortbestimmung. Die dafür auch erforderliche konstruktive Kritik scheut der Vorgesetzte aber zumeist. - 8. Zu wenig Zeit für Mitarbeiter
Da Führungskräfte zu sehr mit ihren eigenen Themen und Arbeitsaufgaben beschäftigt sind, bekommen Mitarbeiter viel zu wenig Rückmeldung zu ihrer eigenen Arbeit. - 9. Persönliche Entwicklung wird nicht gefördert
Wenn sich niemand für den Menschen interessiert und dem Mitarbeiter keine persönlichen Entwicklungsziele in Aussicht gestellt werden, wird der Mensch unzufrieden. Die Folge: Er sucht nach einem passenden Job in einem anderen Unternehmen oder resigniert. Gezielte Förderung vermindert Abwanderungstendenzen erheblich. - 10. Die Aufgabe passt nicht zur Person
Menschen erzielen dann Höchstleistungen, wenn sie das machen können, was ihnen Freude macht. Das Unternehmen muss ein Umfeld aktiv bereit stellen, damit sich die Mitarbeiter entfalten und wohl fühlen können. Auch müssen die Erwartungen an den Mitarbeiter jeder Zeit klar sein.
Operative Entscheidungen werden in der Regel hierarchisch getroffen. Wenn eine Fachkraft in eine leitende Position befördert wird, bekommt sie im Grund zwei neue Hüte aufgesetzt, für die hier als Platzhalter die Begriffe "Manager" (Prozess- und Ressourcenmanagement) und "Führungskraft" (Personalthemen) verwendet werden. Oft aber wird versäumt zu überprüfen, ob die Person Prozesse auch gut managen und Mitarbeiter gut führen kann - oder will. Der Grund: Der Angestellte wurde befördert, weil er als Fachkraft überzeugen konnte oder lange im Unternehmen ist.
Fachkraft ist nicht gleich Führungskraft
Somit übt er in den meisten Fällen auch nach seiner Beförderung die Fachkrafttätigkeit weiter aus, wird aber der Rolle als Manager oder Führungskraft nur unzureichend gerecht. Die Entscheidungen, die er typischerweise als leitender Angestellter trifft, sollen plakativ mit folgendem Dialog zwischen einem Vertriebsmitarbeiter (V) und seinem Abteilungsleiter (AL) verdeutlicht werden:
V: "Das ist mein Reiseantrag für nächste Woche, damit ich den Kunden Firma XY GmbH besuchen kann."
AL: "Ein Kundentermin allein ist nicht ok, denn wir müssen auf unsere Kosten achten. Versuchen Sie noch zusätzliche zu vereinbaren, dann bin ich einverstanden."
Wo ist hier ein echter Mehrwert? Hat der Abteilungsleiter AL nach seiner Beförderung eine Weiterbildung in Controlling oder Ähnlichem genossen, die ihn nun für derartige Entscheidungen qualifizierter macht als Vertriebsmitarbeiter V? Traut man V diese Entscheidung tatsächlich nicht zu, dann ist er wohl fehl am Platz. Andernfalls handelt es sich um eine Verschwendung der knappen und kostbaren Zeit der Mitarbeiter.
Und wie verhält es sich mit Entscheidungen in seiner Funktion als Leitender? Darf er beispielsweise selbst entscheiden, ob er die Mitarbeiterzahl seiner Abteilung aufstockt? Darf er eine Software für seine Abteilung in Auftrag geben? In aller Regel nein, denn das möchte der zuständige Geschäftsführer mitentscheiden.