TUI Group
Wenn die Blockchain Hotelzimmer verteilt
In der Amazon-Cloud nutzen die Hannoveraner neben Compute- und Storage-Diensten auch KI- und Machine-Learning-Systeme des Providers. Die dafür benötigten Daten konsolidiert die TUI im AWS-eigenen Data Lake. Außen vor ist bislang noch die SAP-Landschaft. CRM- und HR-Systeme (SAP SuccessFactors) bezieht der Konzern zwar aus der Cloud des Walldorfer Softwareanbieters. Das Finanzsystem arbeitet aber noch klassisch im On-Premise-Betrieb. Mittelfristig denkt Reichart über S/4HANA nach, die Migration in die AWS-Cloud habe jedoch Vorrang. Erst ab 2026 will sich die IT-Chefin ernsthat mit dem Umstieg auf das neue SAP-Kernsystem befassen.
Erfolgsfaktor Weiterbildung
Erfolgsentscheidend für die Cloud-Strategie ist der IT-Managerin zufolge das Thema Weiterbildung: "Wir setzen stark darauf, inhouse Kompetenzen auszubauen." Dafür habe der Konzern ein stattliches Budget zur Verfügung gestellt, mit dem man "100 Prozent des Infrastrukturteams und 80 Prozent der übrigen IT-Mitarbeiter" in Cloud-Technologien schulen werde. Das Thema spiele eine besondere Rolle und werde von den Kollegen gut angenommen. Darüber hinaus gibt es Weiterbildungsangebote zu den Themen Artificial Intelligence, Blockchain, DevOps und agiles Arbeiten.
Alexa spricht mit TUI-Kunden
Der digitale Umbau betrifft nicht nur die IT-Infrastruktur. In der Kundenbetreuung experimentiert die TUI Group beispielsweise mit Chatbots, die Amazons Spracherkennungstechnik Alexa nutzen. Dafür hat der Konzern bislang drei Alexa-Skills entwickelt. Die Bots informieren Kunden beispielsweise über Reiseziele oder weisen auf aktuelle Rabattaktionen hin.
Sprachtechnologien werden für die TUI immer wichtiger, betont Reichart. Das Ziel sei eine natürlichsprachige Kommunikation mit Kunden, die künftig auch komplexere Wünsche mit einem digitalen Assistenten besprechen können sollen. Ein Beispiel: "Suche mir ein Hotelzimmer auf Kreta für sieben Nächte im Zeitraum Anfang bis Mitte September."
In diesem Technologiefeld spreche die TUI unter anderem mit Google, aber auch mit kleineren Startups, die teilweise noch innovativere Lösungen als die Cloud-Riesen böten, vor allem im Bereich Natural Language Processing.
Agilität trifft Wasserfall
Die klassische IT-Organisation ist für derartige Projekte nur bedingt geeignet, sagt die Digital-Managerin. Aus ihrer Sicht ist die kontrovers diskutierte "Bimodal IT" in vielen Bereichen Realität. So greife die TUI Group beispielsweise in SAP-Projekten durchaus noch auf klassische Methoden nach dem Wasserfallmodell zurück; Laufzeiten von mehreren Monaten sind dabei eher die Regel als die Ausnahme. In anderen Bereichen setze man dagegen konsequent auf agile Methoden mit wöchentlichen Sprints und wesentlich kürzeren Release-Zyklen.
"Das Business muss dabei mitziehen", gibt Reichart zu bedenken: "Wenn es kürzere Release-Zyklen gibt, erwarten wir natürlich auch ein rascheres Feedback aus den Fachabteilungen." Ginge es nach ihr, würde die IT in einigen Bereichen täglich neue Releases ausliefern. Denn auch im Touristikgeschä gelte die Devise: "Die Schnelleren werden gewinnen."