Beispiel Boehringer Ingelheim
Wie Firmen gegen Burnout kämpfen
Als Gegenmittel nennt Weitzel Schulungsangebote speziell für Führungskräfte. „Diese sollen besonders das frühzeitige Erkennen von Burnout-Symptomen und den richtigen Umgang mit den Betroffenen schulen“, so der Manager, der einst selbst an der Mainzer FH studierte. Es gebe im Unternehmen regelmäßige Gespräche zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, um die Work-Life-Balance ins Lot zu bringen.
30 Prozent leiden seelisch
Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen und Home-Office-Lösungen könnten Mitarbeiter Meetings von zu Hause aus mit Dienstnotebook, entsprechender Software und einer Webcam durchführen. „Natürlich ersetzt dies nicht die persönlichen Kontakte, es stellt aber eine sehr gute Ergänzung dar“, so Weitzel.
IT-Lösungen bieten aus dieser Warte allgemein einen Ansatzpunkt im Kampf gegen Burnout. Allerdings weisen die Autoren der FH Mainz auch auf die Bedeutung direkter sozialer Kontakte hin: „Soziale Beziehungen sind ein wichtiger Bestandteil, um Burnout vorzubeugen, aber auch in einem schon aufgetreten Fall den Betroffenen zu stützen.“ Daneben gebe es auch Fälle, in denen mit Hilfe einer Diagnose versucht werde, Arbeit auf andere abzuwälzen. „Auch hier ist es Aufgabe der Führungskräfte, steuernd einzugreifen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einzuleiten“, so die Autoren.
Was aber ist noch einmal der Unterschied zwischen Burnout und Depression? „Burnout ist keine Unterklasse von Depressionen“, erläutert Leidig. Angsterkrankungen, Depressionen, Essstörungen, Süchte, Zwangserkrankungen seien Beispiele für klar zu beschreibende klinische Diagnosen. „Burnout ist hingegen ein sehr unklarer Begriff, weil er zu viele Symptome beinhalten kann und damit beliebig wird“, so der Psychologe. Offiziell sei Burnout eine Zusatzkodierung zu einer Hauptdiagnose. „Wenn ein Behandler nur ‚Burnout‘ diagnostiziert, bezahlt die Krankenkasse keinen Cent“, stellt Leidig klar.
Wichtig sei festzuhalten, dass psychische Störungen jeden treffen könnten. Die Betroffenen seien keine Spinner. „30 Prozent aller Deutschen erleiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal ein psychische Störung“, so der Psychologe. „Man sollte dann auch keine Angst haben, sich von Fachleuten helfen zu lassen.“ Auch IT-Profis seien keine „Weicheier“, wenn sie zum Psychotherapeuten müssten.
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