IT Jobs in der Krise
Wie Ihre Karriere die Rezession überlebt
Gute IT-Entscheider sind gewissermaßen bekannt dafür, vorausschauend zu handeln - und viele haben die Rezession bereits am Horizont gesehen, bevor die Corona-Pandemie ihren Lauf nahm. Nur so konnten schließlich viele Tech-Unternehmen mehr oder weniger mühelos den Shift zu Remote Work vollziehen. Ähnlich vorausschauend sollten Sie auch in Bezug auf ihre KarriereKarriere agieren und jetzt die notwendigen Schritte einleiten, um Ihre IT-Karriere - den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten zum Trotz - weiter vorantrieben können. Alles zu Karriere auf CIO.de
Dazu gehört beispielsweise, sich neue Skills anzueignen und nicht mehr zeitgemäße Verhaltensmuster über Bord zu werfen. Wie fortschrittliche Unternehmen in Zeiten des Abschwungs sollten auch Sie jetzt in Ihre "Infrastruktur" investieren und nach neuen Möglichkeiten suchen, um sich unverzichtbar zu machen. Wir haben mit verschiedenen IT-Entscheidern und -Chefs über ihre Erfahrungen gesprochen und geben Ihnen sechs Tipps an die Hand, um dem Abschwung ein Schnippchen zu schlagen.
1. Aktiv werden
Jetzt ist der Zeitpunkt, sich um die Steigerung der eigenen Sichtbarkeit zu bemühen und neue Kontakte zu knüpfen - und zwar bevor Sie diese in Anspruch nehmen, wie Tommy Weir, CEO-Berater bei Enaible weiß: "Es kann verlockend sein, sich zurückzulehnen und rein responsiv zu agieren, aber damit geben Sie die Kontrolle an Andere ab", so Weir. Er drängt IT-Spezialisten dazu, sich zu vergegenwärtigen, an welchen Punkten ihrer bisherigen Karriere ihnen eine gute Beziehung zu Chef und Kollegen bereits weitergeholfen hat.
"Am Ende ist jedes Unternehmen auch ein soziales Gefüge - und ob es Ihnen nun gefällt oder nicht: Wer gemocht wird, wird auch gesehen und gehört", so Weir.
- 1. Positioniere dich
Positioniere dich: Am Anfang stehen dein Profil und dein Ziel. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin? Wer nicht weiß, wo er steht, und nicht weiß, wo er hinwill, kann auch keine Route planen, schreibt die Autorin Ute Blindert in ihrem Buch "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Je nachdem, wofür man sich entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über seine Strategie machen, zu der dann natürlich die Auswahl der Kommunikationskanäle (Website, Social-Media, Businessnetzwerke, Newsletter) und selbstverständlich auch Überlegungen zum Netzwerken im wirklichen Leben gehören. - 2. Jeder hat ein Netzwerk
Jeder hat ein Netzwerk – auch du. Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Fußballkumpel, Dozenten und Austauschstudenten bilden das Fundament deines Berufsnetzwerks. Ute Blindert rät: „Recherchiere, wer von diesen Kontakten bei Xing, Linkedin oder Facebook ist, und vernetze dich mit diesen.“ Wer auf Jobsuche ist, sollte das dort auch entsprechend zur Sprache bringen. - 3. Zeige dich
Zeige dich – online. Wer von Recruitern und Headhuntern gefunden werden will, kommt an einem Profil bei Xing oder Linkedin i.d.R. nicht vorbei. Legt ein durchdachtes Profil an und tretet selbst in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern. - 4. Zeige dich Teil 2
Zeige dich – im realen Leben. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, aber der persönliche Kontakt macht das Netzwerk erst stabil und führt zu mehr Verbindlichkeit. Man kann sich auch ein bestehendes Netzwerk (Studierendenorganisation, Berufsnetzwerk, Verband, Verein) suchen, durch das sich schon viele Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen ergeben. - 5. Lerne Leute kennen
Lerne Leute kennen – einfach aus Spass. Die Autorin empfiehlt "systematische Mittagessen", also zufällig anmutende Begegnungen, bei denen meist ein lohnender Austausch für beide Seiten entsteht. Der Vorteil: Ein Mittagessen oder auch mal der Kaffee zwischendurch sind kurz, aber doch lang genug für den verbindlichen Austausch. - 6. Baue dein Netzwerk aus
Baue dein Netzwerk aus – mit Strategie. Identifiziere dazu in deinem (Online-)Businessnetzwerk, wen du unbedingt kennenlernen willst oder wer dir eine Verbindung zu diesem Menschen herstellen kann. Vor allem solltest du wissen, wer eine relevante Person in deiner Branche oder in einem Unternehmen ist. Das kann auch auf einer Konferenz sehr hilfreich sein, da kommst du diesen auch einmal näher - und vielleicht sogar ins Gespräch. - 7. Sei aktiv
Wer nie irgendwo präsent ist, wird weniger wahrgenommen, bekommt weniger Empfehlungen und Tipps, wenn der Austausch fehlt. Das gilt auch virtuell, indem du in sozialen Netzwerken präsent bist, Fragen stellst, dich mit anderen austauscht und dich mit deinem Fachwissen als Persönlichkeit zeigst. - 8. Teile dein Wissen
Wer dich als kompetent für ein bestimmtes Thema oder als relevant bei einer bestimmten Gruppe wahrnimmt, wird dich vielleicht weiterempfehlen. Das kann für einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sein, für ein spannendes Projekt oder auch für einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion bei einer Konferenz. - 9. Verzettle dich nicht
Es ist gut, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und zu überlegen, welches Engagement was gebracht hat. Auch die beruflichen Kontakte sollte man sich ab und zu anschauen und entscheiden, wen du gern mal wieder treffen möchtest und bei wem du gern mehr Distanz hättest. - 10. Gib dir Zeit und bleibe gelassen
Netzwerken zahlt sich nicht immer sofort und auch nicht immer aus. Aber mindestens in der Freude, mit anderen zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Aber auch für die Jobsuche und deine Karriere. Fange daher am besten jetzt mit dem Aufbau deines Netzwerks an. - Quelle
Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.
2. Unbequemes angehen
Steve Tcherchian, CISO bei XYPRO, hat die Zeit während der Wirtschaftskrise 2008 dazu genutzt, sein Skillset auf Vordermann zu bringen: "Ich habe die große Chance erkannt, an mir selbst zu arbeiten und habe Nächte damit verbracht, zu recherchieren, zu experimentieren und zu lernen - wohlwissend, dass sich das wahrscheinlich nicht direkt auszahlen wird", erzählt der CISO. Tcherchian nutzte die Zeit, um an sich selbst zu arbeiten. Das sei alles andere als einfach und mitunter sehr stressintensiv gewesen, aber ohne Anstrengung könne man nun mal nicht wachsen, so der Manager.
Dabei ist Tcherchian nicht der einzige Verfechter dieses Ansatzes. Auch Brent Johnson, CISO bei Bluefin ist überzeugt, dass unbequeme Zeiten wertvolle Erfahrungswerte bringen: "Von der Arbeit mit schwierigen Kunden bis hin zum Vortrag vor Menschenmassen, die Antworten erwarten - sich unbequemen Situationen auszusetzen, zwingt zur Vorbereitung und ermöglicht es, daran zu wachsen. Wirtschaftliche Stagnation begrenzt die Möglichkeiten, aber ich habe solche Zeiten stets dazu genutzt, mich technologisch weiterzubilden und neue Kontakte zu knüpfen."
3. Nicht abstumpfen
Scott Caschette, CIO bei Schellman & Co., empfiehlt im Fall einer Rezession nach Investitionsmöglichkeiten in Wachstumsfelder zu suchen: "Der Trick dabei ist, vorherzusehen, in welchen Branchen und Bereichen der Pfeil nach oben zeigen könnte. Halten Sie Ausschau nach großen Unternehmen, die wegen des wirtschaftlichen Abschwungs auf IT Skills angewiesen sind."
Dazu sei es von Vorteil, jede Art von Daten zu nutzen, die mit dem angestrebten Job in Beziehung stehen. Ein Weg sei beispielsweise, die Daten sämtlicher Recruiting-Webseiten und Jobportale zu aggregieren, um ein umfassendes Bild über die Möglichkeiten zu erhalten, so der CIO.
Die Empfehlungen von Caschette beruhen übrigens auf Erfahrungswerten: Zur Zeit der Wirtschaftskrise 2008 war er als IT-Chef bei einem großen Bauunternehmen beschäftigt: "Die Firma konnte mich noch einige Zeit halten, aber die Streichung meiner Stelle war letztlich unausweichlich. Ich habe mich dann entschieden, in die Telekommunikationsbranche zu wechseln und mir quasi über Nacht die Eigenheiten der Branche und die entsprechenden technischen Fachbegriffe angeeignet. Anschließend habe ich mit der Hilfe von LinkedIn entsprechende Kontakte geknüpft", berichtet Caschette. Knapp eineinhalb Monate nach seiner Entlassung hatte er schließlich eine neue Anstellung.
"Sie sollten Ihre technische Weiterbildung als Einzahlung auf Ihr Karrierekonto betrachten. Dabei sollten Ihre Skills möglichst immer auf der Höhe der Zeit sein - nicht nur dann, wenn Sie einen Job suchen."
4. Anpassungsfähig bleiben
Nach Ansicht von Thomas Phelps, CIO bei Laserfiche, wird die Coronakrise dafür sorgen, dass IT-Experten künftig auf eine Art und Weise agieren müssen, von der sie vorher nicht zu träumen gewagt hätten: "Die nötige Agilität, um sich zu verändern und die Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten, haben mir dabei geholfen, schwierige Zeiten zu meistern. Betrachten Sie die Krise also nicht nur aus Perspektive eines IT-, sondern auch aus der eines Business-Entscheiders."
Unter Umständen können sich so auch bei der JobsucheJobsuche ganz neue Chancen einstellen - etwa indem Sie eine eher hybride Rolle einnehmen und Ihre technischen Skills mit solchen aus anderen Bereichen kombinieren beziehungswiese anreichern. Alles zu Jobsuche auf CIO.de
- 1. Kommunikative Kompetenz
Ihre Kommunikationsfähigkeit hilft Ihnen, Konsens herzustellen und Verständnis für Ihre Ziele und Wünsche zu erzeugen. - 2. Selbstbewusstsein
Selbstbewusst bedeutet unter anderem, sich selbst bewusst wahrzunehmen, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen. - 3. Einfühlungsvermögen
Wer empathisch ist, kann andere leichter von seiner Sache überzeugen. - 4. Teamfähigkeit
In jeder Stellenanzeige ist Teamfähigkeit gefordert. Teamfähig zu sein bedeutet unter anderem, seine Rolle im Team zu erkennen und sich entsprechend der an diese geknüpften Erwartungen zu verhalten. - 5. Kritikfähigkeit
Kritikfähig zu sein bedeutet nicht nur, Kritik zu üben (fair, sachlich), sondern auch Kritik annehmen, reflektieren und entsprechend umsetzen zu können. Besonders in Teams, Projekten und in Führungssituationen spielt der Umgang mit Kritik eine entscheidende Rolle. - 6. Analytische Kompetenz
Wenn Sie Ihre analytischen Fähigkeiten trainieren, sind Sie in der Lage, Situationen rasch zu erfassen und entsprechend schnell zu reagieren. - 7. Vertrauenswürdigkeit
Vertrauen ist die Erwartung, sich in kritischen Situationen auf den anderen verlassen zu können. - 8. Selbstdisziplin/Selbstbeherrschung
Wer sich nicht selbst beherrscht, bleibt immer Knecht. Nur wer sich selbst im Griff hat, kann andere überzeugen. - 9. Neugierde
Neugierde ist die Voraussetzung für Kreativität. - 10. Konfliktfähigkeit
Nur wenn Sie andere Auffassungen akzeptieren können und sich offen mit Ihren Mitmenschen auseinander setzen, leben Sie ein selbstbestimmtes Leben. - 11. Durchsetzungsvermögen
Sich angemessen durchzusetzen bedeutet zu überzeugen, statt zu überreden - oder zu zwingen. Überzeugt folgen Ihnen andere gern auf Ihrem Weg. - Mehr zum Thema Soft Skills ...
... finden Interessierte im gleichnamigen Buch von Gabriele Peters-Kühlinger und Friedel John - erschienen bei Haufe im praktischen "TaschenGuide"-Format (passt in jede Hosentasche).
5. Updaten und netzwerken
Ken Underhill, Master Instructor bei Cybrary, betont, wie wichtig es sei, den Lebenslauf stets aktuell zu halten - auch wenn dazu aktuell kein Anlass besteht: "Nur so stellen Sie sicher, dass keine neuen Skills unter den Teppich fallen."
Darüber hinaus, so Underhill, sei auch entscheidend, den Arbeitsmarkt zu kennen - und zwar bevor Sie auf ihn angewiesen sind: "Sie sollten relevante offene Stellen jederzeit im Blick behalten. Zum einen behalten Sie so das Gehaltsgefüge anderer Unternehmen besser im Blick, was ihre Verhandlungsposition stärken kann. Zum anderen stoßen Sie so unter Umständen auf Positionen und Jobrollen, die für Sie in Frage kommen, die Sie aber vorher nicht auf dem Plan gehabt hätten."
Schon während man beschäftigt ist, ein berufliches Netzwerk aufzubauen, ist an dieser Stelle ebenso wichtig, wie Phelps betont: "Heutzutage erschließen sich für viele Menschen neue berufliche Möglichkeiten eher über ihr Netzwerk, als über ihren Lebenslauf", so der CIO.
6. Vorbereitet sein
"Nutzen Sie jede Gelegenheit, um Zertifizierungen anzustreben und neue Skills aufzubauen - insbesondere, wenn Ihr Arbeitgeber entsprechende Weiterbildungen anbietet", empfiehlt Akhilesh Agarwal, Senior Vice President bei APEX Analytix.
Dabei sollten Sie nach Meinung von Agarwal besonders das Feld der Cybersecurity ins Auge fassen - schließlich seien die Hackerangriffe im Zuge der Krise dramatisch angestiegen, was eine direkte Bedrohung für Unternehmen und ihre IT-Abteilungen darstelle.
Ashok Balakrishnan, CTO bei Skillshare, kann da nur beipflichten: "Lebenslanges Lernen ist heute leichter denn je umzusetzen, kostenlosen Services und Subscription-Modellen sei Dank. Die Einstiegsbarrieren sind extrem niedrig und die Ressourcen mehr als ausreichend, um Ihre Skills auf Vordermann zu bringen. Das wird sich auf lange Sicht lohnen und Ihnen neue Türen öffnen." (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.