Die Cloud-Strategie
Wie Microsoft-Chefdenker Ray Ozzie gegen Google und Co. kämpft
Ray, jetzt mal ehrlich: Wollen Sie Google mittels geballter Marktmacht einfach auslöschen, so wie Microsoft das im Fall von Netscape getan hat?
Der Unterschied zwischen Steve Ballmer und Ray Ozzie
Ozzie ringt ein paar Sekunden um eine Antwort. "So eine Strategie gibt es nicht. Wir denken nicht in diesen Dimensionen. Ich benutze nicht das Wort dominant", sagt er, als arbeitete er nicht für den aggressiven Softwarekraken. "Microsoft wird führend darin sein, die Vorteile des Cloud Computings an den Kunden zu bringen", ist das Martialischste, was aus seinem Mund zu hören ist.
Wo CEO Steve Ballmer Microsofts Kraft auf den Bühnen dieser Welt breitbeinig zur Schau trägt, die Hände in die Hüften gestemmt, seine Botschaften dem Publikum ins Gesicht brüllend, redet Ozzie bedacht, anstrengungslos wie ein Mausklick. Amüsiert ihn etwas, stößt er ein kontrolliertes "Hhh" heraus.
Aus seinem Büro blickt Ozzie auf eine Schnellstraße und charakterlose Microsoft-Gebäude, Steve Ballmer kann auf den schönen See Sammamish schauen. Viele meinten zu Beginn, Ozzie werde mit seiner leisen Art nicht weit kommen im Großkonzern.
Sie haben sich geirrt. Inzwischen hat er die Firmenkultur bei Microsoft verändert. "Bill (Gates) gab Anweisungen: 'Gehe hin und mache das.' Ray macht Eindruck, indem er erst einmal zuhört", sagt Doug Hauger, Manager im Azure-Team. "Er hat die Art verändert, wie Entwickler bei Microsoft denken", applaudiert Tim O'Brien, zuständig für die Plattformstrategie in Redmond. Ozzie habe ihnen beigebracht, sich erst darüber Gedanken zu machen, was die Nutzer eigentlich von einer neuen Technik haben könnten, bevor die Programmierer loslegen. Kunde kommt vor Technik - ein Novum im technikverliebten Microsoft-Universum. Und: "Selbst Leute, die keine hohe Meinung von Microsoft haben, mögen und respektieren Ray Ozzie", sagt O'Brien.