"Design Thinking": Was ist eigentlich das Problem?
Wie sich Hasso Plattner den idealen Innovationsprozess vorstellt
Ideen mit globalem Anspruch
Großinspirator Plattner fördert nur Projekte mit wirklich neuen Ideen und globalem Anspruch. Hofft er eigentlich, auf diese Weise eine neue SAP zu entdecken? "Nein", sagt Plattner, "aber 20 bis 30 kleine SAPs sollen es schon werden."
Unter den 13 bislang geförderten Jungunternehmen gibt es einige vielversprechende Firmen. So berät etwa das 30-Mitarbeiter-Unternehmen d-labs auch namhafte Dax-Konzerne bei der Verbesserung ihrer Produkte und Services. Und das Software- und Beratungsunternehmen Facton mit Standorten in den USA und Spanien half dem Luxusautohersteller Bentley, die Produktionskosten zu senken.
Zusammen mit dem einstigen SAP-Topmanager Shai Agassi hat Plattner vor einem Jahr einen weiteren, 100 Millionen Euro umfassenden Finanzierungsfonds geschlossen. Dieser unterstützt europäische Start-ups, die sich mit IT und Umwelttechnik beschäftigen.
Plattners Dynamik reißt manche Studenten derart mit, dass sie gar ihr ganzes Leben neu ausrichten. So strebte die Politologin Christine Noweski (26) eigentlich eine Diplomatenlaufbahn an. Bis sie aus reiner Neugier den Kurs Design Thinking am HPI absolvierte und von Plattners Motivationspower in eine ganz neue Richtung gelenkt wurde.
In einem sechsköpfigen Team entwickelte sie für den Handelskonzern Metro ein virtuelles Einkaufsregal. Vielbeschäftigte Stadtmenschen, so ihre Idee, sollen per Fingertipp, etwa auf einem Computerbildschirm, ihre Waren bestellen und dann rund um die Uhr an Stationen abholen, die wie Litfasssäulen aussehen. Plattner sah dieses Konzept, war begeistert und sagte einfach: Okay, let's do it.
Nun will die Metro diese Idee in einem Pilotprojekt in die Praxis umsetzen. "Der Mann verbreitet eine unglaublich positive Aufbruchstimmung", schwärmt Noweski von Plattner, der ihr dann auch noch eine ganz andere Idee für ihren Karriereweg präsentierte, neben der die Laufbahn im höheren Beamtendienst plötzlich ziemlich langweilig wirkte.
Erfindens mit der Methode des Design Thinking
Noweski untersucht nun im Rahmen ihrer Promotion an der US-Universität Stanford - in einem von Plattner finanziertem Forschungsprogramm - die Erfolgsfaktoren des Erfindens mit der Methode des Design Thinking. Danach will sie nicht mehr ins Auswärtige Amt, sondern als Innovationsexpertin Unternehmen beraten - damit deren Techniker keine Produkte mehr entwickeln, die hinterher kein Mensch bedienen kann.