Uniklinik Essen
Zwei IT-Chefs setzen auf Künstliche Intelligenz
- Forsting und de Greiff berichten direkt an den IT-affinen Ärztlichen Direkter Jochen A. Werner
- 2018 soll die digitale Patientenakte eingeführt sein
- Das roboterassistierte System "Da Vinci" unterstützt bei urologischen und gynäkologischen Operationen
- Die IT-Doppelspitze will neue Mitarbeiter einstellen und entwickeln
Vier große weiße Roboterarme schweben über dem Operationstisch. Von der Patientin ist nur ein kleines Stückchen Haut zu sehen unter den grünen Tüchern. Große Lampen strahlen helles Licht in den sterilen Raum. Wo ist der Chirurg? Der sitzt an einer Konsole, entspannt und seelenruhig.
Ein Computerspiel? Nein, modernste Medizin. "Da Vinci" nennt sich das roboterassistierte Chirurgie-System, durch das der Operateur die Instrumente des Roboters steuert, millimetergenau und in Echtzeit. An der Konsole verfolgt der Chirurg den Eingriff über ein vergrößertes 3D-Bild, feine Strukturen wie Nerven und Gefäße sieht er bis zu zehnmal größer.
"Wir waren die ersten, die da Vinci auch in der Gynäkologie einsetzten", sagt Michael Forsting, "das geschah zuvor nur in der Urologie." Forsting ist Professor für Radiologie und Neuroradiologie an der Universitätsklinik Essen - und einer von zwei IT-Entscheidern dort. Seit Februar 2016 bildet er mit dem Physiker Armin de Greiff eine Doppelspitze als Medizinische und Technische Direktoren des ZITZIT (zentrale IT). Alles zu Healthcare IT auf CIO.de
De Greiff arbeitet schon seit rund zehn Jahren für die IT des Klinikums. Das Tandem aus Technik und Medizin steckt sein Ziel hoch: "Wir wollen die Erkenntnis umsetzen, dass ein Krankenhaus nur durch intelligente Lösungen besser werden kann", wie Forsting sagt. Dabei denkt er aber nicht nur an spektakuläre OP-Roboter.
Den beiden IT-Direktoren geht es darum, mittels künstlicher Intelligenz Abläufe schneller und sicherer zu machen. Forschung und Arbeitsalltag in Essen kreisen um Krebs, Organtransplantation und Herz-Kreislauf. Hier soll die Informationstechnologie heilen helfen. "Studien zeigen, dass Lungenerkrankungen künftig eine der weltweit am stärksten verbreiteten Krankheiten sein werden", berichtet Forsting.
Die IT-Chefs erwarten nun, dass intelligente diagnostische Systeme Lungenbefunde zumindest vorsortieren können. Das gilt auch für die Interpretation weiterer Labordaten. Forsting und de Greiff wollen schon im April verstärkt auf solche medizinischen Software-Lösungen setzen und fangen bei Lungenerkrankungen damit an, "Mensch gegen Maschine arbeiten zu lassen".
- IT an der Essener Uniklinik
An der Universitätsklinik Essen bilden der Neuroradiologe Michael Forsting und der Physiker Armin de Greiff seit Februar 2016 eine Doppel-IT-Spitze. Der Ärztliche Direktor Jochen A. Werner hat das eingeführt. An ihn berichten die IT-Chefs auch. - Neuroradiologe Michael Forsting
Michael Forsting ist Professor für Radiologie und Neuroradiologie. Er übernimmt strategische Aufgaben, bringt die fachlichen Anforderungen ein und hält den Kontakt zum Vorstand. Forsting sagt: "Wir wollen die Erkenntnis umsetzen, dass ein Krankenhaus nur durch intelligente Lösungen besser werden kann." - Physiker Armin de Greiff
Armin de Greiff ist der Techniker in der Doppelspitze. Außerdem übernimmt er die Personalverantwortung für das rund 70-köpfige Team. De Greiff weiß: "Das Tagesgeschäft vollständig im Griff zu behalten, ist in einem Krankenhaus eine Illusion." - Da Vinci operiert
Da Vinci nennt sich das roboterassistierte Chirurgie-System, durch das der Operateur die Instrumente des Roboters steuert, millimetergenau und in Echtzeit. An der Konsole verfolgt der Chirurg den Eingriff über ein vergrößertes 3D-Bild, feine Strukturen wie Nerven und Gefäße sieht er bis zu zehnmal größer. Die Uniklinik Essen war die erste, die da Vinci auch in der Gynäkologie einsetzen und nicht nur wie bisher in der Urologie. - Digitale Patientenakte
Bei der Einführung der Elektronischen Patientenakte verortet die weltweite Organisation HIMSS (Health Information Management System Society) das UK Essen auf einer siebenstufigen Skala derzeit zwischen fünf und sechs. 2018 soll die siebte Stufe erreicht sein.
Das heißt konkret: Gemeinsam mit einem Industriepartner untersucht ein sechsköpfiges Projektteam an der Uniklinik Essen die Tauglichkeit von Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik. Ärzte treten gegen ein lernfähiges Softwareprogramm an, das selbständig Bilder analysiert und Schlussfolgerungen daraus ableitet (KI-System). Beide Teilnehmer - Arzt wie Maschine - sollen Lungenerkrankungen erkennen. Anhand von Röntgenaufnahmen treffen Arzt und Maschine ihre Diagnose zunächst unabhängig voneinander. Anschließend entscheidet der Arzt in Kenntnis des KI-Befundes.