Was Manager tun können
Anerkennung senkt Burnout-Risiko
Fühlen Arbeitnehmer sich leistungsgerecht belohnt, ist das Risiko einer arbeitsbedingten Erschöpfung deutlich geringer. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer Studie, an der Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt, des Frankfurter Sigmund-Freud-Instituts und der Technischen Universität Chemnitz beteiligt waren.
Eine leistungsgerechte Belohnung verstehen die Wissenschaftler dabei so: "Das bedeutet mehr als nur angemessene Bezahlung, wichtig ist vor allem die soziale Anerkennung, die Menschen für ihren Arbeitseinsatz erhalten", erläutert der Frankfurter Sozialpsychologe Professor Rolf Haubl.
- Kein Privatleben
Wer kein Leben außerhalb des Büros hat, misst dem Job eine übertriebene Bedeutung zu. - Immer erreichbar
Auch im Urlaub Mails lesen? Wer sich erholen will, räumt den Job mal für zwei Wochen ganz raus aus dem Kopf. Der Chef will Sie erreichen können? Geben Sie ihm ("Für den äußersten Notfall") die Handynummer ihrer Frau. Er wird nicht anrufen ... - Nicht schlafen
Gesunder Schlaf ist der Schlüssel zu Wohlbefinden, Ausgeglichenheit und guter Arbeit. Wer mehr als eine Woche am Stück keine Ruhe findet, sollte sich helfen lassen. - Tschaka, Tschaka!
Seit dem letzten Motivationsseminar sind Sie mehr denn je davon überzeugt, dass Sie IMMER ALLES schaffen können. Sie sind auf dem richtigen Weg. Zum Burnout. - Nie gestresst wirken wollen
Sicher, ausrasten ist nicht gut. Aber sicher gesünder, als ständig entspannt wirken zu wollen, obwohl Sie keine Nacht mehr ruhig schlafen können. - Zu wenig Bewegung
Nehmen Sie sich nicht vor, dreimal pro Woche joggen zu gehen. Nehmen Sie sich gar nichts vor, und tun Sie es stattdessen einfach ab und zu. - Die Probleme lange ignorieren
Alle wollen wir leistungsfähig sein. Schaffen wir das nicht mehr, bezeichnen wir das meist als temporäres Problem, das von selbst wieder verschwindet. Das wird es nicht. - Immer ja sagen
"Müller, Sie schaffen das doch bestimmt bis Freitag, die Präsentation für den Kunden xy noch dazwischenzuschieben?" Versuchen Sie es bei solchen Ansagen einfach mal mit einem schlichten Nein. Spätestens beim dritten Mal wundern Sie sich, wie leicht das geht.
Für die Untersuchung wurden fast 900 Supervisoren, die Profit- und Non-Profit-Unternehmen beraten, nach ihrer Einschätzung zur Arbeitsbelastung befragt. Diese Experten berichteten von belastenden Zuständen: Über alle Branchen hinweg seien die Arbeitsbedingungen so, dass viele Beschäftigte ihre psychische Gesundheit riskieren. Die Studienautoren führten neben ihrer Befragung auch 30 Intensivinterviews mit Supervisoren. Einer berichtete von einem Unternehmen, in dem weniger als 100 angehäufte Überstunden bei Leistungsträgern als Zeichen dafür gewertet werden, dass jemand nicht richtig arbeite.
Überforderung führt nicht zu Gleichgültigkeit: Mitarbeiter leiden darunter, Qualitätsstandards verletzen zu müssen
Die Studienergebnisse bestätigten nicht eine immer wieder im Zusammenhang mit Überforderung am Arbeitsplatz geäußerte Vermutung. Mitarbeiter reagieren nicht gleichgültig gegenüber ihrer Arbeit, wenn sie sich im Job überfordert fühlen, zeigt die Studie. Das Gegenteil ist der Fall.
"Die Befragten trafen in den Organisationen in der überwiegenden Mehrzahl auf Beschäftigte, für die Arbeit - noch - eine Sinn stiftende Funktion hat und die deshalb darunter leiden, wenn sie aufgrund eines herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks gezwungen sind, Qualitätsstandards zu verletzen", sagt der Chemnitzer Professor Günther G. Voss. In den meisten Organisationen hat in den vergangenen Jahren die Arbeitsintensität eindeutig zugenommen: Arbeitsprozesse werden verdichtet und beschleunigt und Nischen beseitigt. Darüber hinaus steigt die Zahl der prekären und befristeten Arbeitsverhältnisse.
Die befragten Supervisoren berichteten in der Umfrage auch davon, dass Arbeitnehmern heute immer häufiger viel zugemutet werde, zum Beispiel der Spagat zwischen Professionalität und Kostenreduzierungen, für den sie keine Unterstützung von ihrem Arbeitgeber erhalten. "Und das führt entweder dazu, sehenden Auges die eigene Gesundheit zu riskieren, um Karrierevorteile zu erlangen, oder es demoralisiert", kommentiert Haubl die Ergebnisse.
Sollten Arbeitsplätze keine Gesundheitsrisiken sein, wie es die Weltgesundheitsorganisation in der Charta von Ottawa verlange, bedürfe es eines Einstellungswandels, der heute vielerorts noch in weiter Ferne liege, so der Professor.
Die Empfehlung der Studieninitiatoren lautet: Arbeitgeber sollten in die Organisationskultur investieren, um das BurnoutBurnout-Risiko im Unternehmen zu senken. "Neben der leistungsgerechten Belohnung als einflussreichster Faktor kommt es besonders auf das Verhalten und die Einstellung der Vorgesetzten und der Kollegen an", sagt Professor Haubl. Alles zu Burnout auf CIO.de
Haltung des Chefs kann vor dem Ausbrennen schützen
Chefs, die ihre Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktoren betrachteten, sondern als eine Belegschaft mit produktiven Fähigkeiten, die sie nachhaltig zu entwickeln suchten, schützten ebenso vor überfordernden Arbeitsbedingungen wie Kollegen, die sich halbwegs solidarisch verhalten, so der Frankfurter Professor.
Momentan sieht das laut der Studie noch anders aus: 62,7 Prozent der Befragten registrieren, dass Führungskräfte nur unzureichend Halt und Orientierung bieten. 53,3 Prozent können nicht erkennen, dass das Betriebsklima in den Organisationen gut ist.
- 1. Fünf Minuten lang einfach NICHTS machen
Machen Sie doch für fünf Minuten einfach mal NICHTS. Sollte Ihnen dieses nicht gelingen, weil die Gedanken oder das Telefon nicht zur Ruhe kommen, können Sie es mit ... (siehe folgendes Bild) - 2. Wertschätzende Gedanken
... fünf wertschätzenden Gedanken an sich oder Ihre Mitarbeiter versuchen. Notieren Sie ganz spontan, was Ihnen heute gut getan hat, worauf Sie mit Zufriedenheit blicken oder was Ihnen an einem Mitarbeiter Freude bereitet. - 3. Fünf Atemzüge in den Bauch
Oder atmen Sie ruhig und gelassen für fünf Atemzüge tief in den Bauch und entspannen mit jedem Atemzug noch mehr Ihre Gedanken, Muskelgruppen und Ihre Sichtweise auf die Dinge. - 4. Achtsamkeit hoch fünf
Die Achtsamkeitsfünf: Welche 5 schönen und erfüllten Momente fallen mir für heute ein? 5 Takte einatmen, 5 Takte Pause, 5 Takte ausatmen, 5 Takte Pause. Welche Bedürfnisse waren heute erfüllt? Welche nicht? - 5. Mußestunden müssen sein
Ein Blick in den Terminkalender zeigt: Haben Sie pro Woche mindestens fünf Stunden der Muße? Heilige Zeit, in der Sie machen können, was Ihnen wichtig ist und was Sie erfüllt?
Die Professoren Rolf Haubl und Günter G. Voss haben die Befragungsergebnisse unter dem Titel "Grenzen professioneller Arbeit - Risikofaktoren für Arbeit und Gesundheit" veröffentlicht. Für die Studie wurden 893 Supervisoren in Profit- und Non-Profit-Unternehmen befragt, wie sie aktuell die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen wahrnehmen. An der Befragung waren die Goethe-Universität Frankfurt und die Technische Universität Chemnitz beteiligt. Die Studie wurde mit Mitteln der Deutschen Gesellschaft für Supervision gefördert.