Keine Zeit für Mega-Deals

IT-Outsourcing in Europa eingebrochen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Gegenüber 2010 ist das IT-Outsourcing in Europa im ersten Halbjahr deutlich zurück gegangen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle TPI-Index.
2004, 2007 und 2009 gab es gute erste Halbjahre für die IT-Outsourcing-Anbieter in EMEA. 2011 ist das nicht der Fall.
2004, 2007 und 2009 gab es gute erste Halbjahre für die IT-Outsourcing-Anbieter in EMEA. 2011 ist das nicht der Fall.
Foto: TPI

Auch wenn die sogenannten Mega-Deals bisher rar gesät sind, entwickelt sich der Outsourcing-Markt in diesem Jahr in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) bislang ordentlich. Die Berater von TPI sehen EMEA in ihrem vierteljährlichen Index neben Asien-Pazifik derzeit sogar als Lokomotive im Weltmarkt, der von einem Tief in Amerika allerdings insgesamt arg gedrückt wird. Die europäischen Zahlen erscheinen dabei ambivalent: Während es beim Business Process OutsourcingOutsourcing (BPO) merklich aufwärts geht, stehen die Zeichen beim IT-Outsourcing eher auf Ebbe. Alles zu Outsourcing auf CIO.de

Überhaupt ist die auf aktuellen Quartalszahlen basierende Erhebung aller Outsourcing-Verträge mit einem Volumen von mindestens 25 Millionen US-Dollar schwer zu interpretieren, weil sich verschiedene Befunde ergeben – je nach dem, welche Zahlen man vergleicht. „Das zweite Quartal zeigt bei einigen Kennzahlen einen erfreulichen Anstieg des Gesamtvertragswertes im Vergleich zum Vorjahr“, lautet die Deutung von John Keppel, Präsident der Information Services Group (ISG), zu der TPI gehört. „Aber eine schlechte Entwicklung in Amerika und ein Rückgang bei den Großverträgen dämpfte insgesamt den globalen Outsourcing-Markt.“ Alles in allem geht Keppel für das Gesamtjahr von einem ähnlichen Ergebnis wie 2010 aus, wenngleich sich im Gesamtbild merkliche Schwachpunkte offenbarten.

Nach dem ersten Halbjahr 2011 beobachtet TPI weltweit ein Schrumpfen des Marktes um ein Fünftel auf 29,8 Milliarden Euro. Die Zahl der abgeschlossenen Verträge sei jedoch annähernd konstant. Offenbar beschränkt sich die globale Schwäche also darauf, dass weniger große Kontrakte und Mega-Deals über mindestens 100 Millionen US-Dollar abgeschlossen wurden. Im Gegenzug setzen die Unternehmen stärker auf eine Vielzahl von Multisourcing-Verträgen. Die gut gefüllte Pipeline lasse jedoch eine bessere zweite Jahreshälfte erahnen, so TPI.

Die Interpretationsschwierigkeiten ergeben sich aus den traditionell starken Schwankungen in diesem Markt. Die starken Ausschläge zwischen einzelnen Quartalen zeichnen nicht unbedingt das gleiche Bild, das sich im gemächlicheren Halbjahresrhythmus ergibt. Orientiert man sich an der gesamten Jahreshälfte, so ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr in EMEA ein Plus von 10 Prozent auf einen Gesamtvertragswert von 17 Milliarden Euro. Seit 2002 handelt es sich damit um das drittumsatzstärkste erste Halbjahr hinter 2008 (23,9 Milliarden) und 2005 (18,6 Milliarden).

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