Fachkräftemangel
Informatiker und Systementwickler gesucht
"Alarmstufe Rot" betitelt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IDW) die "Engpassanalyse 2013", die es im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) umsetzte. In 111 Berufsfeldern fehlen qualifizierte Arbeitskräfte, das heißt, es gibt kaum noch Bewerber für gemeldete offene Stellen. In rund 20 Prozent aller Berufe, die eine abgeschlossene Berufsausbildung erfordern, herrschen Engpässe. Besonders betroffen vom Nachwuchsmangel: technische Berufe.
Akademiker verzweifelt gesucht
Große Unternehmen hatten dabei weniger Engpässe als kleinere, wie die "Engpassanalyse 2013" ergab - aber nur im Schnitt. Denn, so die Studie: "Es zeigt sich, dass mittlere und große Unternehmen häufiger Rekrutierungsprobleme bei Personen mit abgeschlossenem Studium haben." Mittlere Unternehmen suchten zu 58 Prozent Akademiker, größere Firmen zu 56 Prozent. Das passt zu den Ergebnissen früherer Studien. Und stellt vor allem CIOs vor große Probleme - wo kommt ihr Nachwuchs her?
Engpass MINT
In Berufen, die ein abgeschlossenes Studium voraussetzen, ist der Fachkräftemangel anhaltend hoch. In 14 Prozent dieser Berufsgattungen fehlen Arbeitssuchende, das sind 24 Berufe. "Von diesen 24 Berufsgattungen sind 19 dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zuzurechnen", heißt es in der Untersuchung.
Keine Informatiker in Sicht
Auf Platz 2 der am meisten gesuchten Fachkräfte mit Hochschulabschluss stehen Informatiker mit akademischem Abschluss. Dringender werden nur Luft- und Raumfahrtingenieure gesucht. Auf 100 offene Stellen kamen nur 56 arbeitslose Informatiker. Nicht einmal theoretisch kann die Nachfrage gedeckt werden. Hinzu kommt: Die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass ihr freie Stellen für Akademiker häufig nicht gemeldet werden. Es könnte also noch schlimmer aussehen. Für Informatiker selbst stehen dagegen gute Zeiten an.
In der Engpassanalyse wurden die fehlenden Fachkräfte nach Einzelberufen aufgeschlüsselt. Im Bereich Naturwissenschaften und Informatik kamen bis auf einen Beruf alle Engpassberufe aus dem Bereich Informatik. Es sieht düster aus, unabhängig davon, ob die Arbeitssuchenden einen Hochschulabschluss vorweisen können oder nicht. Führend in der Mangelskala sind die bereits erwähnten Informatiker/-innen ohne Spezialisierung, etwa Informatikingenieure.
Im Berufsfeld Softwareentwickler kommen auf 100 offene Stellen nur 107 Bewerber, in der technischen Informatik 126 Arbeitslose auf 100 Stellen und Wirtschaftsinformatiker landeten auf Platz 4 mit 127 Arbeitslosen.
Nicht ganz so desaströs, aber immer noch gravierend: Berufe mit abgeschlossener Fortbildung. Die größten Engpässe finden sich im Bereich Informatiker ohne Spezialisierung, zu denen die BMWi "Techniker Informatik" und Computertechniker zählt. Des Weiteren fehlen spezialisierte Fachkräfte in den Berufen IT-Anwendungsberatung, der Softwareentwicklung und der IT-Koordination.
Keine Chancen auf Nachwuchs
Dass nicht nur Akademiker fehlen, dürfte Personaler und CIOs gleichermaßen die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. In zwei Berufsfeldern der Informatik machen die Studienautoren einen beunruhigenden Trend aus. Informatiker ohne Spezialisierung fehlen sowohl mit als auch ohne Hochschulabschluss.
Gleiches gilt für die Softwareentwicklung: Hier fehlen Akademiker genauso wie Nicht-Akademiker. Die Folge: "In diesen Berufsuntergruppen besteht wenig Potenzial, um durch (akademische) Weiterbildung von Personen mit Fortbildungsabschluss die Knappheiten bei Akademikerinnen und Akademikern zu verringern", so das Fazit der Engpassstudie. Schon jetzt fehlen die Akademiker und der Mangel kann nicht behoben werden.
Mitarbeiter-Bindung verbessern
Diese Engpässe "stellen deutsche Unternehmen vor neue Herausforderungen bei der Rekrutierung und Bindung von hochqualifiziertem Personal mit MINT-Abschluss", so die Studie. Arbeitgeber müssen neue StrategienStrategien entwickeln, Fachkräfte an sich zu binden. Gestiegene Löhne - Budget dafür ist wohl oft nicht vorhanden -, ein besseres Betriebsklima oder die Aktivierung von Frauen und Älteren könnten helfen. Alles zu Strategien auf CIO.de
Härtere Bandagen im Recruiting
Die Studienautoren warnen: Die Knappheiten sind bereits heute Realität, nicht erst in Zukunft. "Der verstärkte Wettbewerb um Fachkräfte in Engpassberufen kann auch dazu führen, dass Unternehmen Personal von anderen abwerben, um den eigenen Bedarf decken zu können", so die Studie. Das bedeutet einerseits, dass die Recruiting-Methoden moderner werden müssen. Andererseits müssen sich Firmen noch mehr anstrengen, bestehendes Personal zu halten. Für die Informatiker selbst brechen also gute Zeiten an, für Personalplaner weniger.
Was den Mangel noch weiter verschärfen dürfte: 32 Prozent der im sogenannten "Qualifizierungsmotor" befragten Unternehmen gaben an, dass sie eher mehr Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung einstellen wollten. Der Kampf um Qualifizierte setzt sich also fort.