Managern schlagen Ängste schwer aufs Gemüt

Wie Führungskräfte mit ihren Krisenzuständen umgehen

27.04.2009
Von Christina  Kestel

mm.de: Vom Tenor her: Wir haben die gleichen Ängste ...

Fischer: ... genau. Und: Gemeinsam sind wir stark. Ein Stück weit. Auch wenn es klar ist, dass es zum Teil auch Konkurrenten sind. Aber es sind auch die gleichen Ängste und Probleme, die man hat, und durch Vernetzung lösen sich manche Probleme eher.

mm.de: Wie sieht es denn im Einzelnen aus - inwieweit schlägt die Wirtschaftskrise auf das Gemüt der Manager?

Fischer: Schwer. Ziemlich schwer.

Der Körper reagiert

mm.de: Wie äußert sich das?

Fischer: Zum Beispiel anhand von bekannten psychosomatischen Symptomen, wie beispielsweise Appetitstörungen, Schlafstörungen, Libidostörungen. Wenn Kopf, Seele und Herz mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind, leidet der Alltagsrhythmus, was viele als sehr quälend empfinden. Das kann im Extremfall sogar zu depressiven Verstimmungen und zu Sinnkrisen führen. Kurzum: Die Welt steht für viele Kopf.

mm.de: Sie haben eine sehr lange Erfahrung auch als Psychotherapeut. Gibt es Ihrer Erfahrung nach einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Rezessionszeiten und psychologischen Krisenzuständen?

Fischer: Jede Führungskraft ist auf ein planbares, sicherheitsstiftendes Handeln ausgerichtet. Eine Krise verursacht zunächst Unsicherheit. Beispielsweise haben wir aktuell eine Situation, in der Planungen teilweise nur noch wöchentlich, wenn nicht sogar täglich stattfinden. Das erzeugt Verunsicherung, Planlosigkeit, Aktionismus, aber auch bisweilen Trägheit und Entscheidungszähigkeit. Und das wiederum verursacht große Reibungsverluste in der Alltagsarbeit.

mm.de: Wie reagieren Führungskräfte typischerweise auf solche Zustände?

Fischer: Einige tun am liebsten so, als gäbe es diese Krise nicht, als sei sie zumindest für sie und ihr Unternehmen nicht so brennend. Also eher das Muster der Verleugnung, der Verdrängung. Dann gibt es andere, die dazu neigen, die Situation zu überspielen, etwa durch Entfachen einer Vielzahl von Aktivitäten. Wiederum andere verlassen sich auf ihr Charisma und geben den Retter. Und nicht zu vergessen die Gruppe derjenigen, die sehr analytisch vorgehen und versuchen, den neuen Herausforderungen mit neuen Antworten zu begegnen.

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