Digitale Transformation
10 kontroverse Thesen zur IT-Organisation der Zukunft
1. IT wird als zentraler Treiber für unternehmerische Wertschöpfung erkannt und akzeptiert
Schon heute ist die IT in den meisten Unternehmen ein wichtiger Produktionsfaktor. Als strategischer Wettbewerbsfaktor wird sie aber meist nicht gesehen. Wir gehen davon aus, dass sich dies ändern wird. IT-Know-how wird überall im Unternehmen notwendig werden. Der Einsatz von IT bezieht sich nicht mehr nur auf die Geschäftsprozesse, sondern zunehmend auch auf die angebotenen Produkte und Dienstleistungen. Daher wird IT zur überlebenswichtigen Ressource. Der (in der Regel theoretische) Zeitraum vom Ausfall zentraler IT-Systeme bis zur Insolvenz eines Unternehmen wird sich radikal verkürzen.
IT wird umfassender, vernetzter, autonomer und vor allem kreativer eingesetzt werden. Die heutigen Geschäftsmodelle sind für erfolgreiche Unternehmen oft nur noch der Ausgangspunkt für die künftige Geschäftsentwicklung. Entsprechend werden IT-Lösungen immer schneller benötigt. Je früher sie spezifiziert, umgesetzt und in Betrieb genommen werden, desto besser gelingt es den Firmen, Märkte zu erobern und Wettbewerbspositionen zu sichern. Als Konsequenz dieser Entwicklung wird sich das heutige Business-IT-Alignment zu einer Verschmelzung von Business und IT weiterentwickeln.
2. Die Maxime Innovate - Design - Transform ersetzt Plan - Build - Run
Die klassische Unternehmens-IT ist durch das eher statische Paradigma Plan - Build - Run geprägt, das die Abläufe und Prozesse innerhalb der IT-Organisation strukturiert und als primäres Ziel die Effizienzsteigerung verfolgt. Feste Strukturen in der IT erlauben effiziente Arbeitsabläufe und fördern die Automatisierung, stoßen aber bei forcierten Innovationsanstrengungen an ihre Grenzen. Genau diese Innovationstätigkeit, die zu neuen oder veränderten IT-basierten Geschäfts- und Wertschöpfungsmodellen führt, ist aber die Kernaufgabe der digitalen Transformation.
Wir schlagen daher das neue Paradigma Innovate - Design - Transform vor, mit dem IT-Organisationen zum Innovationstreiber in ihren Unternehmen werden können. Im Kern steht eine Fokussierung auf die Innovationsfähigkeit durch hohe Agilität und Flexibilität, kundenorientierte Gestaltungsfähigkeit von IT-Lösungen für spezifische Einsatzzwecke sowie Transformationsfähigkeit zum Treiben und Umsetzen der aus der Digitalisierung resultierenden Veränderungen. Durch den vorgeschlagenen Paradigmenwechsel geraten klassische IT-Aufgaben wie die Entwicklung und der Betrieb von Anwendungssystemen weiter in den Hintergrund und werden durch neue Fähigkeiten ergänzt.
3. Schatten-IT wird gelebte Praxis - IT-Innovationen werden in interdisziplinären Teams in den Fachabteilungen erarbeitet
Viele IT-Projekte werden heute durch Fachbereiche initiiert und reaktiv von den IT-Organisationen umgesetzt. Aufgrund verhältnismäßig langsamer Abstimmungs- und Umsetzungsprozesse sowie langer Entwicklungszyklen sind die resultierenden IT-Lösungen oft wenig innovativ und haben selten disruptiven Charakter. Die Unternehmens-IT wird so eher als träger Dienstleister denn als kreativer Innovator wahrgenommen. Durch den gestiegenen Veränderungsdruck sowie die immer komfortableren Sourcing-Möglichkeiten in der Cloud werden die Fachbereiche in Sachen IT selbständiger. Sie brauchen die Unternehmens-IT oft nicht.
Resultat ist die "individuelle Datenverarbeitung" oder auch "Schatten-ITSchatten-IT" - was hinsichtlich Compliance-, Security- und Architekturanforderungen als problematisch gilt. Unserer Ansicht nach ist die organisatorische Trennung von IT und Business vor dem Hintergrund der Digitalisierung nicht mehr zeitgemäß. IT-Innovationen entstehen idealerweise dort, wo sie später auch zum Einsatz kommen - in den Fachabteilungen. Dadurch wird die "offizielle Schatten-IT" zur gelebten Praxis. Alles zu Schatten-IT auf CIO.de
IT-Management im Zeitalter der Digitalisierung
Auf dem Weg zur IT-Organisation der Zukunft
ISBN 978-3-662-52831-0 mehr erfahren