Software-Testing und Anwendungsentwicklung
Albtraum Outsourcing
Man muss nicht alles selbst erledigen: 49 Prozent der Unternehmen lagern Anwendungsentwicklung aus, 47 Prozent auch Software-Testing. Doch ihre Erwartungen erfüllen sich nicht. Das geht aus der Studie "The problems of outsourcing application development and testing" hervor, die der Software-Anbieter Micro Focus beim Marktforscher Vanson Bourne in Auftrag gegeben hat. Vanson Bourne hat 590 IT-Entscheider aus neun Ländern befragt, darunter Industrienationen wie Deutschland und die USA, aber auch China und Brasilien.
Demnach versprechen sich die CIOs vor allem, der Dienstleister führe diese Aufgaben schneller (56 Prozent der Nennungen) und kostengünstiger (50 Prozent) durch. 51 Prozent hoffen auch, von den Skills des Providers zu profitieren.
Doch diese Erwartungen laufen nicht selten ins Leere. Rund drei von zehn Projekten (31 Prozent) verzögern sich und verfehlen die gewünschten Service-Levels. Fast jedes Vierte (23 Prozent) setzt seine Ziele nicht um.
- 10 Tipps zum Wechsel des Outsourcing-Anbieters
Die Verträge werden kleiner, die Dienstleister müssen mehr bieten - Outsourcing ist in Bewegung geraten. Unsere US-Schwesterpublikation cio.com gibt 10 Tipps, worauf beim Anbieter-Wechsel zu achten ist. - Tipp 1: Zurückdenken
Zunächst sollte man gedanklich die Zeit zurückdrehen und sich daran erinnern, warum man sich ursprünglich zum Outsourcen bei einem bestimmten Provider entschieden hat. Sind die damaligen Gründe noch relevant oder haben sie sich verändert? Solche Fragen müssen geklärt sein. - Tipp 2: Den Vertragszyklus beachten
Liegt das Ende des Outsourcing-Vertrages nicht mehr zu weit in der Zukunft, kann ein Abbruch des Deals mühevoller sein, als den Vertrag einfach auslaufen zu lassen. Sprechen aber zwingende Gründe für einen sofortigen Anbieterwechsel, darf nicht die Bequemlichkeit Vorrang haben. - Tipp 3: Den alten Vertrag genau studieren
Der ursprüngliche Vertrag kann Jahre zurückliegen. Möglicherweise enthält er sogar Klauseln, die einen vorzeitigen Anbieterwechsel erleichtern. Ein genauer Blick lohnt sich. - Tipp 4: Die eigene Motivation hinterfragen
Die Frage, warum man den Anbieter wechseln will und warum gerade jetzt, ist zentral. Möglicherweise bieten Nachverhandlungen eine Alternative. - Tipp 5: Die Motivation des Anbieters hinterfragen
Wenn die eigene Unzufriedenheit auf mangelndem Service seitens des Anbieters beruht, kann ein klärendes Gespräch sinnvoll sein. Möglicherweise ist der Deal für den Service-Provider nicht (mehr) profitabel. Auch dann könnten Nachverhandlungen eine Alternative zum Vertragsabbruch sein. - Tipp 6: Auf Probleme gefasst machen
Ein Anbieterwechsel ist auch mit neuen Personen verbunden, nicht nur für den Entscheider, auch für das eigene Team. Das kann zu Konflikten führen. Darauf sollte man sich vorbereiten. - Tipp 7: Den richtigen Bereich auswählen
Je nach Volumen des Outsourcing-Deals stellt sich die Frage, ob für alle Bereiche der Dienstleister gewechselt werden soll oder nur für einzelne. Dass das genaue Dokumentation voraussetzt, versteht sich. - Tipp 8: Die Kosten bedenken
Auch wenn der Wechsel des Dienstleisters auf Kostensenkung abzielt, schlägt der Wechsel selbst zu Buche. Dabei müssen alle denkbaren Risiken mit einkalkuliert werden. - Tipp 9: Multi-Sourcing managen
Outsourcing-Verträge werden kleinteiliger. Wer bestehende Deals kündigt, tut das möglicherweise, um mit mehreren spezialisierten Anbietern zusammenzuarbeiten statt mit einem Großen. Die Kooperation der Provider untereinander kann Bestandteil neuer Verträge werden. - Tipp 10: Beim nächsten Mal einfacher machen
In jeden neuen Vertrag sollten die "Lessons Learned" bisheriger Outsourcing-Deals einfließen. Sinn der Sache ist schließlich, sich die Arbeit zu erleichtern.
Drastischer sind die Ausdrücke, die 57 Prozent der Befragten für das OutsourcingOutsourcing von Anwendungsentwicklung und Software-Testing finden. Da ist von "Albtraum" und "totalem Fehler" die Rede. Die ProjekteProjekte seien "verwirrend" und "unüberschaubar". Alles zu Outsourcing auf CIO.de Alles zu Projekte auf CIO.de
Das liegt nach Ansicht der Befragten zunächst nicht nur am Provider. Hauptgrund für das Scheitern ist ein anderer: Während das Projekt bereits läuft, ergeben sich immer wieder Änderungen. Das erklären 55 Prozent der Befragten. An zweiter Stelle der Ursachenforschung stehen aber schon die Dienstleister. Ihnen fehlt die Fähigkeit, die Projektanforderungen richtig zu deuten und zu managen, gaben 47 Prozent der CIOs zu Protokoll.
Wenn sich der Provider an Projekt-Änderungen bereichert
Laut der Studie scheint es teilweise erheblich zu knirschen zwischen CIO und Service Provider. Stichwort unerwartete Zusatzkosten: 47 Prozent der IT-Chefs gehen davon aus, dass der Dienstleister zumindest gelegentlich Projekt-Änderungen initiiert, um Profit daraus zu schlagen. Weitere 19 Prozent sagen, dies sei oft der Fall - und drei Prozent glauben, dass es immer so ist. Lediglich 32 Prozent stimmen der Aussage zu, wonach solche Änderungen nun einmal passieren und man sie eben bezahlen muss.
Micro Focus als Auftraggeber der Analyse hat erfragen lassen, wie es um das Thema Anforderungs-Management steht. These von Micro Focus: Viele der genannten Probleme wären vermeidbar, wenn die IT-Entscheider nur ihre Anforderungen und die damit verbundenen Test-Szenarien exakt festlegten.
Der Ruf findet wohl wenig Gehör, zumindest bis jetzt. 48 Prozent der Studienteilnehmer arbeiten mit einem dezidierten Tool für die Beschreibung von Anforderungen. Nicht ausreichend, findet Micro Focus. Die Mehrheit der Befragten nutzt Excel oder Word.
Negative Folgen
Ursachenforschung hin oder her - schlechte Projekte ziehen Konsequenzen nach sich. Fast jeder CIO (98 Prozent) muss ausgelagerte Anwendungsentwicklungen und Software-Testings nachbearbeiten. Jeder Fünfte (19 Prozent) setzt sich sogar bei über der Hälfte der Projekte noch einmal daran.
47 Prozent beklagen bei der Frage nach negativen Konsequenzen noch einmal explizit die Kosten. 39 Prozent führen an, sie hätten Produkte später als gewünscht auf den Markt gebracht. Weitere Knackpunkte sind das Unternehmensimage, der Schutz des geistigen Eigentums oder Umsatzeinbußen. Lediglich 16 Prozent haben noch niemals negative Wirkungen festgestellt.