Neue Preis- und Vertragsmodelle
Anbieter gehen auf CIOs zu
IBM möchte in Zukunft möglichst viele IT-Dienstleistungen und -Geschäftsprozesse in Outsourcing-Projekten von Unternehmen übernehmen und verbrauchsabhängig abrechnen. Das ist ein schwieriges Unterfangen, denn IBM muss dafür die Abrechnungseinheiten - ähnlich wie Telefoneinheiten - mit dem Kunden vereinbaren. Diese Einheiten bezeichnet IBM als Customer Value Units (CVU), die sie auf den Ebenen Infrastruktur, Applikationen und Geschäftsprozesse festlegt. Bei einer britischen Versicherung hängen beispielsweise die Zahlungen an IBM von der Zahl der verkauften Policen ab, bei einem deutschen Versandhändler von den eingegangenen Bestellungen.
Laut Roland Behr vom Wiesbadener Unternehmensberatungshaus Compass Deutschland bereitet es vielen Unternehmen Probleme, wenn sie ihre IT-Kosten Geschäftsprozessen wie beispielsweise der Kreditvergabe zuordnen wollen. Denn dafür müssen sie die IT-relevanten Kosten identifizieren und messen. Anschließend müssen CIOs die Kosten dem Verbrauch entsprechend zuordnen. Das Rechenmodell muss die Kostenart (z.B. Applikation Kreditvergabesystem), Kostenstelle (z.B. Kreditvergabeabteilung) und Kostenträger (z.B. Kredittyp A) beinhalten. Dienstleister bieten jedoch noch kaum spezielle Software dafür an. "Ein Abrechnungs-Tool, das die Prozesskosten zum Beispiel pro Monat berechnet, muss jeder Anwender in einem halb- bis ganzjährigen Projekt selbst entwickeln", sagt Behr.
Neue Berechnungsarten und Messmethoden erfordern vor allem Shared-Infrastrukturen wie etwa durch Grid-Computing. Während es sich beispielsweise beim Mainframe um ein geschlossenes System handelt, in dem sich CPUs schon seit langem je nach Bedarf zu- und wieder abschalten lassen, handelt es sich beim Grid um ein offenes System. Ebenso offen ist bislang, wie sich in so einem System Leistungen messen lassen und welche Maßeinheiten sinnvoll sind. "Das 'Gramm IT' kennt noch niemand, das ist noch die große Preisfrage. Ein schlüssiges Konzept steht noch aus", sagt Oracle-Mann Stürner. Dennoch ist er zuversichtlich: "In gut zwölf Monaten werden die ersten Modelle fertig sein", prophezeit Stürner. "Sobald der Erste mit einem Modell auf den Markt gehen, werden die anderen sehr schnell nachziehen."
Bauchschmerzen beim Grid-Computing
Allerdings bekommen viele CIOs bei Grid-Computing noch Bauchschmerzen. Wenn sich die Technik durchsetzt, liegen Daten nicht mehr auf physikalisch festgelegten Servern wie jetzt noch bei IBM für Roche. "Das ist weniger ein Sicherheitsproblem als vielmehr ein emotionales Problem für IT-Entscheider. Da werden wir in naher Zukunft noch viele überzeugen müssen", räumt IBM-Marketingexperte Münzl ein. Weyrauther von Roche sieht das nicht als so problematisch an, wenn erst mal die Technik reif und die Sicherheit gewährleistet sei. Aber auch ein ganz pragmatischer Grund treibt ihn: "Mit geteilter Hard- und Software wird es für uns billiger."