Thesen zu Open Data
Apps-Wettbewerbe sollen den Staat umgestalten
CIO.de: Was würden Sie als Open-Data-Manager Deutschlands tun?
Schmid: Ich glaube, dass Open Government die übergreifende Kooperation verschiedener Verwaltungen erfordert. Die Koordination mit dem Nationalen IT-Rat und dem IT-Planungsrat ist ganz wichtig, um den Bürgern und den Unternehmen eine breite Nutzung zu ermöglichen. Wenn es Open Government gibt, wird der Bürger in Berlin nicht verstehen wollen, warum er auf die Daten in Stuttgart nicht zugreifen können soll. Man sollte zudem strategische Zielmarken vorgeben, was erreicht werden soll. Die Initiative Bund Online ist hier ein gutes Vorbild. Dann geht es darum, die Verwaltungsmitarbeiter zu aktivieren. Hier brauchen wir Change Agents als Mitwirkende, die die Veränderungen tragen. Einzelne Aktivisten sind dafür zu wenig.
Wir brauchen Bojen, an denen sich Ideen festmachen können
CIO.de: Sie stellen auch die Aktivitäten in anderen Ländern Europas vor. Dort gab es „Apps-Wettbewerbe“. Was ist das genau?
Schmid: Diese Ideen- oder Innovationwettbewerbe haben sich in anderen Ländern durchgängig als probates Mittel erwiesen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das sind Bojen, an denen sich Ideen festmachen können und sich die Verwaltungsmitarbeiter identifizieren können. Deshalb sollte man so etwas auch in Deutschland als Startpunkt durchführen, von der Verwaltung und der IT-Wirtschaft gemeinsam getragen. Die Ideen sollten danach aber auch umgesetzt werden.
CIO.de: Kann Deutschland aus den Fehlern der anderen lernen?
Schmid: Ja, wenn man jetzt weiß, wie es läuft, dann man kann es ja gleich besser machen. Bei der Bereitstellung durch die amerikanischen Behörden etwa ist auch viel Seichtes ins Netz gestellt worden. So etwas muss man ja nicht wiederholen. Da kann man gleich sagen, wir bringen da Mehrwert hinein. Deutschland hat gute Grundlagen im Bereich der Infrastruktur geschaffen. Eine durchgängige Strategie mit Zielmarken und einem Umsetzungsplan gibt es bei uns aber noch nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt, der geklärt werden muss, ist: Was sind die Daten der öffentlichen Verwaltung eigentlich wert? Welche werden kostenfrei und welche nur gegen Gebühr zur Verfügung gestellt? Diese Abgrenzungen und Bewertungen müssen strategisch definiert werden.
CIO.de: Haben Sie schon Reaktionen auf das Whitepaper bekommen?
Schmid: Ja, etwa gerade von Verwaltungsmitarbeitern in Bayern. Sie haben gesagt: Genau das braucht die Diskussion zwischen Bund, Land und Kommune als Anreißer und Kristallisationspunkt. Wenn der politische Wille weiter darauf abzielt, gesellschaftliche Beteiligung und Transparenz zu schaffen, dann ist Open Government ein sehr gutes Instrument, um diesen Willen wachsen zu lassen.
Das Whitepaper kann man hier als PDF herunterladen. Ein CIO.de-Interview mit Alexander Schmid zum Thema "Der Elektronische Personalausweis kommt" finden Sie hier.