Wie innerer Friede hilft

Besser führen ohne durchzudrehen

14.10.2014
Von Thorsten Firlus-Emmrich

Mit Meditation zum inneren Frieden und Entscheidungsfindung

Dabei geht es uns nicht um die Religion oder die Kirche, wohl aber um die innere Haltung, den spirituellen Aspekt. Wir machen die Erfahrung, dass die Inhalte und Übungen vor allem bei Führungskräften "ganz oben" greifen. Das liegt unter anderem daran, dass sich auf diesen Ebenen die Frage nach Work-Life-Balance oder so etwas nicht mehr stellt. Das Leben IST die Arbeit.

Wie es gelingen kann, ohne größere Schädigungen dauerhaft in so einer Position zu bestehen und in den wichtigen Fragen danach zu entscheiden und zu handeln, was man tatsächlich für richtig hält, dazu versuche ich mit Workshops Hilfestellung zu geben. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie ich mit mir selbst klarkommen kann. Darum geht es ja auch in meinem Buch. Meine Erfahrung ist, dass gerade Top-Führungskräfte ein klareres Gespür dafür haben, dass solche Fragen wichtig sind.

Mit welchen Übungen arbeiten Sie denn?

Wichtig sind zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, Meditationsübungen. In der Tradition des Jesuitenordens aber auch vielen anderen Meditationslehren geht es darum, still zu werden - zunächst äußerlich, dann auch innerlich - und einfach nur den Atem zu beobachten. Man wird schnell merken, wie schwierig das ist. Wenn man das mal zehn, fünfzehn, zwanzig Minuten macht, spürt man sehr deutlich, was da alles in einem vorgeht und, oft ohne dass wir es merken, Einfluss hat auf das, was wir tun und entscheiden. Diese Gedanken und Spannungen dann auszuhalten und sich selbst auszuhalten ist die Übung, aber auch der Weg, um frei Entscheidungen treffen zu können.

Eine Gruppe voll mit Führungskräften - das klingt nach Wettbewerb und viel Testosteron und Jungs, die Faxen machen, wenn sie mal so untypische Dinge tun sollen. Benehmen sich da alle Führungsebene gleich?

Insgesamt 71 Prozent der Teilnehmer unserer Kurse sagen, dass ihnen diese Kurse mehr bringen als alle anderen Kurse, die sie als Führungskraft gemacht haben. Und 24 Prozent finden die Kurse sehr gut und nur fünf Prozent können nichts mit den Inhalten anfangen. Die Zahlen zeigen: Da werden keine Faxen gemacht, da geht es zur Sache.

Und ein Rudel Alphatiere macht Stillsitzübungen mit?

Natürlich gibt es manchmal Vorbehalte, aber das ist überhaupt kein Problem. Wer das einmal gemacht hat, der merkt sehr schnell: Das geht schnell an die Substanz - auch in einem positiven Sinn. Es geht an das, was uns Energie gibt und lebendig macht; an das was uns zu den Menschen macht, die wir sind. Wichtig ist deshalb, in den Kursen eine Atmosphäre zu schaffen, die niemanden in den Zwang bringt, etwas über sich preiszugeben, was er nicht preisgeben will. Außerdem achten wir penibel auf Diskretion.

Die Teilnehmer Ihrer Kurse werden alle so um die Lebensmitte sein. Zufall, dass das die Phase der Midlife-Crisis ist?

Viele sind auch schon über die Lebensmitte hinaus, aber es gibt Ähnlichkeiten. In der Midlife-Crisis geht es ja im Kern um die Frage, was das eigene Leben eigentlich soll. Darauf geben wir in den Workshops keine Antwort, aber wir geben Hilfestellungen, dass die Teilnehmer für sich selbst Antworten finden können.

(Quelle: Wirtschaftswoche)

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