IT-Arbeitsmarkt Hamburg
Beste Job-Aussichten für IT-Fachkräfte
Kurze Entspannung im Fachkräftemangel
Also kein Mangel an potenziellen Arbeitgebern, zumal die Digitalisierung immer mehr Lebensbereiche erfasst. Aber auch der Bedarf an IT-Spezialisten nimmt kontinuierlich zu: Nach dem Fachkräftemonitor der Handelskammer Hamburg wies der Bereich der IT-Arbeitskräfte im Jahre 2017 eine Lücke von rund 2200 Personen auf - das sind etwa 2,7 Prozent des gesamten IT-Arbeitsmarktes in Hamburg. Für die nahe Zukunft haben die Statistiker für Arbeitgeber gute Nachrichten: "Ab dem Jahr 2021 könnte es mehr IT-Arbeitskräfte als freie Stellen geben", schreiben sie in ihrer Analyse "Auswirkungen der Digitalisierung auf den Hamburger Arbeitsmarkt". Weil aber das Angebotspotenzial durch den demografischen Wandel ab dem Jahr 2020 kontinuierlich abnehmen werde, sei ab dem Jahr 2026 wieder mit einem Mangel an IT-Fachkräften zu rechnen.
Digitalisierung spitzt die Lage am Arbeitsmarkt zu
In ihrer Analyse haben die Arbeitsmarktexperten der Handelskammer die drei Szenarien "langsame Digitalisierung", "mittelschnelle Digitalisierung" und "schnelle Digitalisierung" zugrunde gelegt und daraus Prognosen abgeleitet. Im Szenario "langsam" läge der Engpass im Jahre 2030 bei 8300 fehlenden IT-Fachkräften (relativer Anteil: 10,8 Prozent), beim Szenario "schnell" sogar bei 9200 unbesetzten Stellen (relativer Anteil: 11,9 Prozent) - beste Aussichten also für alle, die noch nicht wissen, welches Studium sie anstreben sollen.
Dass der Markt für IT-Fachkräfte in Hamburg aus Unternehmenssicht zurzeit eng ist, bestätigt auch der Sprecher der dortigen Arbeitsagentur, Knut Böhrnsen. "Bei den IT-Fachkräften sind der Agentur für Arbeit in Hamburg im Jahr 2018 insgesamt 1660 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet worden." Das waren 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2018 verzeichnete Böhrnsen einen monatlichen Bestand von 590 offenen Stellen - ein Plus von 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Die Personalnachfrage steigt kontinuierlich an, dies nehmen wir auch in anderen Branchen wahr, aber der IT-Bereich wächst überproportional."
Dabei sei das Bewerberpotenzial mit etwa 260 gemeldeten Arbeitslosen im Monatsdurchschnitt zwar gleich hoch wie im Vorjahr, aber guten Bewerbern gelinge meist der nahtlose Sprung in eine neue Anstellung, wenn etwa ein Job an ein Projekt gekoppelt war und dieses abgeschlossen sei. "Ein Arbeitsloser mit handfester IT-Qualifikation, der nicht sofort in eine neue Festanstellung vermittelt werden kann, ist eine seltene Spezies", kommentiert Böhrnsen, "dann liegen fast immer andere Hinderungsgründe wie familiäre Bindungen, eingeschränkte Arbeitszeiten oder Mobilität oder gesundheitliche Probleme vor."
Dabei räumt der Arbeitsmarktexperte ein, dass gerade im Bereich der hochqualifizierten IT-Fachkräfte der Großteil der Stellensuche und -vermittlung an der Agentur für Arbeit vorbei läuft: "Qualifizierte Bewerber melden sich meist oft gar nicht erst bei uns, sondern finden aus eigener Initiative oder über spezialisierte Personalberatungen einen neuen Arbeitgeber."
Freelancer haben die freie Projektwahl
Diese Einschätzung teilt man auch beim Personalvermittler Gulp: "Das Zeitfenster, in dem hochqualifizierte IT-Spezialisten für eine Vermittlung in Frage kommen, beträgt oft nur wenige Tage." Nach Abschluss eines Projekts könnten Freelancer in aller Regel unter einer Vielzahl von Angeboten auswählen. Aber auch für sie seien technologisch anspruchsvolle Projekte, flexible Arbeitsbedingungen und ein attraktiver Arbeitsort oft wichtiger, als in den Stundensatzverhandlungen den letzten Euro herauszuhandeln.
- Freiberufliche IT-Experten sind stark gesucht
Das zeigen die Marktforscher von Lünendonk in ihrer Studie "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freelancern in Deutschland". Diese ermittelte die wichtigsten Freiberufler-Vermittler 2018 - gemessen an ihren Umsätzen. - Platz 10: Q_Perior Staffing Solutions
Neu unter den Top Ten ist Q_Perior, hier im Bild Partner Michael Girke. Mit nur 13 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz mit der Vermittlung von Freiberuflern von 63 Millionen, im Jahr zuvor waren es noch 45 Millionen Euro. - Platz 9: 1st Solution Consulting
Einen Umsatz von 64,9 Millionen Euro kann Frank Shams, Geschäftsführer von 1st Solutions, durch die Freiberuflervermittlung im Jahr 2017 nachweisen. Der Gesamtumsatz liegt bei 92,1 Millionen Euro (2016: 115 Millionen) und auch die Mitarbeiterzahl wurde von 110 im Jahr 2016 auf 88 im Jahr 2017 reduziert. - Platz 8: top itservices
Über einen Umsatz von 70 Millionen Euro kann sich Vorstandsvorsitzender Hubert Staudt freuen. Der Gesamtumsatz konnte von 103 Millionen im Jahr 2016 auf 109 Millionen Euro im Jahr 2017 gesteigert werden. Zudem erhöhte sich die Mitarbeiterzahl von 850 auf 900 Angestellte. - Platz 7: Westhouse Group …
… ist unter anderem auf die Vermittlung von SAP-Freiberuflern spezialisiert. 2017 erwirtschaftete Westhouse mit der Freiberuflervermittlung 95,8 Millionen Euro (2017: 77,4 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz betrug 137 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl beträgt 225. - Platz 6: Solcom
Solcom hat mit Geschäftsführer Oliver Koch an der Spitze mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern 101,1 Millionen Euro und damit 22 Millionen Euro mehr als im Vorjahr umgesetzt. Auch die Zahl der Angestellten ist von 155 auf 189 angewachsen. - Platz 5: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 108 Millionen Euro Umsatz mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern und damit fast 17 Millionen mehr als 2016 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 125 im Jahr 2016 auf 147 im Jahr 2017. - Platz 4: SThree
Erneut Platz 4 für die Personalberatung SThree, hier im Bild Luuk Houtepen, Director Business Developement. Der Umsatz mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern weist mit 131,5 Millionen Euro ein Plus von 23,5 Millionen gegenüber dem Vorjahr aus. Der Gesamtumsatz stieg ebenfalls stark von 225 auf 263 Millionen Euro. - Platz 3: Allgeier Experts
Bronze geht wie im Vorjahr an Allgeier Experts, hier im Bild Allgeier-Manager Bernd Sauer: Das Unternehmen erzielte mit der Vermittlung von Freiberuflern 141,8 Millionen Euro Umsatz, der Gesamtumsatz lag bei 258 Millionen Euro. Allgeier beschäftigt 1840 Mitarbeiter. - Platz 2: Gulp Information Services
Die Randstad-Tochter Gulp - im Bild Marketing-Chef Stefan Symanek- behauptet den zweiten Platz mit 275 Beschäftigten, einem Vermittlungsumsatz von 404 Millionen Euro (2016: 356,2 Millionen Euro) sowie der Steigerung des Gesamtumsatzes von 390,1 Millionen Euro auf 445,7 Millionen Euro. - Platz 1: Hays
Unangefochten an der Spitze: Marketing-Chef Frank Schabel kann sich freuen. Hays setzte 2017 mit der Rekrutierung und Vermittlung von IT-Freelancern über eine Milliarde Euro um. Die Mitarbeiterzahl liegt bei 2000. Der Gesamtumsatz wurde von 1,8 auf 1,93 Milliarden Euro gesteigert.
Trotz des offensichtlichen Mangels an IT-Experten sind die Hamburger Unternehmen bei der Bewerbersuche nur bedingt zu Zugeständnissen bereit. "Die Qualifikation muss stimmen. Arbeitgeber nehmen eher eine längere Suche in Kauf, als einen Bewerber einzustellen, der nicht auf die Position passt", heißt es unisono. Der Markt sei zwar eng, aber keineswegs dramatisch.
Ähnlich äußert sich auch Susanne Heinrichs von Otto: "Die Qualifikation muss stimmen und der Bewerber muss zu uns passen, da machen wir keine Abstriche. Die wenigsten unserer neuen Mitarbeiter kommen ursprünglich aus Hamburg. Aber viele von ihnen kommen gern hierher, weil sie das kulturelle Angebot und das internationale Flair unserer Stadt schätzen."Dass die Personalexpertin trotz des engen Arbeitsmarkts mit ihrer Einstellungspraxis richtig liegt, zeigt sich für sie auch darin, dass fast alle neuen Mitarbeiter bei Otto bleiben: "Wir übernehmen nach der Probezeit mehr als 90 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter in ein festes Arbeitsverhältnis."