Arbeitgeber noch nicht soweit
Bewerber wollen Home-Office-Jobs
Etwa 70 Prozent der Jobsuchenden suchen schon jetzt gezielt nach einer Aufgabe, die sie vom Home-OfficeHome-Office aus erledigen können. Dagegen schalten aktuell nur 23,4 der Arbeitgeber Anzeigen für solche so genannten remote Jobs. Das ist das Ergebnis der aktuellen softgarden-Studie "Future of RecruitingRecruiting". An der doppelperspektivischen Online-Umfrage haben von Mai bis August 3.561 Bewerber sowie 251 HR-Verantwortliche teilgenommen. Alles zu Home Office auf CIO.de Alles zu Recruiting auf CIO.de
Drei Viertel der Bewerber rechnen der Studie zufolge aktuell damit, dass Angebote von remote Work nach Corona entscheidend für die Wahl des Arbeitgebers werden. Bei den HR-Verantwortlichen sind es sogar 93,5 Prozent. Dennoch glauben nur 49 Prozent der befragten Personaler, dass ihr Unternehmen nach Corona häufiger remote Jobs anbieten wird.
- So profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Arbeit im Home-Office ist aufgrund der COVID-19-Pandemie für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur Arbeitsnorm geworden - gewollt und ungewollt. Die Bedingungen der Pandemie stellen Heimarbeiter vor besondere Herausforderungen, aber auch ohne die Corona-Einschränkungen gilt es, im Home-Office auf die mentale Stärke und Gesundheit zu achten. Folgende Tipps sollten Unternehmen und Angestellte beachten, um motiviert und produktiv arbeiten zu können. - Arbeitspensum im Blick behalten
Arbeitgeber sollten besonders die Wahrnehmung ihrer Mitarbeiter in Bezug auf ihr Arbeitspensum im Blick behalten. Nicht alle haben den Mut zu sagen, überfordert zu sein. Regelmäßige Einzelgespräche, in denen sich auf vertrauter Ebene nach dem Wohlbefinden und der Auslastung erkundigt werden kann, sind jetzt entscheidend. Das ist entweder im persönlichen Videogespräch oder über digitale Werkzeuge möglich. Hier können vor allem Feedback-Tools helfen, womit Angestellte idealerweise einmal in der Woche anonym Feedback geben können. - Zusätzliche Benefits für Angestellte anbieten
Gerade jetzt sollten Unternehmen darauf achten, dass die Benefits stimmen. Eine Möglichkeit wäre, die Urlaubstage zu erhöhen, sofern sich das einrichten lässt. So haben Angestellte als Ausgleich mehr Zeit für sich oder ihre Familie. Angefallene Überstunden eignen sich zudem, um nun für die Freizeit genutzt zu werden. Zusätzlich sollten Betriebe das Homeoffice ihrer Angestellten mit entsprechenden Büromöbeln und IT ausstatten, damit die Arbeit von zu Hause produktiv bleibt. - Home-Office vom Privatleben trennen
Beschäftigte sollten darauf achten, dass der Arbeitsbereich vom häuslichen Alltag abgegrenzt wird und der Arbeitsplatz nicht dort ist, wo auch der Feierabend verbracht wird. Der Computer sollte also, wenn möglich, in einen separaten Raum platziert werden, um zur Ruhe zu kommen. Dadurch gelingt es leichter in den Feierabendmodus zu wechseln. Und auch das Mittagessen sollte nicht vor dem Laptop eingenommen, sondern bewusst vom Arbeitsplatz abgegrenzt werden. - Bewusste Pausen einlegen
Die Mittagspause oder den Feierabend sollten Angestellte für einen Gang an die frischen Luft nutzen, um gedanklich von der Arbeit abzuschalten. Dafür können sie ihren Kollegen über die Statusanzeige in Chat-Programmen signalisieren, dass sie gerade zu Tisch oder in einer Pause sind. Es wäre auch möglich, mit Emojis kleine Codes vereinbaren: Ein Pizza-Emoji hinter dem eigenen Account-Namen steht für die Mittagspause, ein Computer-Emoji für die Arbeitsphase. - Feierabend ist Feierabend
Direkt nach Arbeitsende sollte der Computer ausgeschaltet werden, auch das Smartphone kann nach der Arbeit für eine gewisse Zeit auf Flugmodus gestellt werden, um einen bewussten Übergang von Arbeit und Feierabend sicherzustellen. Beschäftigte können auch hier ihren Kollegen über die Statusanzeige oder mit Emojis signalisieren, dass sie im wohlverdienten Feierabend sind. Manchmal kann es auch schon helfen, von den Arbeitsklamotten in eine Jogginghose zu wechseln, um geistig mit dem Arbeitstag abzuschließen. - Erwartungen anpassen
Sowohl als Chef als auch als Angestellter heißt es, Erwartungen an die neuen Umstände anzugleichen, Verständnis und Empathie zu zeigen, eigene Grenzen kennenzulernen und zu setzen - "business as usual" ist derzeit kaum möglich. Arbeitgeber, aber auch Angestellte sollten klare und faire Ziele vereinbaren. Hierfür hilft eine strukturierte Liste zu allen Arbeitsaufträgen, die priorisiert werden. Wenn es leichter ist, die Arbeit zu erledigen, nachdem die Kinder ins Bett gegangen sind, dann sollten Angestellte die Möglichkeit haben, die Arbeitszeiten an ihre Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen. - Kein schlechtes Gewissen, wenn nicht alles geschafft wurde
An manchen Tagen ist man produktiver als an anderen. Daher sollten sich Angestellte auf die wichtigen Projekte konzentrieren, wenn sie einen Tag mit wenigen Unterbrechungen haben. Kleinere Aufgaben sollten auf Tage mit weniger Konzentrationslast aufgeschoben werden, sofern möglich. Mitarbeiter sollten auch immer die Möglichkeit haben, ihre Kollegen anzusprechen und um Rat oder Unterstützung bitten zu können - denn jeder kennt solche Tage oder Aufgaben, in denen einfach der Wurm drin ist und nichts zu laufen scheint. Empathie und Verständnis ist also gerade jetzt das Gebot der Stunde - das sollte sich auch in der Unternehmenskultur niederschlagen, damit sich die gesamte Belegschaft gehört und inkludiert fühlt.
Remote Work als Wettbewerbsvorteil begreifen
"Remote Working als Angebot an Jobinteressenten stellt einen Wettbewerbsvorteil im Recruiting dar", sagt softgarden-Geschäftsführer Mathias Heese: "Noch zu wenige Arbeitgeber nutzen die damit verbundenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt."
Bei etwa drei Viertel der Bewerber ist der Erwartungsdruck hinsichtlich der digitalen Fitness von Unternehmen im Recruitingprozess vor dem Hintergrund ihrer Pandemieerfahrungen gestiegen. 84,4 Prozent erwarten, dass die technische Ausstattung nach Corona besser sein wird, 76 Prozent rechnen mit einer größeren Transparenz bezüglich digitaler Prozesse und 70,3 Prozent erwarten mehr Schnelligkeit.
Gesundheitsmanagement und Jobsicherheit werden wichtiger
Welche Arbeitgeberaspekte sind für Bewerber seit Corona wichtiger geworden? Hier zeigt sich, dass sich durch Corona die Prioritäten insgesamt für eine Mehrheit deutlich verändert haben. Die höchste uneingeschränkte Zustimmung erzielen dabei allerdings nicht New-Work-Klassiker wie Sinn (38,4 Prozent), Führungskräfte als Enabler (33,5 Prozent) oder eine größere Eigenverantwortung beim Arbeiten (22,2 Prozent). Vielmehr kristallisieren sich eine offene Kommunikation (51,9 Prozent), ein gutes Gesundheitsmanagement (45,8 Prozent) und Jobsicherheit (45,2 Prozent) als wichtigste Aspekte heraus.
New Work? Kenne ich nicht
In der HR-Community wird vor dem Hintergrund der Pandemieerfahrungen viel über New Work gesprochen und geschrieben. Diese Diskussion geht an einem Großteil der Bewerber vorbei. Die Frage, ob Angebote rund um New Work nach Corona eine größere Rolle spielen, um Jobinteressierte von einem Arbeitgeber zu überzeugen, beantworten 75,5 Prozent der HR-Verantwortlichen mit "Ja", aber nur 39,7 Prozent der Bewerber. 41,4 Prozent der Jobsuchenden ist der Begriff unbekannt. Bei den Akademikern kennt jeder Dritte New Work nicht, bei den Nichtakademikern fast jeder Zweite.
Die Studie steht zum kostenlosen Download hier bereit.