Strategien


Human-Resources-Software

BHW baut auf Peoplesoft

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Ungewissheit nach Peoplesoft-Kauf

Bundesweit sind bei BHW 4100 Finanzmanager im Außendienst im Einsatz. In 830 Service-Centern und in der Hamelner Zentrale betreuen mehr als 5100 Mitarbeiter die Verträge. Die Zukunftsfähigkeit dieser Lösung steht allerdings in Frage - nicht wegen der Technologie, sondern wegen Oracle. Seit Sommer 2003 rang Oracle-Chef Larry Ellison um die Kontrolle über Peoplesoft - ohne bisher zu erklären, was nach der Übernahme aus deren Produkten und dem Kunden-Support werden soll. "Oracle wird es sich nicht leisten können, die Entwicklung von Payroll und des Human-Resources-Systems einzustellen", glaubt Horst Gue. "Sie müssen diese Produktlinien weiterführen, weil sie über keine adäquaten Alternativen verfügen."

Möglich ist aber auch, dass die Peoplesoft-Anwender in 18 Monaten mit leeren Händen und gekündigten Support-Verträgen dastehen. Das Peoplesoft-Management warf Oracle vor, mit der Übernahme keine ernsten Absichten zu verfolgen, sondern die Geschäfte eines missliebigen Konkurrenten stören zu wollen, und brachte Orcale deswegen vor Gericht. Die vom potenziellen Käufer verursachte Ungewissheit hat Kunden und Investoren gleichermaßen verunsichert. Obwohl Peoplesoft versuchte, Großinvestoren mit positiven Ausblicken bei Laune zu halten, verkauften viele institutionelle Anleger ihre Anteile.

Der ganz alltägliche Übernahme-Wahnsinn

Oracle verklagte wiederum die HR-Spezialisten, weil sie die Übernahme mit umstrittenen Abwehrmaßnahmen verhindern wollten. Dazu gehört unter anderem Peoplesofts "Customer Assurance Program". Der Business-Software-Anbieter hatte es kurz nach dem ersten Übernahmeangebot eingeführt. Peoplesoft sicherte darin allen Kunden eine Rückerstattung des Kaufpreises zu, falls die Produkte nach einer Übernahme nicht mehr unterstützt und weiterentwickelt würden. Das Peoplesoft-Management konnte außerdem neue Anteile ausgeben, sobald ein Investor mehr als 20 Prozent des Aktienbestandes hielt. Oracle und verkaufswillige Peoplesoft-Aktionäre klagten derzeit gegen die teuren, als "Giftpillen" bezeichneten Tricks gegen Peoplesoft.

Lange gehörte der ganz alltägliche Übernahme-Wahnsinn dazu, wenn man Geschäfte mit Peoplesoft machte. Zuletzt verschreckte das vehement gegen den eigenen Untergang ankämpfende Unternehmen die eigenen Kunden bei seiner Leitmesse in London im Oktober durch die überraschende Entlassung des CEO Craig Conway zwei Tage vor Beginn des Events. "Spinnen die jetzt völlig?", kommentierte der CEO eines großen Peoplesoft-Kunden aus den Niederlanden die Tatsache, dass das Unternehmen vor den Augen der Fachöffentlichkeit tagelang kopflos agierte und selbst für die engsten Kunden keine kohärente Strategie für 2005 formulieren konnte.

Nachdem das Peoplesoft-Management auch nach einem Aktionärsvotum im November, anlässlich dessen Oracle über 60 Prozent der Anteile zugesagt worden waren, an seinem Widerstand gegen die feindliche Übernahme festhielt, zogen sich die Querelen noch hin. Oracle hatte bereits vier Kandidaten für die Verwaltungsratswahlen auf der Peoplesoft-Hauptversammlung Ende März 2005 nominiert. Selbst nach der Übernahme im Dezember 2004 wird das schlagzeilenträchtige Tauziehen nicht zu Ende sein.

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