Vertrauliches Konzept
Bund will IT stärker steuern
An der Spitze soll es einen "CIO Bund" geben, der als beamteter Staatssekretär sowohl im Bundeskanzleramt als auch im Innen- oder Finanzministerium verankert ist.
Die Ressorts sollen dem Konzept zufolge ihre IT-Budgets weiterhin selbst verantworten. Aufträge für IT-Projekte, die nicht den definierten Standards genügen, müsste ihnen jedoch der Bundes-CIO genehmigen. Das würde jedoch Artikel 65 des Grundgesetzes berühren, worin explizit steht: "Innerhalb dieser Richtlinien (des Bundeskanzlers, Anm. d. Redaktion) leitet jeder Bundesminister seinen Geschäftsbereich selbständig und unter eigener Verantwortung."
Wilfied Erber, Geschäftsführer bei Bearing Point, verweist auf die Privatwirtschaft: "Die Firma E.ON ist zentral gesteuert. Ihre operativen Einheiten agieren aber dezentral und selbständig. Die IT-Steuerung liegt in der Verantwortung der einzelnen Firmen. Trotzdem ist es eine Notwendigkeit, dass E.ON einen zentralen Konzern-CIO eingestellt hat, der die Koordination übernimmt. Das können Sie auf den Bund übertragen, wo es verschiedenste Interessen gibt, wo es aber wichtig ist, dass der Bund in IT-Fragen mit einer Stimme spricht."
Gäbe es denn einen neuen starken IT-Mann des Bundes, dann würde er auf jeden Fall alle Hände voll zu tun haben. Laut Konzept soll er nämlich die IT-Strategie und -Architektur fortschreiben, ein IT-Rahmenkonzept entwickeln, Standards setzen, das strategische IT-Controlling durchführen und zusammen mit dem CTO die internen Dienstleister steuern.
Die Einführung eines obersten CIO des Bundes, würde auch die CIO-Diskussion in den Ländern positiv beeinflussen, meint man bei Bearing Point. Geschäftsführer Erber: "Dann wird jedes Land einen eigenen CIO zur Vertretung der Länderinteressen aufstellen. Das würde die IT in Deutschland im öffentlichen Bereich gewaltig nach vorne bringen."
Bis Ende Oktober wollen die Ministerien sich weitgehend geeinigt haben.