Public IT


Nach Herkules-Verriss im Handelsblatt

Bundeswehr-IT verteidigt sich

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.

Soziologen befragen Nutzer und Anwender von Herkules

Der Bericht listet den Fortschritt in den jeweiligen Projekten auf und fasst außerdem die Ergebnisse der ersten, repräsentativen und anonymen Nutzerbefragung von September/Oktober 2009 zusammen. Drei Gruppen wurden dabei vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr (SOWI) im Auftrag der Bundeswehrführung befragt. Zum einen die Endnutzer (rund 30.000 Antworten). Zum anderen die Dienststellenleiter (rund 300 Antworten) sowie die „Bevollmächtigen Vertreter Herkules", die die Ansprechpartner für das IT-Amt der Bundeswehr und der BWI IT für Herkules-Belange in den Teilstreitkräften sind (neun Antworten).

In seiner Zusammenfassung kommt das Verteidigungsministerium zu dem Schluss, die Befragungsergebnisse seien „uneinheitlich". Die Mehrheit der Befragten kann demnach ihren Auftrag mit der vorhandenen IT-Ausstattung (alt und neu) erfüllen und ist mit der IT-Infrastruktur grundsätzlich zufrieden. Aber: „Der zu erwartende positive Effekt mit der Neuausstattung trat nur teilweise ein." Bei der Service-Qualität in Bezug auf Hotlines und Telefondienste sowie der Störungsbeseitigung durch die BW IT wird „umfänglicher Optimierungsbedarf" gesehen. Auch die fachliche Kompetenz wird bemängelt.

So lautet in dem Bericht das Fazit zu den Beurteilungen der Nutzer und Projektleiter, die das neue System bedienen: „Keiner der Befragten ist der Meinung, dass sich die strategische Partnerschaft der Bundeswehr mit der (Kooperationsgesellschaft) BW IT bewährt habe". Und: „Niemand hält die BW IT für einen guten industriellen Partner, der der Aufgabe gewachsen ist und flexibel genug, um auf die Besonderheiten seines Organisationsbereichs einzugehen."

Nur jede zwanzigste betroffene Dienststelle glaubt an die Managementkompetenz der BW IT, weniger als die Hälfte der Benutzer glaubt sogar noch an das Gelingen der angestrebten Modernisierung. Die Nutzer beschweren sich über Ausfälle des IT-Netzwerks, geringe Geschwindigkeiten im Netzwerk sowie Pannen und Fehlfunktionen von Druckern und Laptops. 94 Prozent der Dienstellenleitungen meinen, die Bundeswehr hätte die Leistungen genauso gut oder besser erbringen können wie das PPP-Projekt.

Jochen Reinhardt, Sprecher der BWI Informationstechnik GmbH, meint dazu: „Im ‚Handelsblatt’ wurden vor allem Aussagen der letzten Gruppe, also die der ‚Bevollmächtigen Vertreter Herkules‘ zitiert. Er will Zweifel am Fortschritt des Projekts mit den bisher erreichten Erfolgen kontern. Mit einem Statusbericht zu den wichtigsten Teilprojekten und einer Auflistung über die bereits erledigten Modernisierungsschritte und dem Nutzen, den die Bundeswehr trotz noch nicht abgeschlossener Modernisierung bereits daraus ziehen könne.

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