Aufstand im Büro

Chef-Mobbing

26.03.2019
Von Helene Endres und Klaus Werle

Von Schwarzfahren und Falschparken einmal abgesehen, gibt es kaum eine Grenzüberschreitung, bei der so wenig Unrechtsbewusstsein herrscht wie beim Mobben gegen die Bosse. Loyalität am Arbeitsplatz ist ein schwindendes Gut. "Das Commitment der Mitarbeiter sackt ins Bodenlose", sagt Walter Bungard, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Uni Mannheim. In den vergangenen Jahren wurde den Angestellten einiges abverlangt: mehr Arbeit, weniger Geld, permanente Umstrukturierungen. Vielerorts kamen Führungskräfte ans Ruder, die Mitarbeiter nur als Kostenfaktor sahen. "Beim Image haben Top-Manager das Niveau von Politikern erreicht", sagt Bungard. "Viele Vorgesetzte sind immun gegen Kritik, weil sie sich in den mageren Jahren gegenüber ihren Untergebenen viel herausnehmen konnten."

Jetzt ist die Wirtschaft stabil - aber die Stimmung in den Büros trotzdem am Boden. Mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer sagten in einer Forsa-Umfrage, das Betriebsklima habe sich im Aufschwung verschlechtert. Kaum ein Arbeitnehmer hat das Gefühl, dass sich sein bedingungsloser Einsatz für die Firma noch lohnt.

Anders als vor einigen Jahren aber wird bei Frust nicht mehr gekündigt, sondern stillschweigend Rache geschworen. Wem selbst gekündigt wird, der klagt erst mal - ist ja normal.

Die Folge: eine grassierende Mitnahmementalität - jeder ist sich selbst der Nächste. Und wenn ich heute schon mal drei Packen Laser-Papier mitnehme, kann ich morgen darauf meine Bewerbung drucken.

Extreme Selbstzweifel

Nur noch 13 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind Feuer und Flamme für die Arbeit, stehen voll und ganz hinter Job und Firma - der Rest macht entweder Dienst nach Vorschrift (68 Prozent) oder hat bereits innerlich gekündigt (19 Prozent), wie das Marktforschungsunternehmen Gallup herausfand. Die miese Stimmung im Büro drückt auf die Motivation, fördert Sabotage - und lässt auf Defizite in der Führungsetage schließen.

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